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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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— 174 —<br />

Gut, gut, pflegte Herr Wolston in solchen Fällen zu<br />

sagen: Hat Recht, mein Junge! soll es nicht nöthig haben,<br />

mein Julian, sein frisches Leben zu vergraben unter<br />

Ziffern und seine Seele zu verkaufen an die todten<br />

Maschinen! Soll es nicht nöthig haben, o nein! Soll treiben<br />

können, was ihm beliebt, ein freier Mann, malen,<br />

dichten, reisen, was er will, und kein Prinz soll es besser<br />

haben als er . . .<br />

Wie Julian so viel Zärtlichkeit erwiderte? – Dies von<br />

Allem war das Wundersamste. Ein Herz, so sanft, so<br />

weich, so überströmend in Liebe, so zuvorkommend<br />

auch gegen den Geringsten seiner Dienerschaft – und<br />

war doch kalt und verschlossen gegen diejenigen, die<br />

ihm gerade am Nächsten standen und das meiste Anrecht<br />

gehabt hätten auf seine Liebe: seine Aeltern.<br />

Julian war gehorsam, demüthig, ehrerbietig gegen<br />

seine Aeltern; niemals, auch mit dem leisesten Gedanken<br />

nicht, misbrauchte er die Herrschaft, die sein Vater<br />

ihm über sich einräumte und die auch dem scharfsichtigen<br />

Kinde unmöglich verborgen bleiben konnte –<br />

Aber Liebe? Nein, von Liebe gegen seine Aeltern empfand<br />

seine junge Seele nichts.<br />

Die Mutter, allen Anzeichen nach, erwiderte diese<br />

geheime Abneigung. Es war ein ähnliches Verhältniß<br />

zwischen ihr und Julian, wie zwischen Herrn Wolston<br />

und Angelica: sie sah den Knaben wenig, fast nie, und<br />

wenn es geschah, so war es deutlich, daß schon sein<br />

bloßer Anblick ihrem Herzen Zwang anthat.

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