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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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Kopplung e<strong>in</strong>er Schulaufgabe an die eigene Lebenswelt. Falls jedoch -wie erläutert- dieser<br />

Lebensweltbezug sozusagen als Stimulus für die weibliche Lern- und Leistungsmotivation <strong>in</strong><br />

der Schulstunde fehlt, schränkt dies die Erfolgszuversicht von Mädchen h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

Bewältigung von Schulaufgaben bzw. des Unterrichtsstoffes e<strong>in</strong>.<br />

Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse existieren nun aber konkret über den<br />

Lebensweltbezug als methodischen Aspekt der Unterrichtsgestaltung? Für die Mathematik<br />

stellte e<strong>in</strong>e aus dem Jahre 1989 stammende Untersuchung von Bett<strong>in</strong>a Srocke 193 über<br />

Mathematiklehrbücher und mathematische Lehrmaterialien für den Unterricht deren<br />

überwiegende Ausrichtung an der Lebenswelt von Jungen fest, da die lehrbuchimmanenten<br />

Anwendungsaufgaben vorrangig auf Interessen und Erfahrungen abzielten, welche<br />

(sozialisatorisch begründet) üblicherweise bei Jungen vorliegen. Im Technikunterricht<br />

ergeben sich, wie Kremer, Stäudel und Zolg 1992 im H<strong>in</strong>blick auf seit 1984 am Kieler<br />

Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften durchgeführte Studien über Interesse-<br />

Modifikationen von Fünft- bis ZehntklässlerInnen an Technik und Physik konstatierten 194 , aus<br />

dem größeren Vorwissen der Jungen im Umgang mit Werkzeugen e<strong>in</strong>erseits günstigere<br />

Startvoraussetzungen für Jungen, andererseits wird hier auf (kulturell geformte)<br />

„geschlechtsspezifische“ Interessenlagen unterschiedlich <strong>in</strong>tensiv e<strong>in</strong>gegangen. Denn auf den<br />

für Mädchen vielfach relevanten weiterführenden Anwendungszweck von technischen<br />

Geräten sowie auf H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen über gesellschaftliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und<br />

Konsequenzen der Nutzung technischen Instrumentariums wird im Schulfach Technik nicht<br />

näher e<strong>in</strong>gegangen, sondern sich stattdessen auf die (an den außerschulischen Vorerfahrungen<br />

der Jungen ansetzende) Erklärung der Funktionsweise technischer Gerätschaften beschränkt.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Physik ermittelten die Kieler Untersuchungen ebenfalls e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren<br />

Bezug des Unterrichtes auf <strong>das</strong> Alltagsleben von Mädchen. So s<strong>in</strong>d hier Unterrichts<strong>in</strong>halte,<br />

die gesellschaftliche Kontexte aufzeigen <strong>oder</strong> e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zur Natur herstellen, klar<br />

unterrepräsentiert. Nach den Forschungsergebnissen des Kieler Institutes jedoch s<strong>in</strong>d es genau<br />

diese Themata („Vorgänge und Ersche<strong>in</strong>ungen, die man direkt beobachten kann, wie z.B.<br />

Naturphänomene“, „Anwendungen im Bereich der Mediz<strong>in</strong>“, „technische Anwendungen, die<br />

jetzt und zukünftig für uns alle von großem Nutzen se<strong>in</strong> können“, „technische Anwendungen,<br />

die mit großem Risiko für unsere Umwelt behaftet s<strong>in</strong>d“), welche <strong>in</strong>sbesondere bei Mädchen<br />

Wissbegierde wecken. Hoffmann und Lehrke vers<strong>in</strong>nbildlichen diese Zusammenhänge, <strong>in</strong>dem<br />

sie auf den Herzschrittmacher h<strong>in</strong>weisen, welcher Schüler<strong>in</strong>nen anhand se<strong>in</strong>es<br />

„mädchenspezifischen“ Lebensweltbezuges <strong>das</strong> Modell der Pumpe verständlicher bzw.<br />

e<strong>in</strong>drücklicher näher br<strong>in</strong>gen würde als <strong>das</strong> Beispiel des Ottomotors. 195 Den<br />

naturwissenschaftlichen Unterricht h<strong>in</strong>gegen dom<strong>in</strong>iert gemäß den Kieler Studien der E<strong>in</strong>satz<br />

technischer Geräte zur „Beschreibung und Erklärung von physikalischen Versuchen“ sowie<br />

zur Erläuterung von „Naturgesetzen, die es erlauben, bestimmte physikalische Größen exakt<br />

zu berechnen“<strong>–</strong> beides Gebiete, welche sozialisationsbed<strong>in</strong>gt vor allem Jungen ansprechen,<br />

Mädchen allerd<strong>in</strong>gs nur wenig fachlich motivieren. Ergänzend kann hier zudem noch auf e<strong>in</strong>e<br />

bereits 1978 durchgeführte Befragung von Lehrkräften für den naturwissenschaftlichen<br />

Unterricht verwiesen werden, <strong>in</strong> der sich zeigte, <strong>das</strong>s die Lehrenden die Interessen von<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> ihrem jeweiligen Fachbereich nur vage def<strong>in</strong>ieren konnten, woh<strong>in</strong>gegen sie<br />

über die Interessen von Schülern auffallend besser <strong>in</strong>formiert waren. 196 Ganz ähnlich verhält<br />

es sich <strong>in</strong> der Informatik. Die Ausgangsvoraussetzungen für den fachlichen Zugang zum<br />

193 Srocke, Bett<strong>in</strong>a: Mädchen und Mathematik. <strong>Deutsch</strong>er Universitätsverlag, Wiesbaden 1989, zitiert <strong>in</strong>:<br />

Faulstich-Wieland 1991, S. 93<br />

194 Kremer/ Stäudel/ Zolg 1992, S. 37ff; vgl. dazu auch Kreienbaum / Metz-Göckel 1992, S. 37<br />

195 Hoffmann, Lore/ Lehrke, M.: E<strong>in</strong>e Untersuchung zu Schüler<strong>in</strong>teressen an Physik und Technik. In: Zeitschrift<br />

für Pädagogik, 32. Jg., Heft 2, 1986, zitiert <strong>in</strong>: Kreienbaum/Metz- Göckel 1992, S. 41<br />

196 vgl. Weltner, K.: Das Interesse von Jungen und Mädchen an Physik und Technik. In: NiU-P/ C 27, 1978, S.<br />

321- 325, zitiert <strong>in</strong>: Faulstich-Wieland/ Pfister 1989, S. 14<br />

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