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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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sie gemerkt und wußte: es war dieselbe Leinwand, die<br />

unter tausend Angst und Qual gewebte, mit welcher<br />

er Tags zuvor das Haus verlassen, und der Unglückliche<br />

kehrte, von vergeblicher Wanderung, rathlos, hilflos<br />

zurück! Auch Reinhold dröhnte der dumpfe Hall<br />

durch die Seele; so gebrochen, so ganz zerknickt, wie<br />

in diesem Augenblick, hatte er den Vater noch nie gesehen.<br />

Lenens Entschluß war sogleich gefaßt. Sie schlug die<br />

Augen auf, richtete sich, so schwer es ihr ward, in die<br />

Höhe – und mit dem lieblichsten, trostvollsten Lächeln,<br />

als wär’ es zu einem recht freudigen Empfange und<br />

es gäbe nichts in diesem Augenblick, was ihre Herzen<br />

angstvoll zusammenschnürte, streckte sie dem Bruder<br />

die bleiche, zitternde Hand entgegen.<br />

Der Meister, ohne die Anwesenheit des Fremden<br />

auch nur im Geringsten zu beachten, ging, quer durchs<br />

Zimmer, auf das Bette zu, ergriff die dargereichte Hand<br />

und fuhr mit der andern leise über das dünne, feuchte<br />

Haar der Kranken.<br />

Der Großvater, nach seiner bethulichen Weise, hatte<br />

ein Fußbänkchen herbeigetragen. Der Meister küßte<br />

ihm ehrerbietig die Hand, nickte Reinhold mit wehmüthiger<br />

Freundlichkeit; dann, lautlos, setzte er sich<br />

in die Ecke.<br />

Auch hier wieder war Sandmoll der Erste, der die<br />

allgemeine schwüle Stille zu unterbrechen wagte.

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