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Das Engelchen. Robert Prutz. - Karl-May-Gesellschaft

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Maler die Umrisse geliefert: und wie künstlich sie waren,<br />

der Meister verstand es doch, sie auf seine schillernden<br />

Fäden zu übertragen. Damals sah das Haus des<br />

Meisters nicht so ärmlich aus, wie jetzt: damals strahlten<br />

die kleinen Scheiben und in der sauber getünchten<br />

Stube klapperten vergnüglich die Webestühle.<br />

Denn es war der Arbeit mehr, als er allein, wiewohl<br />

von unermüdlichem Fleiß, bei Tag, bei Nacht, bewältigen<br />

konnte. Darum nahm er sich zu Zeiten Gesellen an.<br />

Wiewohl es ihm nicht leicht fiel, deren zu finden, die<br />

ihm genügt hätten. Denn mit der ganzen Strenge eines<br />

alten Meisters hielt er auch in diesem Punkt an den ererbten<br />

Vorschriften und wollte Niemand zum Gehilfen<br />

annehmen, als wer sich verpflichtete, die ganze mühselige<br />

Lehrzeit von ehedem bei ihm durchzumachen. –<br />

Dazu fand er denn freilich, bei der völlig veränderten<br />

Stimmung der Zeit, nur Wenige bereit. Und auch diese<br />

Wenigen hielten hinterdrein meist nicht aus.<br />

Aber bei alledem war der Meister ein unglücklicher<br />

Mann, die Hand des Schicksals lag schwer auf ihm und<br />

den Seinigen. Seine Frau (Niemand von den jetzt im<br />

Dorfe Lebenden wußte sich ihrer zu erinnern, doch<br />

ging die Rede, daß es eine stille, fleißige Frau gewesen,<br />

ebenfalls aus einer alten Weberfamilie) war im zweiten<br />

Kindbett gestorben; seine Schwester, Lene, war<br />

schwindsüchtig und hatte seit vielen Jahren das Bett<br />

nicht verlassen; sein Vater endlich, ein Greis von wahrhaft<br />

ehrfurchtgebietender Gestalt, groß und schlank,

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