Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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durch die Suche nach der eigenen Geschlechtsidentität bestimmt ist, die Persönlichkeit<br />
entscheidend charakterisiert<strong>–</strong> und somit auch die Leistungsbereitschaft als e<strong>in</strong>es der zentralen<br />
Merkmale von Persönlichkeit. Dies impliziert e<strong>in</strong>e strukturelle Ambivalenz für die<br />
SchülerInnen, weil sie vor e<strong>in</strong>er „double-b<strong>in</strong>d-situation“ stehen: zwar s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Schule alle<br />
Lernenden dazu angehalten, die eigene fachliche Leistung anhand der schulisch def<strong>in</strong>ierten<br />
Leistungskriterien -der Schulnoten- zu bewerten. Neben dieser „sachlich-objektiven<br />
Bezugsnorm“ wissen die SchülerInnen jedoch noch um e<strong>in</strong>e „soziale Bezugsnorm“ (ebd., S.<br />
11), anhand derer die <strong>in</strong>dividuelle Fachleistung mit der fachlichen Leistungsverteilung der<br />
jeweils gleichgeschlechtlichen bzw. andersgeschlechtlichen sozialen Großgruppe als soziale<br />
Bezugsgruppe vergleichen wird. Dabei wird augensche<strong>in</strong>lich der sozialen Bezugsnorm<br />
vielfach e<strong>in</strong>e höhere Priorität e<strong>in</strong>geräumt als der sachlich-objektiven. In Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
damit sche<strong>in</strong>t es e<strong>in</strong>er großen Anzahl von Mädchen und Jungen auch nicht möglich zu se<strong>in</strong>,<br />
ihre Leistung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nicht mit der eigenen Geschlechterrolle korrespondierenden<br />
Unterrichtsfach als Mittel zur Selbstverwirklichung zu betrachten, da sich beide Geschlechter<br />
fachbezogene Berufseignung aufgrund der eigenen Fachnoten vorwiegend nur <strong>in</strong><br />
„geschlechtstypischen“ Schulfächern zubilligen, obwohl die zu den Zensuren erhobenen<br />
empirischen Befunde für die klare Mehrheit der Befragten beiderlei Geschlechts e<strong>in</strong>e<br />
derartige E<strong>in</strong>schätzung statistisch nicht stützen.<br />
Wie die Ergebnisse der Studie dokumentieren, stellt e<strong>in</strong>e klischeehaften Erwartungen genau<br />
zuwider laufende Besetzung der Lehrkräfte <strong>in</strong> als geschlechtstypisch betrachteten<br />
Schulfächern e<strong>in</strong>e Methode zur Entstereotypisierung dieser Diszipl<strong>in</strong>en dar, die längst nicht<br />
bei allen Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern Wirkung zeitigt. Werden doch Unterrichtsfächer selbst<br />
dann noch als geschlechtsbestimmt wahrgenommen, wenn die Lehrkräfte e<strong>in</strong>deutig so darauf<br />
verteilt s<strong>in</strong>d, <strong>das</strong>s eigentlich jegliche Geschlechtsrollenzuweisung konterkariert wird (z.B.<br />
Informatiklehrer<strong>in</strong>, <strong>Deutsch</strong>lehrer etc.). Um diese Annahme e<strong>in</strong>er fachbezogenen<br />
Geschlechtsbestimmtheit zu entkräften, ist es nach den Untersuchungsresultaten vor allem<br />
wichtig, die Leistungsbereitschaft der Lernenden <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong> für geschlechtsspezifisch<br />
erachteten Fächern zu fördern. Dies erfordert wiederum zuallererst e<strong>in</strong>e realitätsadäquate<br />
Leistungswahrnehmung, also e<strong>in</strong>e klare Fokussierung auf die sachlich-objektive Bezugsnorm<br />
durch die e<strong>in</strong>zelne Schüler<strong>in</strong> bzw. den e<strong>in</strong>zelnen Schüler. Dergestalt kann objektiv existente<br />
Leistung (ob nun Erfolg <strong>oder</strong> Misserfolg) auch subjektiv als sachbezogen wahrgenommen<br />
und entsprechend im Selbstkonzept verankert werden. Zensuren gelten damit e<strong>in</strong>deutig als<br />
Indikatoren für Fachkompetenz und können demnach auch <strong>in</strong> den <strong>in</strong> der soziokulturellen<br />
Tradition als „mädchentypisch“ bzw. „jungenspezifisch“ angesehenen Unterrichtsfächern als<br />
Kriterium für gegebene <strong>oder</strong> aber nicht vorhandene Eignung für fachverwandte Berufe<br />
herangezogen werden.<br />
Zur Herstellung e<strong>in</strong>er solchen tatsachengerechten Leistungswahrnehmung bedarf es der<br />
Anregung entsprechender Lernprozesse auf der curricular-methodischen Ebene sowie der<br />
kont<strong>in</strong>uierlichen positiven Verstärkung der hierdurch erreichten Lerneffekte durch <strong>in</strong>direkte<br />
Ermutigung 341 , aber auch Belohnung. So sollten sich -fächerübergreifend-<br />
Aufgabenstellungen <strong>in</strong> den Lehrbüchern (so oft sich e<strong>in</strong> solcher Bezug herstellen lässt) damit<br />
befassen, <strong>in</strong> welchen Berufen Fachkenntnisse aus dem jeweiligen Unterrichtsfach gut<br />
verwertbar bzw. anwendbar s<strong>in</strong>d, wobei durchgängig jeweils die weibliche wie die männliche<br />
Berufsbezeichnung gleichberechtigt nebene<strong>in</strong>ander zu erwähnen s<strong>in</strong>d, damit sich bei den<br />
Lernenden <strong>das</strong> Wissen um die Selbstverständlichkeit der Präsenz beider Geschlechter <strong>in</strong> allen<br />
Berufsfeldern (ohne expliziten Verweis darauf, ergo quasi als Nebenprodukt der Bearbeitung<br />
von Schulaufgaben) herausbilden kann. Bei der Rückgabe schriftlicher Leistungskontrollen<br />
bzw. von Klassenarbeiten ist darauf zu achten, die Arbeiten den SchülerInnen nicht <strong>in</strong><br />
zufälliger <strong>oder</strong> alphabetischer Reihenfolge, sondern vielmehr nach (anhand von Zensuren<br />
341 <strong>in</strong>direkte Ermutigung deshalb, weil sich die vorgeschlagenen Methoden auf die gesamte Klasse und nicht auf<br />
e<strong>in</strong>zelne Schüler<strong>in</strong>nen <strong>oder</strong> Schüler beziehen<br />
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