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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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Jungen <strong>in</strong>folgedessen e<strong>in</strong>e „geschlechtstypische“ Interessen- und Begabungswahrnehmung<br />

bzw. -förderung zuteil wird, die <strong>in</strong> der Konsequenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geschlechtsrollenkonforme<br />

Freizeitgestaltung mündet, dürfen sich naturwissenschaftliche, technische,<br />

<strong>in</strong>formationstechnische <strong>oder</strong> mathematische Unterrichts<strong>in</strong>halte nicht mehr wie bisher<br />

vorrangig auf die Lebenswelt von Jungen beziehen. Denn für Mädchen impliziert der<br />

mangelnde Zugang zur Lebenswelt der Jungen auch e<strong>in</strong> Manko an (durch Erfahrungen <strong>in</strong><br />

dieser männlichen Lebenswelt gesammelten) Vorkenntnissen, was zu e<strong>in</strong>er nur<br />

e<strong>in</strong>geschränkten Verständnisfähigkeit des Lehrstoffes und folglich zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung des<br />

Informatik-, Technik-, Mathematik- bzw. Physikunterrichtes als fachlich eher un<strong>in</strong>teressant<br />

und <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>nzusammenhängen relativ schwer erfassbar führt. Demnach bedarf es<br />

(gemessen an der Realität e<strong>in</strong>er häufig praktizierten traditionellen Sozialisation) auch der<br />

Berücksichtigung e<strong>in</strong>es „mädchenspezifischen“ Zugangs zu herkömmlich als Jungenfach<br />

geltenden Diszipl<strong>in</strong>en, <strong>in</strong>dem die Darbietung der Unterrichts<strong>in</strong>halte so erfolgt, „…daß<br />

Mädchen die praktische Nutzbarkeit des vermittelten Wissens deutlich wird, daß se<strong>in</strong>e<br />

Relevanz für die Lösung gesellschaftlicher Probleme deutlich…und e<strong>in</strong> möglichst<br />

unmittelbarer Bezug zum Menschen und zum sozialen Verhalten gezeigt wird.“ (Hoose/<br />

Vorholt 1994, S. 235f) Für die Schaffung e<strong>in</strong>es solchen Zugangs f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der<br />

koedukationskritischen Forschungsliteratur zahlreiche Beispiele (siehe Literaturverzeichnis).<br />

Stellvertretend für alle sei hier <strong>das</strong> Modell der Pumpe erwähnt, welches nicht nur am Beispiel<br />

des Ottomotors, sondern auch am Beispiel des Herzschrittmachers erklärt werden kann (vgl.<br />

ebd.) Somit gilt es also, e<strong>in</strong>e deutlich verbesserte Lernmotivation von Mädchen und damit<br />

auch e<strong>in</strong>e Optimierung der Lernsituation für beide Geschlechter durch die methodische<br />

Integration sowohl der „weiblichen“ als auch der „männlichen“ Lebenswelt <strong>in</strong> den Unterricht<br />

zu erreichen, da e<strong>in</strong>erseits an die kognitiven Erfahrungen der Mehrheit der Lernenden <strong>in</strong> ihren<br />

jeweils „geschlechtstypischen“ Lebenswelten angeknüpft und andererseits e<strong>in</strong> systematischer<br />

E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die jeweils „geschlechtsuntypische“ Lebenswelt gewährt wird.<br />

b) Entwicklung von Leistungsfähigkeit und -bereitschaft<br />

„Schulleistungsforderungen zielen auf die Entwicklung von Leistungsfähigkeit und<br />

Leistungsbereitschaft. …Damit zielen Schulleistungsforderungen auf zentrale<br />

Persönlichkeitsbereiche…“ (<strong>Deutsch</strong>es Institut für Fernstudien an der Universität Tüb<strong>in</strong>gen<br />

1985, S. 28f). Das heißt, Komponenten von Schulleistungsverhalten s<strong>in</strong>d unter anderem die<br />

folgenden (vgl. ebd., S. 29):<br />

- „Tüchtigkeitsstreben“ (Aufschluss über die eigenen Fähigkeiten erhalten)<br />

- „Luststreben“ (Erleben der erreichten Leistung als lustvoll und persönlich<br />

befriedigend)<br />

- „Selbstbelohnungsstreben“ (Empf<strong>in</strong>den von Stolz über die aktuell vollbrachte<br />

Leistung bzw. Erfahren von Ermutigung für perspektivisch zu erbr<strong>in</strong>gende ähnlich<br />

geartete Leistungen)<br />

- „Selbsterkenntnisstreben“ (Beurteilung der eigenen Leistungsfähigkeit im<br />

Vergleich zu anderen, also zu den beiden sozialen Großgruppen sowohl der<br />

gleichgeschlechtlichen als auch der andersgeschlechtlichen Klassenangehörigen)<br />

- und: „Die Ergebnisse der Schulleistung ermöglichen … die Selbstverwirklichung<br />

als Person.“ (ebd., S. 7)<br />

In der Untersuchung hat sich gezeigt, <strong>das</strong>s diese Aspekte des Schulleistungsverhaltens<br />

sozialisationsbed<strong>in</strong>gt offensichtlich bei vielen Lernenden „geschlechtsspezifisch“ ausgeprägt<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>dem es beide Geschlechter bevorzugen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kulturell als geschlechtstypisch<br />

angesehenen Unterrichtsfach KlassenbesteR zu se<strong>in</strong>. Erklärbar wird <strong>das</strong> durch den<br />

Zusammenhang zwischen der Herausbildung von Leistungsbereitschaft und der Entwicklung<br />

von Geschlechtsidentität. Jener besteht <strong>in</strong>sofern, als <strong>das</strong>s <strong>das</strong> (<strong>in</strong>dividuelle wie soziale<br />

Elemente <strong>in</strong>tegrierende) Selbstkonzept, welches <strong>in</strong> Pubertät und früher Adoleszenz stark<br />

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