Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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wahrhaftiges Wunschdenken wider (vgl. Krüger 1984; vgl. auch ebd., S. 172). Er orientiert<br />
sich ergo auch zu e<strong>in</strong>em großen Teil an sozioökonomischen Leitbildern. Diese<br />
sozioökonomischen Leitbilder s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits historisch begründet und <strong>in</strong> ihrem Festhalten an<br />
traditionellen Bezügen relativ starr, andererseits jedoch durchaus flexibel gegenüber aktuellen<br />
Entwicklungen<strong>–</strong> e<strong>in</strong> Widerspruch, der im folgenden kurz umrissen werden soll. Was die<br />
geschichtliche Entstehung von durch Sozialstruktur und Wirtschaftssystem bestimmten<br />
normativen Vorgaben anbelangt, so ist hier als Ausgangspunkt e<strong>in</strong>er historischen<br />
Betrachtungsweise die soziologische Erkenntnis zu setzen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> gesellschaftliche<br />
Geschlechterverhältnis durch Arbeitsteilung und Machtverteilung „…als allgeme<strong>in</strong>e<br />
gesellschaftliche Strukturelemente…“ gekennzeichnet ist, womit der Geschlechterdualismus<br />
„…als e<strong>in</strong> fundamentales Organisationspr<strong>in</strong>zip der Gesellschaft…“ funktionieren kann<br />
(Bilden 1985, S. 30, S. 25, vgl. auch S. 15). Das heißt, unsere Gesellschaft ist <strong>in</strong> allen<br />
Lebensbereichen so organisiert, <strong>das</strong>s -seit der frühen Industriegesellschaft- die Arbeit<br />
„geschlechtsspezifisch“ verteilt wird und -wie <strong>in</strong> allen patriarchalischen<br />
Gesellschaftsordnungen- ke<strong>in</strong>e Gleichrangigkeit, sondern e<strong>in</strong>e Hierarchie der Geschlechter<br />
vorherrscht. Konkret für den Erwerbsbereich bedeutet dies e<strong>in</strong>e Teilung der Arbeitswelt <strong>in</strong><br />
sogenannte fem<strong>in</strong><strong>in</strong>e und maskul<strong>in</strong>e Berufsfelder als makrostatistisch bestimmte Größen<br />
(„horizontale Segregation“), e<strong>in</strong>e verschwenderische Platzierung von Frauen am Fuße der<br />
Berufspyramide im Gegensatz zu ihrer sparsamen Zuweisung zu beruflichen<br />
Spitzenpositionen („vertikale Segregation“) sowie e<strong>in</strong>e hierarchisierende Bewertung der nach<br />
Geschlechtern differenzierten beruflichen Domänen (siehe vorangegangenes Kapitel),<br />
anschaulich dokumentiert <strong>in</strong> der durch Tarifsysteme und Tarifierung von Arbeiten nach<br />
(„geschlechtstypischen“) Branchen markierten Lohnstruktur. Da die beiden Pr<strong>in</strong>zipien der<br />
„geschlechtsspezifischen“ Arbeitsteilung und der patriarchalischen Geschlechterhierarchie<br />
-wie eben ausgeführt- jedoch <strong>in</strong> allen gesellschaftlichen Lebensbereichen wirken und die<br />
Sozialstruktur e<strong>in</strong>er Gesellschaft von Wechselwirkungen zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Lebensbereichen gekennzeichnet ist 108 , s<strong>in</strong>d auch Erwerbsökonomie und<br />
Nichterwerbsökonomie mite<strong>in</strong>ander verflochten, <strong>in</strong>dem -gleich dem Erwerbssystem- auch im<br />
Mikrosystem Familie Arbeit geschlechtsrollenspezifisch verteilt ist und e<strong>in</strong><br />
geschlechterhierarchisches Wertesystem vorherrscht, was sich entsprechend im<br />
Versicherungssystem (vgl. Krüger 1993, S. 388) wie auch <strong>in</strong> der Familienpolitik bzw. <strong>in</strong> der<br />
Steuer- und Fiskalpolitik niederschlägt.<br />
Wie -wenn auch nicht von antiquierter Ideologie- unbeschwert sich auch um die<br />
Jahrtausendwende noch die sozioökonomischen Leitbilder vom männlichen Hauptverdiener<br />
und der weiblichen Zuverdiener<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er „frauenspezifischen“ Tätigkeit <strong>in</strong> der<br />
Öffentlichkeit präsentieren lassen, zeigt e<strong>in</strong> erst 1998 von der Bundeszentrale für politische<br />
Bildung (!) herausgegebenes, aktualisiertes Handbuch über „Die Sozialordnung der<br />
Bundesrepublik <strong>Deutsch</strong>land“, <strong>in</strong> welchem „Die Stellung der Frau <strong>in</strong> der Sozialordnung“<br />
folgendermaßen charakterisiert wird: „Will man möglichst viele Frauen <strong>in</strong> die Erwerbsarbeit<br />
e<strong>in</strong>gliedern, muss man die bisher primär <strong>in</strong> den Familien betreuten K<strong>in</strong>der, Pflegebedürftigen<br />
und Alten e<strong>in</strong>er öffentlichen Versorgung (Babykrippen, K<strong>in</strong>dergärten, K<strong>in</strong>derhorte,<br />
Sozialstationen, Pflegeheime usw.) zuführen. Dies alles setzt konsequenterweise mehr<br />
Erwerbstätigkeit <strong>in</strong> der Betreuung voraus, so <strong>das</strong>s sich hier die möglichen Betätigungsfelder<br />
für die steigende Erwerbsbeteiligung der Frauen abzuzeichnen sche<strong>in</strong>en…“ Aber: „Nur durch<br />
e<strong>in</strong>e massive Erhöhung der Abgabenquote lässt sich <strong>das</strong> f<strong>in</strong>anzieren. Hohe Abgaben<br />
wiederum führen dazu, <strong>das</strong>s der E<strong>in</strong>kommenszugew<strong>in</strong>n der Familien durch die<br />
Erwerbstätigkeit der Frau erheblich reduziert wird. Zweifelhaft ist auch, ob die Mehrzahl der<br />
Arbeitsplätze so attraktiv ist, <strong>das</strong>s hier e<strong>in</strong>e berufliche Erfüllung gefunden werden kann…“ 109<br />
108 vgl. Zapf, Wolfgang (Hg.): Theorien des sozialen Wandels. Köln/ Berl<strong>in</strong> 1970<br />
109 Diese Zweifel teilte auch e<strong>in</strong> Wahlplakat, mit dem <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt (im tiefsten Osten also, wo die<br />
weibliche und männliche Erwerbsbiografie jahrzehntelang kongruent waren) für die Landtagswahl 2002<br />
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