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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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eispielsweise bei Schulen radikale Funktionsverluste zur Folge hatte (Wegrationalisierung<br />

der kompletten Hortbetreuung [nachunterrichtliche Freizeitgestaltung,<br />

Hausaufgabenbetreuung] sowie der vollständigen Nahrungsversorgung [Streichung der<br />

Milchpause wie der Mittagessenversorgung]. Die Summe dieser drei genannten Faktoren hat<br />

deutschlandweit -<strong>in</strong>sbesondere aber im Osten- zu e<strong>in</strong>em starken Rückgang des<br />

Erwerbsarbeitsvolumens geführt. Die Überlegungen bestimmter politischer Kreise gehen nun<br />

dah<strong>in</strong>, der aus dem Beschäftigungsrückgang resultierenden Arbeitslosigkeit durch den<br />

massiven Ausbau des Niedriglohnsektors beizukommen, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>erseits <strong>das</strong> Lohnniveau<br />

gesenkt und andererseits die Lohnstruktur im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er stärkeren Ausdifferenzierung nach<br />

Branchen und Qualifikationen neu gestaltet wird. 38 Vergegenwärtigen wir uns noch e<strong>in</strong>mal,<br />

<strong>das</strong>s typische „Frauenberufe“ bereits ger<strong>in</strong>g entlohnt werden, wenig gesellschaftliches<br />

Ansehen genießen (1. als spezifisch „weiblicher“ Makro-Berufsbereich und 2. <strong>in</strong>folge der oft<br />

an sie gekoppelten Arbeitszeitform der Teilzeittätigkeit) und über ke<strong>in</strong>e <strong>oder</strong> nur mangelhafte<br />

Aufstiegschancen verfügen, dürfte e<strong>in</strong>e weitere Lohnm<strong>in</strong>imierung sowie e<strong>in</strong>e<br />

branchenorientierte ( konkreter: am Prestige der Branche ausgerichtete) Bewertung<br />

ausgesprochen negative Konsequenzen für sowohl die ökonomische Situation von Frauen als<br />

auch die weibliche Integrationsfähigkeit <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt haben. Die hieraus<br />

resultierenden Implikationen für den Lebensalltag widerspiegeln sich auf zwei Ebenen: Die<br />

E<strong>in</strong>kommenshöhe bestimmt den Lebensstandard, die Frage der Notwendigkeit des<br />

Angewiesense<strong>in</strong>s auf soziale Hilfeleistungen zur Existenzsicherung sowie die Intensität der<br />

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben (Kultur, Kunst, Bildung, Sport etc.) und verfügt damit<br />

über Zugehörigkeit <strong>oder</strong> Ausgrenzung. Die Ausübung e<strong>in</strong>er Erwerbsarbeit schlechth<strong>in</strong><br />

vermittelt <strong>in</strong> unserer arbeitszentrierten Gesellschaft Identität, während ihre genaue<br />

Charakteristik (durch Berufsbezeichnung, Verantwortungsgrad, Position) „...als Medium<br />

sozialer Statuszuweisung, sozialer Differenzierung...“ dient. (Böhnisch/ Arnold, Schröer 1999<br />

a), S. 107) Unter der Voraussetzung der Vernachlässigung des Aspektes sozialer Spannungen<br />

ersche<strong>in</strong>t diesbezüglich e<strong>in</strong>e Verschärfung der qualifikationsbezogenen Kategorisierung nach<br />

dem (unter anderem auch auf der Anwendung von Wissen basierenden) Leistungspr<strong>in</strong>zip<br />

durchaus gerechtfertigt, lässt dieses jedoch zur Farce verkommen, wenn dem es<br />

konterkarierenden Pr<strong>in</strong>zip der strukturellen Benachteiligung von Frauen auf dem<br />

Arbeitsmarkt [mittels Zuweisung der Höhe ihres Bildungsabschlusses nicht adäquater<br />

Tätigkeiten (gerade im Falle von Teilzeitarbeit) bzw. anhand der Verweigerung von<br />

Aufstiegsoptionen] zur Neutralisierung nicht <strong>das</strong> Pr<strong>in</strong>zip der Chancengleichheit der<br />

Geschlechter entgegengesetzt wird.<br />

Angesichts des geschilderten, politisch bereits ernsthaft erwogenen Zukunftsszenarios nimmt<br />

also die lebenslage- und biographiegestaltende Bedeutung der Berufswahl künftig weiter zu.<br />

Die europapolitische Dimension<br />

Infolge des überwältigenden Ausmaßes der vollzogenen Osterweiterung der Europäischen<br />

Union 39 und <strong>in</strong> Anbetracht der Tatsache, <strong>das</strong>s die neuen Mitgliedsländer gleich der<br />

38<br />

Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen (Hg.): Erwerbstätigkeit und<br />

Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>land. Entwicklung, Ursachen und Maßnahmen. Teil III: Maßnahmen zur<br />

Verbesserung der Beschäftigungslage <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>land und anderen früh<strong>in</strong>dustrialisierten Ländern. 3. Auflage,<br />

Wissenschaftspolitische Initiativen: Bonn 1997, S. 106 ff; vgl. dazu auch die Radiomeldung im <strong>Deutsch</strong>landfunk<br />

vom 22. Oktober 2002, nach der die sogenannten Wirtschaftsweisen darauf h<strong>in</strong>wiesen, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong>e Beseitigung der<br />

Arbeitslosigkeit nicht über e<strong>in</strong>e effizientere Verwaltung, sondern nur über a) e<strong>in</strong> Ansteigen des<br />

Wirtschaftswachstums und b) e<strong>in</strong>e größere Lohnspreizung erreichbar wäre<br />

39 Ursprünglich erwogen wurde -mit unterschiedlicher Bewertung des Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsgrades e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> Bälde<br />

realisierbaren EU-Beitritts- die Aufnahme von zehn Ländern, die zwei zeitlich versetzten Beitrittswellen<br />

zugeordnet waren (1.Welle: Ungarn, Polen, Tschechien, Slowenien, Estland, 2.Welle: Slowakei, Lettland,<br />

Litauen, Rumänien, Bulgarien). Stattdessen traten am 1. Mai 2004 zehn osteuropäische Staaten auf e<strong>in</strong>mal der<br />

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