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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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Feather und Simon 209 konnten aus den Versuchsergebnissen ihrer Untersuchung über den<br />

Zusammenhang zwischen Erfolg und “geschlechtsspezifischen” Attribuierungen<br />

schlussfolgern, „…daß Erfolg positiver bewertet wird, wenn er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

geschlechtsrollenkonsistenten Aufgabe als wenn er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlechtsrollen<strong>in</strong>konsistenten<br />

Aufgabe erzielt wird.“ (Hannover/ Bettge 1993, S. 39 über Feather und Simon) Nun ist die<br />

Pubertät als Phase der geschlechtlichen Identitätsf<strong>in</strong>dung ja gerade die Zeitspanne, <strong>in</strong> der von<br />

den Heranwachsenden e<strong>in</strong> besonderes Bewusstse<strong>in</strong> dafür entwickelt wird, ob e<strong>in</strong>e Aufgabe<br />

bzw. ähnliches geschlechtsrollenadäquat ist <strong>oder</strong> nicht. Offensichtlich im Kontext dazu sank<br />

bei den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie von Lore Hoffmann befragten Schüler<strong>in</strong>nen <strong>das</strong> Interesse an<br />

Mathematik und Physik im Verlaufe der Klassenstufen 5-10 stark bzw. sogar sehr stark ab 210 ,<br />

währenddessen bei Schülern e<strong>in</strong> derart massiver Interessenabfall <strong>in</strong> diesen beiden<br />

Unterrichtsfächern nicht zu verzeichnen war, sondern <strong>das</strong> Fach<strong>in</strong>teresse hier bedeutend<br />

stabiler blieb 211 212 . Gleiches gilt für die Informatik, für die Schüler<strong>in</strong>nen mit steigendem<br />

Alter weniger Interesse aufbr<strong>in</strong>gen (vgl. Mädchen und Computer 1992, S. 57). Kulturell als<br />

„jungentypisch“ apostrophierte Schulfächer werden von Mädchen mit Pubertätsbeg<strong>in</strong>n<br />

demnach augensche<strong>in</strong>lich als weniger passend für <strong>das</strong> eigene Geschlecht erlebt und so wird<br />

ihnen entsprechend weniger Interesse als vorher entgegengebracht. Und auch im Sport, wo<br />

Hochleistungsorientierung und damit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehende Attribute wie Schweiß,<br />

körperliche Anstrengung und dadurch begründete Gesichtsverzerrung nicht kompatibel mit<br />

dem <strong>in</strong> der Pubertät immer mehr an Bedeutung gew<strong>in</strong>nenden weiblichen Schönheits- und<br />

Verhaltensideal s<strong>in</strong>d, „…entwickeln sich bei Mädchen…Unbehagen und Unlust am<br />

Sportunterricht, die nicht selten zu e<strong>in</strong>er weitgehenden Sportabst<strong>in</strong>enz führen…“ (Pfister/<br />

Valt<strong>in</strong> 1993, S. 76). Welche Auswirkungen hat nun aber der mit Pubertätsbeg<strong>in</strong>n stark<br />

zunehmende Druck zur Geschlechtsrollenkonformität direkt auf die Fachwahl? E<strong>in</strong>e<br />

Forschungsarbeit von Bett<strong>in</strong>a Hannover und anderen, für die NeuntklässlerInnen zum Fach<br />

Physik befragt wurden, zeigte: „Mädchen erwarten von allen Bezugspersonen weniger<br />

Anerkennung für die Wahl e<strong>in</strong>es Physikleistungskurses als Jungen. …Die Mädchen<br />

befürchten, <strong>das</strong>s sie sozial nicht anerkannt werden, wenn sie untypischerweise Physik als<br />

Leistungskurs wählen.“ 213 Stattdessen haben die „…Jungen positivere Vorstellungen, welche<br />

Konsequenzen die Wahl e<strong>in</strong>es Physikleistungskurses für sie hätte. Sie halten es für<br />

wahrsche<strong>in</strong>licher, erfolgreich zu se<strong>in</strong>, und glauben, die Kenntnisse für Hobby und späteren<br />

Beruf gebrauchen zu können.“ 214 Was nicht sonderlich verwundert, stufen doch Schüler ihre<br />

Präsenz <strong>in</strong> mit „männlichem“ Image behafteten Leistungskursen als „geschlechtsadäquates<br />

Verhalten“ e<strong>in</strong> (vgl. Brehmer/ Küllchen/ Sommer 1989, S. 156). Infolge dieser<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen kultureller Geschlechtsrollenanforderung und der eigenen<br />

209 Feather, N. T./ Simon, J. G.: Reactions to male and female success and failure <strong>in</strong> sex-l<strong>in</strong>ked occupations:<br />

Impressions of personality, causal attributions, and perceived likelihood of different consequences. In: Journal of<br />

Personality and Social Psychology, no. 31, 1975, p. 20- 31, zitiert <strong>in</strong>: Hannover/ Bettge 1993, S. 39<br />

210 In der 5. Klasse waren 59% der befragten Mädchen am Mathematikunterricht <strong>in</strong>teressiert, <strong>in</strong> der 7. Klasse nur<br />

noch 45% und <strong>in</strong> der 9. bzw. 10. Klasse lediglich noch 42%. Das Physik<strong>in</strong>teresse dieser Schüler<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>gegen<br />

lag <strong>in</strong> der 5. Klasse bei 49%, fiel bis zur 8. Klassenstufe kont<strong>in</strong>uierlich auf 22% ab und betrug <strong>in</strong> der 10. Klasse<br />

20%.<br />

211 Von den <strong>in</strong> die Untersuchung e<strong>in</strong>bezogenen Jungen <strong>in</strong>teressierten sich <strong>in</strong> der 5. Klasse 67% für die<br />

Mathematik, <strong>in</strong> der 7. Klasse belief sich ihr Anteil noch auf 58% und <strong>in</strong> der Klasse 10 nach e<strong>in</strong>em leichten<br />

Anstieg auf 61%. Das Physik<strong>in</strong>teresse von Jungen war <strong>in</strong> der 5. Klassenstufe mit 68% ähnlich hoch wie ihr<br />

Mathematik<strong>in</strong>teresse, fiel -gleich den Mädchen- bis zur Klassenstufe 8 ebenfalls kont<strong>in</strong>uierlich ab, aber <strong>in</strong><br />

wesentlich ger<strong>in</strong>gerer Ausprägung, nämlich nur auf 52%, betrug jedoch <strong>in</strong> der 9. Klasse schon wieder 60% und<br />

<strong>in</strong> Klasse 10 bei leicht s<strong>in</strong>kender Tendenz noch 58%.<br />

212 vgl. Hoffmann, Lore: Mädchen und Physik<strong>–</strong> e<strong>in</strong> aktuelles, e<strong>in</strong> drängendes Thema. In: Naturwissenschaften im<br />

Unterricht Physik., 1. Jg., Heft 1, 1990, S. 4-11, zitiert <strong>in</strong>: Faulstich-Wieland 1991, S. 75<br />

213 Hannover, Bett<strong>in</strong>a u. a.: Mehr Mädchen <strong>in</strong> Naturwissenschaft und Technik (Abschlußbericht). Institut für<br />

Psychologie der TU Berl<strong>in</strong> (hektographiertes Manuskript): Berl<strong>in</strong> 1989, S. 24<br />

214 siehe vorangegangene Fußnote<br />

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