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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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Betrachten wir nun die <strong>in</strong> diesem Kapitel vorgestellten Befunde <strong>in</strong> ihrer Gesamtheit, so lässt<br />

sich e<strong>in</strong> bedeutender E<strong>in</strong>fluss des kulturellen Geschlechtsrollenkonzeptes auf <strong>das</strong><br />

Ausbildungs- bzw. Studienwahlverhalten feststellen<strong>–</strong> und zugleich die Möglichkeit, die<br />

<strong>in</strong>dividuelle Orientierung über die kulturelle Norm zu stellen, wie <strong>das</strong> Beispiel der Mädchen<br />

<strong>in</strong> „Männerberufen“ und die Ähnlichkeit bezüglich der gehalts-, status- und<br />

kündbarkeitsbezogenen E<strong>in</strong>stellungen zwischen den ostdeutschen Studienanfänger<strong>in</strong>nen und<br />

den westdeutschen Studienanfängern zeigt. Diese potentiell vorhandene Option zur<br />

Abwendung von herkömmlichen Vorstellungen über „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“<br />

bzw. zur Infragestellung hieran geknüpfter Vorgaben zur „geschlechtsspezifischen“<br />

Berufse<strong>in</strong>mündung wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl von <strong>in</strong>- und ausländischen Studien zur Berufswahl,<br />

Berufsausübung und damit zusammenhängenden Faktoren bestätigt, welche allesamt die<br />

Unwichtigkeit des (natürlich angelegten) biologischen Geschlechtes gegenüber der<br />

(sozialisatorisch geformten) sozialen Geschlechtsrollenorientierung herausstellen. Geme<strong>in</strong> ist<br />

all diesen Untersuchungen der Rückgriff auf <strong>das</strong> „Androgyniekonzept“ als theoretische<br />

Grundlage der Forschungsarbeiten, welches von e<strong>in</strong>em androgynen, also durch „weibliche“<br />

und „männliche“ Anteile (<strong>das</strong> heißt, kulturell als „weiblich“ bzw. „männlich“ def<strong>in</strong>ierte<br />

Anteile) gekennzeichneten Menschenbild ausgeht und somit nicht <strong>in</strong> Frauen und Männer<br />

unterteilt, sondern stattdessen von der Existenz der folgenden viergeteilten „Typologie von<br />

Geschlechtsrollen“ ausgeht (vgl. Abele 1994, S. 31f):<br />

1 Androgyne hohe Präsenz sowohl typisch „männlicher“ als auch<br />

typisch „weiblicher“ Wesenszüge<br />

2 Undifferenzierte ger<strong>in</strong>ge Verfügbarkeit über „weibliche“ wie auch über<br />

„männliche“ Merkmale<br />

3 Maskul<strong>in</strong>e Überwiegen „männlicher“ Eigenschaften<br />

4 Fem<strong>in</strong><strong>in</strong>e Dom<strong>in</strong>anz „weiblicher“ Charakteristika<br />

Die konkreten Studien sollen überblicksmäßig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kurzen Liste dargestellt werden (vgl.<br />

ebd., S. 32ff; vgl. auch S. 117, 114f):<br />

Clarey/ Sanford (1982) 148 :<br />

Androgyne Frauen wählen oft als gemischtgeschlechtlich <strong>oder</strong> männlich geltende<br />

Studienfächer, woh<strong>in</strong>gegen fem<strong>in</strong><strong>in</strong>e Frauen sich für typisch „weibliche“ Studienrichtungen<br />

entscheiden<br />

Harren et al. (1979) 149 :<br />

Die Stärke der fem<strong>in</strong><strong>in</strong>en Anteile e<strong>in</strong>er Person bee<strong>in</strong>flusst bei beiden Geschlechtern die<br />

Entscheidung für e<strong>in</strong> als frauentypisch angesehenes Studienfach; weiterh<strong>in</strong> besteht e<strong>in</strong>e<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen e<strong>in</strong>er liberalen E<strong>in</strong>stellung zur Rolle der Frau <strong>in</strong> der Gesellschaft und<br />

der Wahl e<strong>in</strong>es als männerspezifisch betrachteten Studienfaches<strong>–</strong> und zwar bei beiden<br />

Geschlechtern<br />

Yanico (1982) 150 :<br />

Androgyne Frauen beurteilen „Frauen-“ und „Männerberufe” weniger stereotyp als fem<strong>in</strong><strong>in</strong>e<br />

Frauen und maskul<strong>in</strong>e Männer<br />

148 Clarey, J. H./ Sanford, A.: Female career preference and androgyny. The Vocational Guidance Quarterly, 30<br />

(3), 1982, S. 258-264<br />

149 Harren, V. A. et al.: Influence of gender, sex-role-attitudes, and cognitive complexity on gender-dom<strong>in</strong>ant<br />

career choices. Journal of Counsel<strong>in</strong>g Psychology, 26 (3), 1979, S. 227-234<br />

150 Yanico, B. J.: Androgyny and occupational sex-stereotyp<strong>in</strong>g of college students. Psychological Reports, 50,<br />

1982, S. 875-878<br />

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