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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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— 263 —<br />

Mich hungert, sagte er: gib mir etwas zu essen, Frau,<br />

nur eine Rinde Brod – und dann wollen wir noch eine<br />

Stunde schlafen.<br />

Unsere Leser werden das, wie gesagt, sehr unästhetisch<br />

finden; wie kann man essen wollen auf solche<br />

Scene?!<br />

Ganz gewiß, schöne Leserin: hätte bei Ihnen, nach<br />

einem ähnlichen Vorgang, die Schwäche der Natur sich<br />

gemeldet (wiewohl schon das im Grunde eine Beleidigung<br />

ist gegen Ihre Bildung), allen Respect vor Ihrer<br />

Zartheit, Sie hätten sie unterdrückt, ja nicht sich selber<br />

hätten Sie eingestanden, daß Sie hungert. Aber die<br />

schlechte <strong>Gesellschaft</strong>, in welche dieses Buch Sie nun<br />

einmal geführt hat, besitzt diese Regards nicht –: Konrad<br />

fühlte, daß ihn hungerte und so sagte er’s.<br />

Margareth erschrak. Zu essen? Gerechter Gott, auch<br />

die Rinde Brod, nach der ihren Mann verlangte – seit<br />

zwei Tagen war sie nicht mehr im Hause!<br />

Konrad errieth ihre Verlegenheit. Laß gut sein, sagte<br />

er, es ist verdrießlich, hungrig zu Bett zu gehn. Aber es<br />

thut nichts und ich denke schon nicht mehr daran.<br />

Aber Margareth war ein Gedanke durch den Kopf<br />

geschossen –<br />

In dem Gebirg, wo diese Geschichte sich zuträgt, wie<br />

in vielen andern Gegenden Deutschlands, ist es ein<br />

alter Hochzeitgebrauch, den Neuvermählten am Tage<br />

der Trauung ein Laib Brod unter die Schwelle der Wohnung<br />

zu legen: frommes Symbol, daß es dem jungen

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