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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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— 309 —<br />

Angelica fühlte, wie ihr das Wasser in die Augen<br />

schoß und Angst und Schmerz ihr die Kehle zuzuschnüren<br />

drohten. Aber ihren Jammer muthig zurückkämpfend:<br />

Freilich, mein Julian, sagte sie, finde ich dich verändert.<br />

Was du seit unsrer Trennung gewachsen bist! Du<br />

mußt ja größer sein jetzt, als deine kleine Schwester!<br />

Und wie stark, wie wohl du aussiehst! wie deine Augen<br />

glänzen! Warte nur! rief sie und zog seinen Kopf<br />

mit Ungestüm an ihren Busen, damit er die Thränen<br />

nicht sehen sollte, die ihr unaufhaltsam über die Wange<br />

perlten: jetzt bin ich wieder bei dir, mein Julian,<br />

jetzt wollen wir wieder durch Wald und Garten streifen,<br />

und wollen uns Blumen suchen oder wollen am<br />

Röhrbrunnen sitzen in der Mittagschwüle, unter den<br />

alten Heiligen, weißt du noch? und wollen uns Märchen<br />

erzählen, wie ehedem . . .<br />

Julian hatte sich leise aus der Umarmung losgemacht,<br />

er sah sie lange ruhig, lächelnd an und küßte<br />

ihr die Thränen vom Gesicht –<br />

Gute Schwester, sagte er mit leisem Kopfschütteln<br />

. . .<br />

Aber ein so schmerzlich bittender Ausdruck lag in<br />

dem Antlitz des armen geängstigten Mädchens, daß er<br />

den Rest des Satzes nicht auszusprechen wagte, sondern<br />

mit der Hand über die Stirn streichend, und die<br />

andere herzhaft in Angelica’s weiches Händchen einschlagend:

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