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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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Weise der Darbietung des Unterrichtsstoffes bzw. der Unterrichtsmaterialien erleichtert <strong>oder</strong><br />

erschwert werden kann. Kurz: Die Lehrqualität bestimmt die Lernqualität. Nun orientiert sich<br />

die Didaktik, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den Naturwissenschaften, der Mathematik und der Informatik,<br />

aber maßgeblich an der Lebenswelt von Jungen, <strong>in</strong>dem Inhalt und Methodik des Unterrichtes<br />

stark an den angenommenen Interessen von Jungen ausgerichtet werden (vgl. Kreienbaum<br />

1992, S. 41). Das bedeutet, <strong>in</strong>nerhalb der Schulstunde wird häufig e<strong>in</strong> thematischer Bezug zur<br />

männlichen Lebenswelt hergestellt <strong>oder</strong> e<strong>in</strong> Bestandteil dieser Lebenswelt zum<br />

Unterrichtsthema erhoben (vgl. ebd.). Dies ist durchaus relevant für <strong>das</strong> unterrichtsbezogene<br />

kognitive Lernen, weil die Lebenswelten von Mädchen und Jungen sich bereits seit dem<br />

K<strong>in</strong>desalter <strong>in</strong>folge von <strong>in</strong> der Regel praktizierter „geschlechtsspezifischer“ Sozialisation <strong>in</strong><br />

verschiedenster H<strong>in</strong>sicht unterscheiden: Ihre Freizeitgestaltung bzw. ihre Aktivitäten s<strong>in</strong>d<br />

oftmals verschieden vone<strong>in</strong>ander, wie es bereits <strong>das</strong> Spielzeug und die Spiele <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit<br />

waren, der (üblicherweise von den Eltern vorgegebene) Aktionsradius für<br />

Freizeitbeschäftigungen ist für die Mädchen ger<strong>in</strong>ger gefasst und Mädchen werden vielfach<br />

mehr bzw. regelmäßiger als Jungen mit Haushaltsaufgaben sowie der Betreuung kle<strong>in</strong>erer<br />

Geschwister betraut. In der Konsequenz dieser differenten Aktionsmöglichkeiten und<br />

Handlungspräferenzen verfügen die Geschlechter über unterschiedliche -da<br />

lebensweltspezifische- Erfahrungen und Kenntnisse. Wenn sich nun aber die<br />

Unterrichtsmethodik auf Jungen als Adressaten konzentriert, sich also die Vermittlung des<br />

Lehrstoffes <strong>in</strong> hohem Maße auf die Lebenswelt von Jungen bezieht, so gestattet ihnen dies<br />

<strong>das</strong> Erleben e<strong>in</strong>es „Wiedererkennungseffektes“, welcher aus der (durch außerschulische<br />

Sozialisation erworbenen) Vertrautheit mit der im Unterrichtsfach vorgestellten Materie<br />

resultiert. Damit erleichtert Unterricht, der auf den kollektiven Erfahrungen von Jungen als<br />

soziale Großgruppe basiert, Schülern den fachlichen Zugang zum Lehrstoff. Gelten doch<br />

Anregungen als wichtiger Umweltfaktor für die Entfaltung kognitiver Fähigkeiten, da sie<br />

entscheidend dazu beitragen, existente Begabungspotentiale auszuschöpfen (vgl. Doer/<br />

Schneider 1992, S. 79). Hier sei -um den vorangegangenen Ausführungen den Hauch von<br />

argumentativer Künstlichkeit zu nehmen, der ihnen ohne statistische Untermauerung anhaftete<strong>in</strong>e<br />

von 1997 datierte Erhebung des Hochschul-Informations-Systems angeführt, welche die<br />

„E<strong>in</strong>schätzung der schulischen Vorbereitung auf <strong>das</strong> Studium durch deutsche<br />

Studienanfänger<strong>in</strong>nen und Studienanfänger im W<strong>in</strong>tersemester 1996/97 nach Fächergruppen<br />

und Geschlecht“ untersuchte, und nach der sich <strong>in</strong>sbesondere Studienanfänger<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der<br />

Mathematik, den Naturwissenschaften sowie der Mediz<strong>in</strong> wesentlich seltener als gut bzw. sehr<br />

gut von der Schule für <strong>das</strong> Studium vorbereitet sahen als ihre Kommilitonen. Die<br />

Unterschiede zwischen den Geschlechtern beliefen sich dabei auf beachtliche 9% bzw. 7%<br />

(vgl. Schütt/ Lew<strong>in</strong> 1998, S. 61). Dies ist -gemessen am koedukativen Anspruch der Schulee<strong>in</strong><br />

durchaus erstaunliches Ergebnis. Setzen wir es jedoch mit den vorangegangenen<br />

Ausführungen <strong>in</strong> Zusammenhang, verliert es se<strong>in</strong>en Überraschungseffekt und gew<strong>in</strong>nt an<br />

Logik. Anzufügen bleibt der Verweis auf e<strong>in</strong>e Studie von Susanne Bettge aus dem Jahre<br />

1992 192 , die e<strong>in</strong>e Korrelation zwischen der Erfolgszuversicht, mit der e<strong>in</strong>e<br />

Mathematikaufgabe bearbeitet wurde, und dem Bezug dieser Aufgabe auf den Lebensalltag<br />

von Mädchen bzw. Jungen herstellt. Danach waren „Schüler<strong>in</strong>nen…bei der Bearbeitung von<br />

Mathematikaufgaben weniger erfolgszuversichtlich, wenn e<strong>in</strong>e Aufgabe Bezug auf den Alltag<br />

von Jungen hatte, als wenn sich e<strong>in</strong>e Aufgabe gleichen Schwierigkeitsgrades auf den Alltag<br />

von Mädchen bezog.“ Umgekehrt allerd<strong>in</strong>gs fanden sich „…ke<strong>in</strong>e Unterschiede <strong>in</strong> den<br />

Erfolgserwartungen von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern, wenn sie e<strong>in</strong>e Aufgabe mit e<strong>in</strong>em<br />

mädchenspezifischen Alltagsbezug bearbeiteten.“ (Hannover/ Bettge 1993, S. 40) Daraus<br />

ergibt sich die Schlussfolgerung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>sbesondere bei Mädchen vorhandenen Abhängigkeit<br />

der Leistungsmotivation -und kontextuell dazu auch der Lernmotivation- von der <strong>in</strong>haltlichen<br />

192 Bettge, Susanne: Geschlechtsunterschiede <strong>in</strong> Erfolgserwartungen <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Formulierung von<br />

Mathematik-Textaufgaben. In: Zeitschrift für Sozialpsychologie, Heft 23, 1992, S. 47- 53<br />

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