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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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Aber indem er dies sagte, hörte er auch schon die bekannten<br />

Tritte auf der Schwelle; die Thür öffnete sich<br />

und der Meister selbst trat herein.<br />

ZEHNTES KAPITEL. DER MEISTER.<br />

Es war eine lange hagre Figur, der Meister, im dunkelfarbigen,<br />

selbstgewebten Rock. Spärliche schwarze<br />

Haare, glatt anliegend, umschlossen ein bleiches, abgehärmtes<br />

Antlitz, so mild, so schüchtern, daß es unbegreiflich<br />

schien, wie ein Mann von dem unbeugsamen,<br />

ehernen Charakter, als welchen das Gerücht den Meister<br />

bezeichnete, zu diesem Gesichte kam. Nur um den<br />

Mund, mit schmalen blassen Lippen, fest eingekniffen,<br />

spielte ein Zug – war es Schmerz? war es Bitterkeit?<br />

aber jedenfalls ein Zug, der auf eine ungewöhnliche<br />

Energie hindeutete.<br />

Der Meister, noch in der Thür, warf ein schweres<br />

Pack vom Rücken. Die Kranke, in der Angst ihres Herzens,<br />

hatte nicht gewagt, den Bruder anzusehen; sie<br />

lag, wie schlummernd, und ließ nur aus dem Grund<br />

ihrer Seele stumme, verzweifelnde Gebete gen Himmel<br />

steigen.<br />

Aber auch ohne die Augen aufzuschlagen, an dem<br />

dumpfen Hall, mit dem das Pack zu Boden fiel, an der<br />

Art dann, wie der Meister seinen Weißdornstab, erschöpft,<br />

in die Ecke sinken ließ und nun, statt allen<br />

Grußes, tief aufseufzte aus beklemmter Brust – an diesem<br />

Allen, auch ohne die Augen aufzuschlagen, hatte

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