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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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<strong>in</strong>haltlichen Ablehnung der Studie. Dass e<strong>in</strong>e solche Position der Teilnahmeverweigerung aus<br />

<strong>in</strong>haltlichen Gründen bei e<strong>in</strong>igen Schulleitungen bzw. Lehrkräften existieren würde, war<br />

voraussehbar. Angesichts der Ambivalenz, der sich e<strong>in</strong>e Person zwangsläufig aussetzen muss,<br />

wenn sie e<strong>in</strong>erseits traditionellen Denkmustern verhaftet ist und andererseits um die<br />

zum<strong>in</strong>dest formelle Notwendigkeit der Orientierung an den soziokulturellen Implikationen<br />

gesetzlicher Grundlagen wie dem Gleichberechtigungsartikel im Grundgesetz weiß,<br />

überrascht auch <strong>das</strong> starke Bestreben des Direktors zur Kaschierung des eigenen<br />

Standpunktes nicht. Ähnlich lässt sich die Vehemenz der vom stellvertretenden Direktor<br />

geschilderten Ablehnung durch den ursprünglich für die Durchführung der Befragung<br />

bestimmten Kollegen und Teile des Lehrkollegiums e<strong>in</strong>ordnen. Rückführbar ist sie vermutlich<br />

darauf, <strong>das</strong>s sowohl e<strong>in</strong> Abschnitt der <strong>in</strong> <strong>das</strong> Anschreiben <strong>in</strong>tegrierten kurzen Erläuterung zum<br />

Projekt als auch e<strong>in</strong>ige Items im Fragebogen Aussagen enthielten, die Berührungspunkte mit<br />

der eigenen Identität bzw. dem eigenen Rollenmodell boten. So be<strong>in</strong>haltete die<br />

Projekterläuterung den H<strong>in</strong>weis auf die durch den Achten Jugendbericht getätigte Feststellung<br />

des Widerspruchs zwischen im Verhältnis zu Jungen formal gleichen und zensurenmäßig<br />

betrachtet sogar besseren Notenabschlüssen von Mädchen und ihrer Entscheidung für ger<strong>in</strong>g<br />

entlohnte und sozial wenig angesehene Berufe. Fragebogenimmanent waren zudem Items zur<br />

Karriereplanung, zu Vorstellungen über die Familienverfassung bzw. zur Arbeitsteilung <strong>in</strong><br />

bezug auf Haushalt und K<strong>in</strong>dererziehung sowie zum Geschlecht der Schulleitung, zur<br />

besseren Eignung des Mannes für den Posten der Schulleitung und zur Interpretation der<br />

fiktiven Existenz e<strong>in</strong>er gestiegenen Anzahl von SchulleiterInnen. Anzunehmen ist, <strong>das</strong>s<br />

sowohl <strong>das</strong> H<strong>in</strong>terfragen des eigenen Geschlechtsrollenbildes durch die genannten Items als<br />

auch die Fokussierung der Projekterläuterung auf die gesellschaftliche Abwertung von<br />

„Frauenberufen“ e<strong>in</strong>e Konfrontation mit eigenen Wertvorstellungen auslöste, die <strong>in</strong> der<br />

Konsequenz zur Ablehnung des Projektes führte. Nun war aber die <strong>in</strong>haltlich begründete<br />

Teilnahmeverweigerung im Gegensatz zur methodisch begründeten Ablehnung (technische<br />

Ausstattung etc.) reduzierbar. In der Folge bedurfte es e<strong>in</strong>er argumentativen Veränderung, um<br />

die für e<strong>in</strong>e Teilnahmegew<strong>in</strong>nung notwendige Offenheit gegenüber der Studie zu erreichen.<br />

Wegen ihrer faktorenanalytisch ermittelten mangelnden Interkorrelation mit den übrigen<br />

Variablen des zugehörigen Fragebogenteiles wurden die Items zur Laufbahnplanung und zum<br />

eigenen Beziehungsmodell für die Hauptstudie elim<strong>in</strong>iert; lediglich die auf die Schulleitung<br />

bezogenen Items verblieben. Die Aussagen dieser verbleibenden Items blieben zwar <strong>in</strong>haltlich<br />

identisch, wurden jedoch <strong>in</strong> der Formulierung abgemildert. Weiterh<strong>in</strong> wurden die<br />

Projekterläuterungen modifiziert. Statt e<strong>in</strong>er schwerpunktmäßigen Bezugnahme auf den<br />

engen Zusammenhang von sozialer und ökonomischer Stellung der Frau und der Wahl von<br />

„Frauenberufen“ durch <strong>das</strong> weibliche Geschlecht und damit e<strong>in</strong>er Konzentration auf die<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung von Mädchen fokussierte die Argumentation <strong>in</strong> der Hauptstudie auf <strong>das</strong><br />

Thema „Vergeudung von Bildungsressourcen“. Ziel der Argumentationsstrategie war es, die<br />

Identität der Schule als Bildungse<strong>in</strong>richtung herauszuarbeiten, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>erseits die weibliche<br />

Orientierung auf sogenannte Frauenberufe primär als Disqualifikation sowie als<br />

Prädest<strong>in</strong>ation zur Arbeitslosigkeit dargestellt und andererseits auf den Widerspruch zwischen<br />

e<strong>in</strong>er quasi kulturellen Berufswahlvorbereitung <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit bzw. im Jugendalter (durch<br />

sozialisatorische Separierung der Geschlechter h<strong>in</strong>sichtlich des Verhaltens, der Eigenschaften,<br />

Neigungen und Fähigkeiten) und der schulischen Vorbereitung auf den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong>s<br />

Berufsleben verwiesen wurde (letztere gekennzeichnet durch <strong>das</strong> geme<strong>in</strong>same Unterrichten <strong>in</strong><br />

allen Fächern und dieselben Bildungsabschlüsse, aus denen sich für beide Geschlechter<br />

dieselben Möglichkeiten für <strong>das</strong> berufliche Qualifikationsniveau und die Spektrumsbreite bei<br />

der Berufswahl ergeben). Da eben diese Argumentationsl<strong>in</strong>ie -auch wenn sie nur e<strong>in</strong>en Teil<br />

des zu untersuchenden Gesamtzusammenhanges darstellte und somit selektiv war- im<br />

ausführlichen Gespräch beim telefonischen Erstkontakt mit den Schulen genutzt worden war<br />

und es so gelang, alle über Telefon erreichbaren Pretestschulen für e<strong>in</strong>e sofortige <strong>oder</strong> um e<strong>in</strong><br />

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