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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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<strong>das</strong> Berufswahlverhalten von Mädchen (obwohl hiervon der erste Impuls für die Idee der<br />

Untersuchung abzuleiten ist), sondern ebenso den Berufsentscheidungsprozess von Jungen.<br />

C.5. Die Schule als <strong>in</strong>stitutionalisiertes Subsystem von Gesellschaft und<br />

Kultur<br />

Der koedukative Anspruch und die historisch begründeten Wurzeln se<strong>in</strong>er<br />

Konterkarierung <strong>in</strong> der Gegenwart<br />

Die Soziologie hat als E<strong>in</strong>flussfaktoren auf die Berufswahlentscheidung zwei Hauptstränge<br />

identifiziert: e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle und e<strong>in</strong>e soziale Komponente. Unter ersterer s<strong>in</strong>d „...Anlagen,<br />

Fähigkeiten und Interessen...“ (Doer/ Schneider 1992, S. 83) sowie -geschlussfolgert aus den<br />

Ergebnissen e<strong>in</strong>er Studie von Hoose/ Vorholt- auch <strong>das</strong> eigene Selbstbild subsumiert. So<br />

beurteilen über e<strong>in</strong> Drittel der von ihnen befragten Mädchen die für e<strong>in</strong>en „Männerberuf“<br />

ambitionierten Geschlechtsgenoss<strong>in</strong>nen als besonders durchsetzungsfähig, mutig <strong>oder</strong> über<br />

außergewöhnlich hohes Selbstvertrauen verfügend (vgl. Hoose/ Vorholt 1996, S. 41f). Den<br />

zweiten Hauptstrang bilden die sozialen E<strong>in</strong>flüsse, welche die <strong>in</strong>dividuellen Dispositionen,<br />

Begabungen und Neigungen prägen (vgl. Doer/ Schneider 1992, S. 83) und auch <strong>das</strong><br />

<strong>in</strong>dividuelle Selbstkonzept entscheidend bee<strong>in</strong>flussen. In der Reihe möglicher sozialer<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren wie Elternhaus, peer group, Medien <strong>oder</strong> Familie nimmt nun die Schule als<br />

e<strong>in</strong>e der „zentralen Instanzen der Sozialisation“ 171 e<strong>in</strong>e exponierte Stellung e<strong>in</strong>. Schließlich<br />

ist sie die gesellschaftliche Institution, die Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler über Jahre h<strong>in</strong>weg durch<br />

fachliche Kompetenzvermittlung auf den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Berufsleben vorbereitet. Aber obwohl<br />

Mädchen heutzutage dieselben Bildungsabschlüsse wie Jungen erreichen und ihnen dabei<br />

statistisch gesehen sowohl <strong>in</strong> ihrer Anzahl als auch im Notendurchschnitt überlegen s<strong>in</strong>d,<br />

gestaltet sich für sie -wie aufgezeigt- der E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den beruflichen Bereich <strong>in</strong> der Regel<br />

wesentlich weniger erfolgreich als der ihrer ehemaligen Klassenkameraden, wofür -neben den<br />

im Kapitel „C.3.“ erläuterten strukturellen Diskrim<strong>in</strong>ierungen- vor allem e<strong>in</strong>e<br />

geschlechtsrollenorientierte Berufswahl verantwortlich zeichnet (vgl. Achter Jugendbericht<br />

1990, S. 47, vgl. <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch Elfter K<strong>in</strong>der- und Jugendbericht 2002, S.<br />

108f, S. 166). Ergo spiegeln sich <strong>das</strong> <strong>in</strong> denselben Bildungsabschlüssen dokumentierte gleiche<br />

<strong>in</strong>tellektuelle Niveau von Mädchen und Jungen und die sogar günstigeren<br />

Ausgangspositionen der Mädchen <strong>in</strong>folge ihrer durchschnittlich besseren Zensuren nicht <strong>in</strong><br />

ihrer Position auf dem Arbeitsmarkt wider, sondern stehen dieser diametral entgegen. Dies<br />

widerspricht e<strong>in</strong>erseits dem emanzipatorisch ausgerichteten politischen Pr<strong>in</strong>zip der<br />

Chancengleichheit der Geschlechter im Bildungswesen und andererseits dem Ge<strong>danke</strong>n der<br />

Koedukation, die ja als „…die geme<strong>in</strong>same Erziehung und Interaktion von Jungen und<br />

Mädchen im Unterricht…“ 172 def<strong>in</strong>iert ist und solchermaßen als pädagogischer Grundsatz<br />

konkrete Intentionen verfolgt (nämlich <strong>das</strong> Erreichen von an diese Geme<strong>in</strong>schaftserziehung<br />

gebundenen Zielen), welche sich aus dem koedukativen Anspruch der Eröffnung der gleichen<br />

hierarchischen Berufsfeldkategorisierung -nur eben nicht mehr entlang der Geschlechtertrennl<strong>in</strong>ie- führen würde,<br />

sei hier dah<strong>in</strong>gestellt.<br />

171 Hurrelmann, Klaus/ Ulich, Dieter (Hg.): Handbuch der Sozialisationsforschung. Studienausgabe. 5. Auflage,<br />

Beltz Verlag: We<strong>in</strong>heim und Basel 1998, S. VI<br />

172 Lenzen, Dieter (Hg.): Pädagogische Grundbegriffe. rowohlts enzyklopädie, Band 2 „Jugend-Zeugnis“.<br />

Rowohlt Taschenbuchverlag: Re<strong>in</strong>bek bei Hamburg 1989, S. 867; vgl. auch Köck, Peter/ Ott, Hanns:<br />

Wörterbuch für Erziehung und Unterricht. 6. Auflage, Auer Verlag: Donauwörth 1997, S. 365; vgl. auch Böhm,<br />

W<strong>in</strong>fried: Wörterbuch der Pädagogik. Krönerts Taschenbuch, Band 94. 13. Auflage, Alfred Kröner Verlag:<br />

Stuttgart 1988, S. 335; vgl. auch Hehlmann, Wilhelm: Wörterbuch der Pädagogik. Krönerts Taschenausgabe,<br />

Band 94. 11. Auflage, Alfred Kröner Verlag: Stuttgart 1971, S. 309<br />

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