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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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- E<strong>in</strong> Frauenberuf <strong>passt</strong> weniger zu Männern. Denn schon <strong>in</strong> der Schule s<strong>in</strong>d Jungen<br />

kämpferischer als Mädchen, was zu e<strong>in</strong>em Frauenberuf nicht <strong>passt</strong>.<br />

- Bei der Leistungskurswahl/ Profilwahl muss man strategisch denken und als<br />

Mädchen Leistungskurse/ e<strong>in</strong> Profil wählen, die/<strong>das</strong> für e<strong>in</strong>en Frauenberuf nützlich<br />

s<strong>in</strong>d/ ist.<br />

- Jungen erlernen im Sportunterricht wichtige Fähigkeiten für Männerberufe. Denn<br />

Jungensportarten erfordern den E<strong>in</strong>satz von Körperkraft und s<strong>in</strong>d kämpferisch.<br />

Und <strong>in</strong> Männerberufen muss man zupacken und sich durchsetzen können.<br />

Nach Kenntnis des unter dem Gesichtspunkt der Geschlechterpolarisierung untersuchten<br />

Aufbaus des Pretest-Fragebogens wird folgendes deutlich: Durch <strong>das</strong> Wissen um <strong>das</strong><br />

Untersuchungsziel dom<strong>in</strong>ierte bei den Befragten zwangsläufig die soziale gegenüber der<br />

personalen Identität. Allerd<strong>in</strong>gs war (m<strong>in</strong>destens) aus Sicht der fünf zitierten Jungen, von<br />

denen hierzu gehörige Aussagen vorlagen, diese soziale Identität für die Geschlechter mit<br />

unterschiedlichen Vorzeichen besetzt: Mädchen gehörten der diskrim<strong>in</strong>ierten Gruppe an und<br />

konnten sich somit bei der Auswertung der Studie e<strong>in</strong>er positiven Aufmerksamkeit gewiss<br />

se<strong>in</strong>, woh<strong>in</strong>gegen sich Jungen <strong>in</strong> der Verursacherrolle sehen mussten, die der Auswertung „<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em vorgegebenen Grundton“ sehr skeptisch entgegenzublicken hatten. Dieses vermutete<br />

Fremdbild des „männlichen Schuldigen“ könnte bei allen jene Annahme teilenden Jungen<br />

e<strong>in</strong>e Verfälschung des Antwortverhaltens im S<strong>in</strong>ne der Erteilung strategischer Antworten<br />

bewirkt haben<strong>–</strong> mit dem Ziel, im Untersuchungsergebnis e<strong>in</strong>e mögliche Stigmatisierung des<br />

eigenen Geschlechtes zu vermeiden.<br />

E<strong>in</strong>e andere Variante des Umgangs mit dem Fragebogen und der eigenen männlichen Identität<br />

dokumentierte die <strong>in</strong> der Kontaktbörse veröffentlichte Steckbriefmeldung e<strong>in</strong>es Jungen<br />

(Verwendung e<strong>in</strong>es Jungennamens bei der Angabe der persönlichen Daten):<br />

„Bitte helft mir!!!! Ich hab ke<strong>in</strong>e Anerkennung <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Klasse und werde immer<br />

ausgegrenzt… Mailt mir bitte, was ich ändern könnte.“<br />

Der Steckbrief bezog sich dabei auf Items wie <strong>das</strong> folgende: „Wenn e<strong>in</strong> Junge sich wie e<strong>in</strong><br />

Mädchen verhält, hat er es schwerer, <strong>in</strong> der Klasse anerkannt zu werden.“ Die<br />

fragebogenimmanenten Items zur sozialen Abwertung von Jungen bzw. Männern im Falle<br />

e<strong>in</strong>es sogenannten unmännlichen Verhaltens erweckten offensichtlich e<strong>in</strong>en hochkomischen<br />

E<strong>in</strong>druck bei dem (wahrsche<strong>in</strong>licherweise normkonformen) Jungen. E<strong>in</strong> Erklärungsansatz<br />

hierfür f<strong>in</strong>det sich im (<strong>in</strong> dem Kapitel „E.2.1. Inhaltsanalytische Auswertung der Begründung<br />

von Absagen<strong>–</strong> Hauptstudie“ näher diskutierten) Social Identity DE<strong>in</strong>dividuation Modell,<br />

welches bei situativ bed<strong>in</strong>gter dom<strong>in</strong>anter sozialer Identität und bestehender Anonymität der<br />

Situation aufgrund des nicht vorhandenen Wissens über die anderen Mitglieder der eigenen<br />

sozialen Großgruppe (bzw. im konkret vorliegenden Fall über <strong>das</strong> Antwortverhalten der<br />

anderen Gruppenmitglieder) „…e<strong>in</strong>e stärkere Orientierung an den Verhaltensnormen der<br />

entsprechenden Gruppe…“ konstatiert (Bat<strong>in</strong>ic et al. 1999, S. 65). Da der sozialisatorisch<br />

vermittelte Verhaltenskodex e<strong>in</strong>e negative Sanktionierung „weiblichen“ Verhaltens bei<br />

Jungen <strong>oder</strong> Männern impliziert, ersche<strong>in</strong>t die im Steckbrief zum Ausdruck kommende<br />

Betrachtung der <strong>in</strong>folge „geschlechtsuntypischen“ Verhaltens verweigerten sozialen<br />

Anerkennung als eher lächerliches Problem demnach als e<strong>in</strong>e logische Reaktion des Jungen.<br />

Aber auch bei (m<strong>in</strong>destens) e<strong>in</strong>em Mädchen löste der polarisierende Fragebogen starke<br />

Ablehnung aus, wie die folgende Mitteilung vergegenwärtigt:<br />

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