Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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Klar aus der (im Rahmen des letzten Jahrzehnts verlaufsorientierten) Abbildung 7 hervor geht<br />
die extrem ger<strong>in</strong>ge Geschw<strong>in</strong>digkeit, mit der bundesweit 86 die Frauenrate <strong>in</strong> technischen<br />
Fachrichtungen ansteigt. E<strong>in</strong>deutig mittels der den Tabellen 9, 10 und 11 immanenten<br />
Auflistung der Studiengänge (sowie der ihnen zugeordneten prozentualen und absoluten<br />
Zahlenangaben) ermittelbar ist gleichfalls die Unterrepräsentation von Männern <strong>in</strong> kulturell<br />
als „weiblich“ def<strong>in</strong>ierten Fachgebieten.<br />
Schlagen wir den Bogen zurück zu den Anfängen des Kapitels, so mag die Ähnlichkeit<br />
zwischen den vorgestellten rückblickenden und aktuellen statistischen Ergebnissen<br />
h<strong>in</strong>sichtlich des Ausbildungs- und Studienwahlverhaltens junger Frauen und Männer<br />
verblüffen angesichts e<strong>in</strong>es sich <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />
<strong>Deutsch</strong>land vollzogen habenden tiefgreifenden sozialen und kulturellen Wandels, der<br />
normative Geschlechtsrollenvorgaben beträchtlich entstereotypisierte und somit beiden<br />
Geschlechtern <strong>in</strong> sämtlichen Lebensbereichen wesentlich weitere Entscheidungsspielräume<br />
erschloss. Führte doch e<strong>in</strong>e ursprünglich auch durch die zweite Frauenbewegung angestoßene<br />
allgeme<strong>in</strong>e gesellschaftliche Liberalisierung und M<strong>oder</strong>nisierung (welche sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Pluralisierung und De<strong>in</strong>stitutionalisierung privater Lebensformen 87 , egalitären<br />
Partnerschaftsmodellen und emanzipatorischer als bisher ausgerichteten Def<strong>in</strong>itionen von<br />
Elternschaft mit e<strong>in</strong>er gewissen Popularität bereits unter Jugendlichen, aber ebenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
gewachsenen Bildungspartizipation von Mädchen und der Öffnung neuer Berufsfelder für<br />
Frauen äußerte) zu e<strong>in</strong>er Mannigfaltigkeit von Lebenslagen und Biografien. Die <strong>in</strong> dieser<br />
Vielfalt zum Ausdruck kommenden Individualisierungstendenzen standen mit e<strong>in</strong>em<br />
veränderten Selbstverständnis von Menschen -Frauen wie Männern- im Zusammenhang, <strong>das</strong><br />
sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er enttraditionalisierteren Geschlechtsrollendef<strong>in</strong>ition niederschlug. Zu<br />
erwarten wäre nun gewesen, <strong>das</strong>s sich jene Individualisierungsprozesse gleichfalls <strong>in</strong><br />
gewandelten Vorstellungen, Ansprüchen und Konzepten der Geschlechter für ihre berufliche<br />
Lebensgestaltung bzw. Lebensplanung dokumentieren würden. War doch „…<strong>das</strong> <strong>in</strong> den<br />
frühen 60er Jahren konstatierte Bildungsdefizit der (bundesdeutschen) Frauen …“ (Handl<br />
1986, S. 126) durch e<strong>in</strong>e (im Zuge der politischen Bemühungen um die Gleichstellung von<br />
Frauen <strong>in</strong> allen gesellschaftlichen Lebensbereichen realisierte) erweiterte, nunmehr den<br />
Jungen adäquate Bildungsbeteiligung von Mädchen längst beseitigt. Und galt doch diese<br />
Angleichung der Bildungschancen beider Geschlechter aufgrund der bestehenden Verzahnung<br />
von Bildungs- und Beschäftigungssystem als „…Hoffnung, <strong>das</strong>s …(somit) auch e<strong>in</strong> Abbau<br />
der beruflichen Benachteiligung der Frauen erreicht werden kann.“ 88 Wie jedoch aus den<br />
Statistiken hervorg<strong>in</strong>g, erfüllte sich selbige Hoffnung nicht. So näherte sich zwar zwischen<br />
den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern die Verteilung der formalen Bildungsabschlüsse <strong>in</strong> den<br />
Siebzigern e<strong>in</strong>ander an. Gleichzeitig jedoch -und eben <strong>das</strong> ist bemerkenswert!- vergrößerte<br />
sich auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt die geschlechtsspezifische Segregation (vgl.<br />
ebd. 89 ). Nun soll und kann -am wenigsten zu Zeiten der sogenannten Wissensgesellschafthier<br />
gewiss nicht der enge Zusammenhang zwischen höherer Bildung und verbesserten<br />
Beschäftigungschancen bestritten werden. Aber die beiden gerade angesprochenen<br />
unterschiedlichen Entwicklungen <strong>in</strong> den siebziger Jahren und der Fakt, <strong>das</strong>s Mädchen auch<br />
heutzutage trotz im Vergleich zu Jungen erzielter höherer Bildungsabschlüsse (mehr<br />
86<br />
Wobei jedoch -wie im Kapitel „B. Zeitgeschichtlicher Kontext der Studie“ nachlesbar- die<br />
Differenzierung <strong>in</strong> Ost und West ergibt, <strong>das</strong>s im Osten gleich nach der Wende der Student<strong>in</strong>nenanteil <strong>in</strong><br />
technischen Fächern drastisch abgenommen hat.<br />
87 die zur Herausbildung ganz neuer <strong>oder</strong> aber im Gegensatz zu vorher nicht mehr nur versteckt, sondern offen<br />
gelebter Lebensmodelle wie heterosexuelle Lebensgeme<strong>in</strong>schaft mit <strong>oder</strong> ohne K<strong>in</strong>d(ern), homosexuelle<br />
Lebensgeme<strong>in</strong>schaft mit <strong>oder</strong> ohne K<strong>in</strong>d(ern), E<strong>in</strong>elternfamilien, Patchworkfamilien, S<strong>in</strong>gles führte.<br />
88<br />
Blossfeld, Peter: Bildungsexpansion und Tertiarisierungsprozeß. E<strong>in</strong>e Analyse der Entwicklung<br />
geschlechtsspezifischer Arbeitsmarktchancen von Berufsanfängern unter Verwendung e<strong>in</strong>es log-l<strong>in</strong>earen<br />
Pfadmodells. In: Zeitschrift für Soziologie, Heft 13, 1984, S. 42<br />
89 vgl. vorangangene Fußnote, S. 29-32<br />
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