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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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<strong>das</strong> Arbeitsleben ungünstig bündeln. Denn gegen <strong>das</strong> Argument e<strong>in</strong>er Rückführbarkeit des<br />

niedrigen Führungspositionenanteils von Frauen auf leistungsbezogene Ursachen spricht hier<br />

zum Beispiel, <strong>das</strong>s weibliche im Vergleich zu männlichen Lehrl<strong>in</strong>gen desselben Berufsbildes<br />

durchschnittlich bessere Abschlussnoten erzielen 106 , <strong>oder</strong> <strong>das</strong>s laut e<strong>in</strong>er Untersuchung des<br />

Hochschul-Informations-Systems unter den StudienabbrecherInnen (des Studienjahres<br />

1993/94 39% der Männer, aber nur 28% der Frauen „Überforderung“ als Grund angaben, was<br />

-differenziert nach Hochschulart- an den westdeutschen Fachhochschulen 30% der Frauen<br />

und 47% der Männer, an den westdeutschen Universitäten 24% der Frauen und 36% der<br />

Männer und an den ostdeutschen Universitäten 107 bei beiden Geschlechtern 37% betraf. (vgl.<br />

Schütt/ Lew<strong>in</strong> 1998, S. 177, S. 392)<br />

Zusammenfassend betrachtet ergibt sich demnach bei „geschlechtsspezifischer“ Berufswahl<br />

für Mädchen im Gegensatz zu Jungen e<strong>in</strong>e Disqualifikation, gemessen an ihren besseren<br />

Schulnoten bei gleichen Bildungsabschlüssen.<br />

C.3. Gesellschaftliche Strukturen als Zensur „geschlechtsuntypischer“<br />

Berufswahlambitionen<br />

Sozioökonomische Leitbilder für die Berufsf<strong>in</strong>dung<br />

„Nicht alle, die am Ziel ankommen, wollten auch ursprünglich dort e<strong>in</strong>treffen.“ sagt der<br />

Volksmund und verweist damit <strong>in</strong> unserem Zusammenhang auf die Wichtigkeit, sich bei der<br />

Betrachtung der im Kapitel zum Berufswahlverhalten vorgestellten statistischen Angaben<br />

tatsächlich den Prozesscharakter der Berufswahl zu vergegenwärtigen, um selbige somit als<br />

langfristiges, über Jahre andauerndes Geschehen begreifen zu können. Denn nur e<strong>in</strong>e<br />

derartige Sichtweise ermöglicht E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Entstehungsursachen e<strong>in</strong>es ebenso<br />

erstaunlichen wie durch die Häufigkeit se<strong>in</strong>es Auftretens im Alltag banal wirkenden<br />

Phänomens: der Metamorphose des jungen weiblichen Menschen (der bei der Berufswahl<br />

e<strong>in</strong>er äußerst breit gefächerten bunten Palette von Berufen gegenübersteht) zur jungen Frau<br />

(die -unter Ausblendung e<strong>in</strong>es Großteils des Gesamtangebotes- nach den Kriterien ihrer<br />

sozialen „Weiblichkeit“ auf e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ausschnitt des Berufswahlspektrums fokussiert).<br />

Biografisch-zeitlich anzusiedeln ist die mit den genannten Zahlen im Kontext stehende<br />

Ersche<strong>in</strong>ung der „...schrittweisen Verweiblichung der Berufsvorstellungen und<br />

Berufsentscheidungen...“ (Rettke 1987, S. 127) <strong>in</strong> der Pubertät, denn: „Im Verlauf des<br />

Berufsf<strong>in</strong>dungsprozesses, der...spätestens mit Abschluss der Orientierungsstufe (7. Klasse)<br />

und der damit verbundenen realistischen E<strong>in</strong>schätzung der erreichbaren Schulabschlüsse<br />

e<strong>in</strong>setzt, f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Selbstsozialisation statt, d.h. e<strong>in</strong>e Identifizierung mit den zugänglich<br />

ersche<strong>in</strong>enden -e<strong>in</strong>gegrenzten- Chancen.“ (Rudolph et al. 1986, S. 11 über Krüger 1984)<br />

Def<strong>in</strong>ieren wir die Berufswahlentscheidung als e<strong>in</strong>en strukturell determ<strong>in</strong>ierten und<br />

normabhängigen Vorgang, so erweist sich speziell die weibliche Berufsf<strong>in</strong>dung als „...e<strong>in</strong><br />

Balanceakt zwischen strukturellen Bed<strong>in</strong>gungen, gesellschaftlichen Zuweisungen und<br />

subjektiven Orientierungen.“ (Rabe-Kleberg 1990, S. 167f) Das Ergebnis dieser mentalen<br />

Akrobatik -so die Studien von Krüger- stellt sich als Anpassungsleistung von Mädchen an die<br />

„geschlechtsspezifische“ Segregation des Arbeitsmarktes und die damit verbundenen<br />

segmentbezogenen vorhandenen <strong>oder</strong> verwehrten Zugangsmöglichkeiten dar. Der auf diesem<br />

Wege entstandene Berufswunsch spiegelt eher arbeitsmarktstrategische Überlegungen als<br />

106 vgl. Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.): Frauen <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutsch</strong>land, Bonn 1998, S. 3<br />

107 Zu ostdeutschen Fachhochschulen liegen ke<strong>in</strong>e Daten vor, was mit dem erst erfolgenden Aufbau der zu DDR-<br />

Zeiten nicht existenten Fachhochschulen <strong>in</strong> der Nachwendezeit zusammenhängen dürfte.<br />

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