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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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Ausbildungs- und Studienwahl so selten <strong>in</strong> Anspruch genommen wird! Natürlich ist aus der<br />

soziologischen Forschung der E<strong>in</strong>fluss verschiedenster sozialer Umweltfaktoren (Familie,<br />

peer-group, Medien, gesellschaftliche Strukturen und damit verbundene Zutrittschancen) 3 auf<br />

<strong>das</strong> Berufswahlverhalten junger Menschen bekannt, womit die Berufswahlentscheidung der<br />

Mädchen ebenso wie die somit erfolgte Inkaufnahme der genannten daran gekoppelten<br />

Nachteile nur e<strong>in</strong>geschränkt als Ausdruck persönlicher Me<strong>in</strong>ungsf<strong>in</strong>dung gewertet werden<br />

kann, sondern vielmehr als Synthese aus eigenen Erfahrungen bzw. Ansichten sowie<br />

familiärer, medialer, gleichaltrigengruppenbezogener und gesellschaftsstruktureller<br />

Wirkungskomponenten betrachtet werden muss, die im Ergebnis <strong>in</strong>dividuell unterschiedlich<br />

gewichtet wurden.<br />

Soziologisches Wissen liegt gleichfalls darüber vor, <strong>das</strong>s Familie, Medien <strong>oder</strong> peer-group als<br />

Sozialisations<strong>in</strong>stanzen kulturelle Werte transportieren 4 , <strong>das</strong>s auch die Gesellschaft <strong>in</strong><br />

Übere<strong>in</strong>stimmung mit diesen kulturellen Werten strukturiert ist 5 und wir des weiteren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kultur leben, <strong>in</strong> der <strong>das</strong> „Geschlechtskonzept“ Priorität vor anderen auf Klassifizierung<br />

ausgerichteten geistigen Entwürfen 6 (wie etwa der Differenzierung nach Schicht-, Alters-,<br />

Religions-, Rassen- <strong>oder</strong> Stadt-/ Landzugehörigkeit) hat. Letzteres erklärt den Verkaufserfolg<br />

von Bestsellern wie „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht e<strong>in</strong>parken“ 7 <strong>–</strong><br />

Büchern also, die kurz hier Erwähnung f<strong>in</strong>den müssen, weil sie anschaulich dokumentieren,<br />

wie eng (und wie zw<strong>in</strong>gend!) die Zuordnung von Eigenschaften <strong>oder</strong> Verhaltensweisen zu<br />

e<strong>in</strong>em Geschlecht im Rahmen der kulturellen Geschlechtsrollenkonzeption an die Vorstellung<br />

über die Eignung zur Ausübung bestimmter Berufsgruppen gebunden ist. Liegt es doch klar<br />

auf der Hand: Wenn Männer geschlechtsbed<strong>in</strong>gt nicht zuhören können -ihnen also pr<strong>in</strong>zipiell<br />

jegliche Empathie und die Fähigkeit, Redebeiträgen anderer Menschen e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Aufmerksamkeit zu widmen, fehlt- wie sollen sie dann beispielsweise <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, als<br />

Krankenpfleger auf die Bedürfnisse von PatientInnen e<strong>in</strong>zugehen, sich als<br />

K<strong>in</strong>derkrippenerzieher bzw. K<strong>in</strong>dergärtner <strong>in</strong> die Erlebnis- und Gefühlswelt kle<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>der<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen, als Verkäufer die Wünsche der Kundschaft gezielt zu erfragen und <strong>in</strong> der<br />

Verkaufsberatung entsprechend zu berücksichtigen <strong>oder</strong> aber als Sekretär e<strong>in</strong> Büro zu<br />

betreuen, ohne dabei ständig Gefahr zu laufen, die Vorgaben der vorgesetzten<br />

Führungsperson zu ignorieren? Und wie sollen Frauen Schiffe, Flugzeuge, Eisenbahnen,<br />

Rettungshubschrauber, Feuerwehrautos, Taxis, Busse, Straßenbahnen, LKWs,<br />

Krankenwagen, U-Boote, Bagger, Kräne, Traktoren, Fähren, Weltraumraketen,<br />

Polizeifahrzeuge, Panzer <strong>oder</strong> auch nur e<strong>in</strong>en zum E<strong>in</strong>stapeln von Teebeutel-Kartons<br />

bestimmten Gabelstapler angemessen zum Stillstand br<strong>in</strong>gen, wenn ihnen die Kompetenz<br />

zum E<strong>in</strong>parken qua Geschlecht fehlt? Dies kle<strong>in</strong>e, dem medialen Sektor entlehnte Beispiel<br />

führt klar vor Augen, welch unmittelbarer Zusammenhang zwischen den -laut kultureller<br />

Auffassung- für e<strong>in</strong> Geschlecht charakteristischen Merkmalen und den jenem Geschlecht<br />

-ebenfalls aus kultureller Sicht- zugestandenen berufsbezogenen Begabungen und Fähigkeiten<br />

besteht und verdeutlicht demnach die tragende Rolle kultureller Werte im beruflichen<br />

3<br />

siehe hierzu die Kapitel „C.4. Das kulturelle Geschlechtsrollenkonzept als Wegweiser für e<strong>in</strong>e<br />

geschlechtsrollenspezifische Berufswahlentscheidung“ und „C.3. Gesellschaftliche Strukturen als Zensur<br />

,geschlechtsuntypischer’ Berufswahlambitionen“<br />

4 Näher wird im Kapitel C.4. darauf e<strong>in</strong>gegangen.<br />

5 wie im Kapitel C.3. beschrieben wird<br />

6 Bilden 1998, S. 282<br />

7 Allan und Barbara Pease: Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht e<strong>in</strong>parken. Ganz natürliche<br />

Erklärungen für eigentlich unerklärliche Schwächen. 26. Auflage. München: Ullste<strong>in</strong>, 2003. Der im<br />

Herkunftsland des AutorInnenpaares Australien erschienene Orig<strong>in</strong>altitel des Buches lautet übrigens: Why men<br />

don’t listen and women can’t read maps., was sich als <strong>in</strong>teressanter Beleg für die geografische Gebundenheit<br />

bzw. Kulturkreisabhängigkeit gesellschaftlicher Normen (wie der Geschlechterbilder) darstellt. Denn<br />

augensche<strong>in</strong>lich wiegt im Autoland <strong>Deutsch</strong>land <strong>das</strong> Klischee von der hilflos der Willkür des eigenen<br />

Fahrzeugs beim Lenken ausgelieferten Frau schwerer als im weiten, unendlichen Australien, wo der als<br />

antagonistisch betrachtete Widerspruch zwischen Landkarte und weiblichem Hirn als bedeutsamer gilt.<br />

2

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