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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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,Ausreichend’ im Fach <strong>Deutsch</strong> zu 70 Prozent dazu, <strong>das</strong>s e<strong>in</strong>e entsprechende Eignung für<br />

e<strong>in</strong>en Beruf, der gute <strong>Deutsch</strong>kenntnisse verlangt, zuerkannt wird, während…selbst gute <strong>oder</strong><br />

sehr gute Noten im Fach Technik…nur <strong>in</strong> knapp über 50 Prozent der Fälle zur Zuschreibung<br />

e<strong>in</strong>er Eignung für Berufe, die technisches Verständnis verlangen…“ animieren können. Und<br />

sogar jene Eltern, welche ihren Töchtern e<strong>in</strong> solches technisches Verständnis zuerkannten,<br />

favorisierten mehrheitlich „Frauenberufe“ für selbige. Die befragten Eltern hielten also<br />

„geschlechtsuntypische“ Fähigkeiten ihrer Töchter „…nur <strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>gem Umfang für<br />

beruflich verwertbar.“ (ebd., S. 36f) Im Gegensatz dazu schätzten Eltern<br />

geschlechterstereotypengerechte (soziale und kommunikative) Kompetenzen der Töchter als<br />

hochgradig beruflich nutzbar e<strong>in</strong> und nehmen sie im Vergleich zum als jungentypisch<br />

geltenden töchterlichen Können (handwerkliche Geschicklichkeit, technischnaturwissenschaftlich-mathematischer<br />

Sachverstand) wesentlich stärker wahr. Nach e<strong>in</strong>er<br />

qualitativen Studie von Englert und Schneider (1989) 133 s<strong>in</strong>d unter anderem Mutter und Vater<br />

bedeutsame Größen im Berufsf<strong>in</strong>dungsprozess von Jugendlichen (vgl. Hannover/ Bettge<br />

1993, S. 25). In der Konsequenz teilen Töchter <strong>in</strong> der überwältigenden Mehrheit die<br />

Attribuierungen der Eltern an ihre Berufseignung, und zwar <strong>in</strong>sbesondere bei der Bejahung<br />

<strong>oder</strong> Verne<strong>in</strong>ung als „geschlechtsspezifisch“ bzw. „geschlechtsunspezifisch“ e<strong>in</strong>geordneter<br />

Begabungen und der daraus geschlussfolgerten, vorhandenen <strong>oder</strong> nicht gegebenen<br />

Entsprechung beruflicher Anforderungen. „So stimmen 98 Prozent der Töchter mit den Eltern<br />

übere<strong>in</strong>, die sagen, <strong>das</strong>s diese sich für Berufe eignen, die Hilfsbereitschaft verlangen, und es<br />

stimmen über 90 Prozent der Töchter zu, wenn Eltern sagen, <strong>das</strong>s sie sich nicht für Berufe<br />

eignen, die technisches Verständnis voraussetzen.“ (Hoose/ Vorholt 1997, S. 36f) Auch e<strong>in</strong>e<br />

Untersuchung von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern zur Berufswahlproblematik durch Bett<strong>in</strong>a<br />

Hannover und Susanne Bettge lässt e<strong>in</strong>e relativ geschlechtsrollengebundene elterliche<br />

Wahrnehmung von Töchtern vermuten, weil laut der Studie Mädchen im Vergleich zu Jungen<br />

wesentlich weniger soziale Anerkennung von beiden Elternteilen für die Ergreifung e<strong>in</strong>es<br />

naturwissenschaftlichen <strong>oder</strong> technischen Berufes erwarten, wobei aber -im E<strong>in</strong>klang mit den<br />

eben genannten Prozentzahlen- gerade Mädchen sich stärker an der elterlichen Me<strong>in</strong>ung<br />

ausrichten, wie die Forschungsarbeit ebenfalls zeigen konnte (vgl. Hannover/ Bettge 1993, S.<br />

28f). Weiterh<strong>in</strong> verweist auch <strong>das</strong> „Referat für Berufsorientierung und berufliche Beratung“<br />

bei der Bundesanstalt für Arbeit auf die <strong>in</strong> den Beratungsgesprächen sowie <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>stitutions<strong>in</strong>ternen Befragungen ermittelte Existenz „geschlechtstypischer“ Interessen bei<br />

beiden Geschlechtern, welche von den Jugendlichen mehrheitlich unter Rückgriff auf für<br />

geschlechtsadäquat erachtete Eigenschaften und Kompetenzen thematisiert werden. 134 Diese<br />

geschlechtsrollenbetonte Sichtweise auf die Wahl des künftigen Berufes lässt sich mit zwei<br />

unterschiedlichen Wirkungskomponenten begründen. E<strong>in</strong>erseits besteht bei Jugendlichen<br />

„…<strong>in</strong> der Mehrzahl der Fälle (e<strong>in</strong>e) entwicklungspsychologisch begründete<br />

Überforderung…bei der Selbsterfassung und der Selbste<strong>in</strong>schätzung ihrer Eignung und<br />

Fähigkeit im H<strong>in</strong>blick auf komplexe Erwerbstätigkeits- und Berufsstrukturen…“ 135 Zu diesen<br />

Schwierigkeiten der realistischen Selbstbeurteilung von bereits bestehenden <strong>oder</strong> noch<br />

<strong>in</strong>dividuell entwickelbaren Begabungspotentialen und der schweren Überschaubarkeit des<br />

gesamten Berufsspektrums mit den für se<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelnen Glieder charakteristischen Chancen<br />

<strong>oder</strong> Risiken -gerade zu Zeiten des Umbruchs der Arbeitsgesellschaft- kommt außerdem e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Ambivalenz h<strong>in</strong>zu, welche die heute klar gegebene Möglichkeit der Emanzipation<br />

133 Englert, J. S./ Schneider, P.: E<strong>in</strong>stellung von Mädchen zu Naturwissenschaften und Wettbewerb. Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>es Meß<strong>in</strong>struments. (unveröffentlichte Diplomarbeit) Technische Universität Berl<strong>in</strong>: Berl<strong>in</strong> 1989<br />

134 vgl. Bundesanstalt für Arbeit: Informationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste. Frauen. Wege zur<br />

Chancengleichheit. ibv 22/00, 31.05.2000, S. 2397<br />

135 <strong>Deutsch</strong>es Institut für Fernstudien an der Universität Tüb<strong>in</strong>gen DIFF: Fernstudium. Ausbildung zum<br />

Beratungslehrer. Studienbrief 6: Schullaufbahnberatung. Studienblock III: Aufgabenfelder des Beratungslehrers.<br />

Basistext, Teil A. Tüb<strong>in</strong>gen 1985, S. 43<br />

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