Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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Thema der „Gewährung“ 114 von Erziehungsurlaub/ Elternzeit aus Unternehmenssicht im<br />
unmittelbaren Kontext mit der Position der betreffenden ArbeitnehmerIn bewerten, impliziert<br />
dies e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>direkten Rückgriff auf <strong>das</strong> Geschlecht 115 , der nicht mit herkömmlichen<br />
Geschlechtsrollenvorstellungen, sondern mit real existierenden Qualifikationsstrukturen<br />
begründbar ist. Das gleiche gilt, wenn <strong>in</strong> derselben (im H<strong>in</strong>blick auf die Befragung von<br />
Vätern jedoch repräsentativ angelegten) Studie ermittelt wurde, <strong>das</strong>s an erster Stelle der gegen<br />
den väterlichen Erziehungsurlaub sprechenden Gründe nicht traditionelle, sondern vielmehr<br />
f<strong>in</strong>anzielle Überlegungen stehen, welche auf dem bei den Befragten mehrheitlich gegebenen<br />
Faktum des höheren E<strong>in</strong>kommens des Mannes gegenüber der Frau basierten 116 . Nun stellt die<br />
Beanspruchung von Erziehungsurlaub bzw. Elternzeit ohne gleichzeitige Fortführung der<br />
Berufstätigkeit aber wegen ihres bekannten (im vorigen Kapitel beschriebenen) sogenannten<br />
Rauskehreffektes aber e<strong>in</strong>en berufsbiografischen Knackpunkt dar. Und genau diese Tatsache<br />
bleibt auch unter den neuen weltwirtschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen ökonomisch hervorragend<br />
verwertbar. Kennt doch auch der den Gesetzen der Globalisierung unterworfene Arbeitsmarkt<br />
nicht nur arbeits<strong>in</strong>tensivierte und daher dauerhafte Beschäftigung, sondern bedarf er <strong>in</strong> den<br />
mittleren und unteren Qualifikationsebenen ebenso e<strong>in</strong>es flexiblen und billigen<br />
Arbeitskräfteangebotes <strong>in</strong> Wirtschaft und Industrie 117 . E<strong>in</strong>es Arbeitskräfteangebotes also,<br />
welches offensichtlich idealerweise von Frauen mit Mutterstatus gestellt werden kann, weil<br />
jene nur über e<strong>in</strong>e „…,lose Kopplung’…an <strong>das</strong> Beschäftigungssystem…“ verfügen, sie<br />
„…grundsätzlich e<strong>in</strong> flexibleres Angebotsverhalten als Männer…“ haben, <strong>in</strong>dem sie<br />
„…häufiger die Beschäftigung…“ wechseln und „…sich stärker auf Teilzeitmodelle…“<br />
konzentrieren. Denn: „Sowohl <strong>in</strong> den alten wie <strong>in</strong> den neuen Bundesländern s<strong>in</strong>d die meisten<br />
Frauen davon überzeugt, <strong>das</strong>s sie sich <strong>in</strong> der Rolle als Mutter, die nebenbei noch teilweise<br />
berufstätig ist, am wohlsten fühlen würden.“ 118 Im Gegensatz zu k<strong>in</strong>derlosen Frauen, deren<br />
Bildungs- und Qualifikationsressourcen es angesichts neuer Anforderungs- und<br />
Leistungsprofile gleich denen k<strong>in</strong>derloser, k<strong>in</strong>derhabender und k<strong>in</strong>derreicher Männer<br />
auszuloten gilt, s<strong>in</strong>d bundesrepublikanische Mütter demnach aus ökonomischer und<br />
wirtschaftspolitischer Sicht auch noch zu Globalisierungszeiten für e<strong>in</strong> Wirken <strong>in</strong> den<br />
Randbereichen des Beschäftigungssystems prädest<strong>in</strong>iert.<br />
Jetzt weist allerd<strong>in</strong>gs die Makrostatistik -wie schon h<strong>in</strong>reichend dargelegt- diese<br />
Randbereiche aber als berufliche „Frauensektoren“ aus. Die bundesdeutsche ökonomische<br />
Entwicklung der letzten Jahre hat folglich im Kontext mit der Globalisierung e<strong>in</strong>e neue<br />
Struktur der Frauenerwerbstätigkeit hervorgebracht: hochqualifizierte, zeitlich nahezu<br />
unbegrenzt verfügbare Frauen, die <strong>in</strong> prestigeträchtigen „Männer-“ und „Mischberufen“ quasi<br />
geschlechtsrollenlos und kont<strong>in</strong>uierlich agieren können<strong>–</strong> und Frauen mit (aus Gründen<br />
stereotyper gesellschaftlicher Attribuierungen wie auch geschlechtsrollengebundener<br />
Selbstdef<strong>in</strong>ition) klar begrenzter zeitlicher Verfügbarkeit, die es anhand der oben zitierten<br />
114<br />
Welche Sicherheit bestehende gesellschaftliche Strukturen e<strong>in</strong>em Menschen beim Durchsetzen<br />
unternehmerischer Machtansprüche gegen Elternzeitbeanspruchung vermitteln können, selbst wenn diese<br />
Machtansprüche den neuesten gesetzlichen Regelungen entgegenstehen, zeigt <strong>das</strong> Beispiel e<strong>in</strong>es Unternehmers,<br />
der im Sommer 2001 (also kurz nach dem Inkrafttreten des neuen Bundeserziehungsgeldgesetzes zur Elternzeit)<br />
me<strong>in</strong>e Mutter im Gewerbeaufsichtsamt Chemnitz kontaktierte, um sich „Tips vom Amt“ dafür zu holen, wie er<br />
e<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>er 100 (!) Mitarbeiter mit „gesetzlichen <strong>oder</strong> halbgesetzlichen“ Möglichkeiten davon abhalten<br />
könne, als Vater Elternzeit zu nehmen.<br />
115 vgl. Vascovics, Laszlo A./ Rost, Harald: Väter und Erziehungsurlaub. Schriftenreihe des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Band 179, Verlag W. Kohlhammer: Bonn 1999, S. 111f<br />
116 vgl. Vascovics, Laszlo A./ Rost, Harald: Väter und Erziehungsurlaub. Schriftenreihe des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Band 179, Verlag W. Kohlhammer: Bonn 1999, S. 162<br />
117 Als Synonym für diesen Bedarf kann zum Beispiel die im Falle von Arbeitskräfte-Engpässen e<strong>in</strong>gesetzte<br />
Spr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong> im Verkaufswesen angesehen werden.<br />
118 Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen: Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit <strong>in</strong><br />
<strong>Deutsch</strong>land. Entwicklung, Ursachen und Maßnahmen. Teil II: Ursachen steigender Arbeitslosigkeit <strong>in</strong><br />
<strong>Deutsch</strong>land und anderen früh<strong>in</strong>dustrialisierten Ländern. Bonn 1997, S. 36<br />
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