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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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Intensität der Orientierung an soziokulturellen Geschlechterrollen markierte ideologische<br />

Schranke im Kopf gegenüber. 163<br />

Veränderbarkeit von Geschlechtsrollenverständnis und „Geschlechtsspezifität“ der<br />

Berufsstruktur<br />

An dieser eben angeführten ideologischen Schranke setzt die vorliegende Studie an. Sie geht<br />

dabei folglich davon aus, <strong>das</strong>s die wissenschaftliche Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den<br />

Wirkungsmechanismen ausbildungs- und arbeitsmarktbezogener geschlechtsspezifischer<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung bereits Erkenntnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfang hervorgebracht hat, der vorerst e<strong>in</strong>en<br />

weiteren theoretischen Reflexionsbedarf h<strong>in</strong>ter der Notwendigkeit politischen<br />

Handlungsbedarfs zurücktreten lässt 164 (was die Frage nach Möglichkeiten zur Schaffung<br />

effizienter Informationstransfer-Strukturen zwischen Wissenschaft und Politik aufwirft). In<br />

diesem S<strong>in</strong>ne besteht der Ansatz der Untersuchung <strong>in</strong> der Arbeit an e<strong>in</strong>em geänderten<br />

Geschlechtsrollenverständnis, die zwangsläufig erzieherische Intentionen haben und ergo<br />

pädagogischer Natur se<strong>in</strong> muss. Dieses modifizierte Geschlechtsrollenverständnis wäre mit<br />

e<strong>in</strong>em geänderten Selbstverständnis verbunden, welches sich nicht an kulturellen Normen,<br />

sondern an Individualität orientiert und darum auch <strong>das</strong> Zulassen von Interessen wie auch <strong>das</strong><br />

Erkennen von Fähigkeiten ermöglicht, die geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> als unüblich für e<strong>in</strong> bestimmtes<br />

Geschlecht gelten. Unter denjenigen Mädchen, bei denen „untypische“ Neigungen und<br />

Begabungen vorliegen, würde <strong>in</strong>folge des liberalen Selbstverständnisses die Anzahl derer<br />

steigen, die ihre Präferenzen und ihr Können auch im Rahmen e<strong>in</strong>er beruflichen Tätigkeit<br />

umzusetzen wünschen, womit die Wahl e<strong>in</strong>es „geschlechtsuntypischen“ Berufes nicht mehr<br />

wie bisher der Entscheidung für e<strong>in</strong>en exotischen Status gleichkäme. Weil dadurch die mit<br />

der „Naturgegebenheit“ argumentierende Selbstverständlichkeit der Differenzierung von<br />

Berufen <strong>in</strong> „Frauen-“ und „Männerberufe“ <strong>in</strong> Frage gestellt wäre, hätte dies e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf<br />

die öffentliche Wahrnehmung sowohl der „geschlechtsspezifischen“ Segregation des<br />

Arbeitsmarktes als gesellschaftlich verursachte Separierung als auch des<br />

E<strong>in</strong>stellungskriteriums „Geschlecht“ als Instrument zu ihrer Bestandserhaltung. E<strong>in</strong>e<br />

gewandelte öffentliche Wahrnehmung aber erzeugt politischen Handlungsdruck zur<br />

Veränderung diskrim<strong>in</strong>atorischer Strukturen im Beschäftigungssystem.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs verkennt die Studie bei dem hier dargestellten Zusammenhang zwischen statistisch<br />

signifikantem Rollenbruch, öffentlicher Bewusstse<strong>in</strong>sbildung und politischem<br />

Handlungsbedarf ausdrücklich nicht, <strong>das</strong>s mit der deutschen Wiedervere<strong>in</strong>igung und der über<br />

Westdeutschland quasi here<strong>in</strong>brechenden großen Anzahl ostdeutscher berufstätiger<br />

Ingenieur<strong>in</strong>nen mit Fach- <strong>oder</strong> Hochschulabschluss und ostdeutscher Student<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong>genieurwissenschaftlicher Fächer erst <strong>in</strong> jüngster Vergangenheit e<strong>in</strong> solcher Fall massiven<br />

Rollenbruchs (nach westdeutschen und nunmehr gesamtdeutschen Maßstäben 165 ) vorlag, ohne<br />

<strong>das</strong>s es <strong>in</strong> der Bevölkerung <strong>oder</strong> den Medien zur Herausbildung e<strong>in</strong>es Bewusstse<strong>in</strong>s<br />

gekommen wäre, welches hätte politikwirksam werden können [politikwirksam im S<strong>in</strong>ne der<br />

163 Wobei sich die strukturelle Schranke natürlich auch aus der Ausrichtung des Arbeitsmarktes an kulturell<br />

def<strong>in</strong>ierten Frauen- und Männerbildern speist.<br />

164 Zumal die Europäische Union den nationalen Regierungen mit ihren bisher sieben Richtl<strong>in</strong>ien zur<br />

Situation der Frau auf dem Arbeitsmarkt bereits <strong>das</strong> politische Handwerkszeug für gesellschaftliche<br />

Umwälzungen geliefert hat<strong>–</strong> wenngleich sich der von der EU gewählte Rechtsakt der Richtl<strong>in</strong>ie im Vergleich zur<br />

unverzüglich <strong>in</strong> nationales Recht umzusetzenden Verordnung als ausgesprochen schwächlich gegenüber von<br />

Verschleppungs<strong>in</strong>tentionen der e<strong>in</strong>zelnen Mitgliedsländer erweist, weshalb unter anderem <strong>Deutsch</strong>land<br />

bereits mehrfach Mahnungen des Europäischen Gerichtshofes zuteil wurden.<br />

165 siehe zum selben Thema <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Zusammenhang Kapitel „B. Zeitgeschichtlicher Kontext der<br />

Studie“ unter Punkt 6.: „Die europapolitische Dimension“<br />

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