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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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(Geschlechteranteile 40-60%) über e<strong>in</strong>en „überwiegend männlich besetzten Beruf“<br />

(Männeranteil 60-80%) zum „Männerberuf“ (Männeranteil über 80%) mutierte (vgl. IAB<br />

Kurzbericht 11/1996, S. 4).<br />

Abschließend lässt sich mit Karl Mannheim feststellen, <strong>das</strong>s sich Wertorientierungen<br />

(Mädchen <strong>in</strong> „Männerberufe“, Jungen <strong>in</strong> „Frauenberufe“) nur <strong>in</strong> dem Maße ausbreiten<br />

können, wie es die sozialen Dispositionen gestatten. Dieses Kapitel hat die gegenwärtigen<br />

gesellschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en Wertewandel des allgeme<strong>in</strong>en<br />

Berufswahlverhaltens der Geschlechter aufgezeigt. Da soziale Bed<strong>in</strong>gungen jedoch kulturelle<br />

Bed<strong>in</strong>gungen widerspiegeln, befasst sich <strong>das</strong> folgende Kapitel mit den kulturellen<br />

Voraussetzungen e<strong>in</strong>er nicht mehr an Geschlechtsrollen ausgerichteten Berufsf<strong>in</strong>dung.<br />

C.4. Das kulturelle Geschlechtsrollenkonzept als Wegweiser für e<strong>in</strong>e<br />

geschlechtsrollenspezifische Berufswahlentscheidung<br />

Berufsf<strong>in</strong>dung zwischen kultureller Norm und <strong>in</strong>dividueller Orientierung<br />

„Die geschlechtslose Erziehung…besteht nicht nur dar<strong>in</strong>, den Unterschied zwischen den<br />

Geschlechtern zu ignorieren bzw. <strong>das</strong> Bestehen e<strong>in</strong>es Unterschieds zwischen den<br />

Geschlechtern zu leugnen, sondern im Gegenteil e<strong>in</strong>e völlig geschlechtsunspezifische<br />

Erziehung zu verfolgen. So zum Beispiel bekommt der kle<strong>in</strong>e Junge zu Weihnachten e<strong>in</strong>e<br />

Puppe geschenkt, spielt mit e<strong>in</strong>em Kaufladen und wird von se<strong>in</strong>en Mitschülern als ,Tunte’<br />

apostrophiert. Schließlich kommt besagter Junge e<strong>in</strong>es Tages nach Hause und fragt se<strong>in</strong>e<br />

Mutter, was dieses Wort bedeutet. Diese wiederum regt sich auf, geht zur Rektor<strong>in</strong>, und es<br />

gibt Ärger. Derweil spielt <strong>das</strong> kle<strong>in</strong>e Mädchen Cowboy und verdrischt alle Jungs, die den<br />

kle<strong>in</strong>en Bruder ärgern. E<strong>in</strong>mal volljährig, eröffnet der kle<strong>in</strong>e Junge e<strong>in</strong>en Friseursalon, se<strong>in</strong>e<br />

Schwester wird Berufsr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong>…und die Eltern fragen sich, wie es dazu kommen konnte.“ 127<br />

Diese Beschreibung zweier Subjektwerdungen unter den Bed<strong>in</strong>gungen sozialisatorischer<br />

E<strong>in</strong>flüsse ist e<strong>in</strong>em im Jahr 2000 erschienenen Handbuch für Eltern zur K<strong>in</strong>dererziehung<br />

entnommen und an den Anfang dieses Kapitels gestellt worden, weil es ihr -bei Rückgriff auf<br />

lapidare und dennoch präzise Formulierungen- vortrefflich gel<strong>in</strong>gt, die kulturell tief<br />

verwurzelte Vorstellung von e<strong>in</strong>em „spezifischen Wesen der Frau“ bzw. e<strong>in</strong>er „besonderen<br />

männlichen Natur“ und der Notwendigkeit, diesen „Eigentümlichkeiten“ der Geschlechter<br />

durch die Ausübung unterschiedlicher beruflicher Tätigkeiten gerecht zu werden,<br />

wiederzugeben und zugleich klar aufzuzeigen, wie sich die Vorbereitung auf diese<br />

verschiedenen Berufstätigkeiten und damit auf die differenten beruflichen<br />

Tätigkeitsanforderungen bereits ab der K<strong>in</strong>dheit mittels Sozialisation vollzieht.<br />

Berufssoziologische Theorien besagen, „…<strong>das</strong>s <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit bereits vorwegnehmend<br />

wichtige Teile der beruflichen Sozialisation e<strong>in</strong>geübt werden.“ (Doer/ Schneider 1992, S. 83)<br />

Das heißt, durch schon beim K<strong>in</strong>d ausgebildete E<strong>in</strong>stellungen und Verhaltensweisen und<br />

damit die Grundste<strong>in</strong>legung der Persönlichkeit 128 im K<strong>in</strong>desalter erfolgt e<strong>in</strong>e Vorbereitung<br />

der zukünftigen Berufswahl <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, <strong>das</strong>s „…alle beruflichen Lernvorgänge…<strong>in</strong><br />

gewisser Weise…“ sozialisatorisch geprägt werden (ebd., S. 65, 82f) Anders ausgedrückt: im<br />

127<br />

Antilogus, Pierre/ Festjens, Jean-Louis: Von Satansbraten, Faulpelzen und Unschuldsengeln. E<strong>in</strong><br />

Überlebenshandbuch für Eltern. Bechtermünz Verlag: Augsburg 2000, S. 35<br />

128 welche jedoch veränderbar ist, da Selbstkonzept und <strong>in</strong>dividuelle Merkmalsstruktur (z.B. Fähigkeiten,<br />

Verhalten) ke<strong>in</strong>e konstanten, sondern vielmehr variable Größen darstellen, die aktuellen E<strong>in</strong>flüssen<br />

unterliegen (Anerkennung/ Missbilligung/ Ignoranz der Kompetenzen <strong>oder</strong> des Verhaltens durch die soziale<br />

Umwelt, Zutrauen <strong>in</strong> eigene Fähigkeiten <strong>oder</strong> Absprechen der Fähigkeiten durch die soziale Umwelt, Erwartung<br />

e<strong>in</strong>es bestimmten Verhaltens bzw. Erwartung der Vermeidung e<strong>in</strong>es anderen Verhaltens durch soziale Umwelt)<br />

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