Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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Normen bewusst (vgl. Kreft/ Mielenz 1988, S. 453). So bestanden e<strong>in</strong>erseits Erwartungen an<br />
<strong>das</strong> Kommunikationsverhalten, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em formell gehaltenen, sachlich-distanzierten<br />
Schreibstil (bzw. Umgangston bei den Anrufen) widerspiegelten. Andererseits war<br />
anzunehmen, <strong>das</strong>s sich mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> den letzten drei Jahrzehnten <strong>in</strong> der BRD zu beobachtenden<br />
zunehmenden Sensibilisierung der Öffentlichkeit für frauenpolitische Belange 261 die<br />
Schulleitungen und Lehrkräfte moralischen Sollerwartungen (vgl. ebd.) h<strong>in</strong>sichtlich ihres<br />
Standpunktes zur Stellung der Frau <strong>in</strong> der Gesellschaft sowie zur Geschlechterbeziehung<br />
ausgesetzt sahen, was nicht zuletzt die geschilderten Erfahrungen mit dem<br />
Vermeidungsverhalten des Direktors e<strong>in</strong>er Pretest-Schule nahe legten. Nun weisen aber<br />
jüngere sozialwissenschaftliche Erkenntnisse darauf h<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s die Art und Weise des<br />
Umgangs mit Verhaltenserwartungen stark an die beiden Wahrnehmungskategorien 262 von<br />
Anonymität und Identifizierbarkeit gekoppelt ist. So analysiert <strong>das</strong> SIDE-Modell (Social<br />
Identity DE<strong>in</strong>dividuation Modell) 263 Anonymität und Identifizierbarkeit als zwei<br />
verhaltensbezogene E<strong>in</strong>flussfaktoren im Zusammenhang mit den Erwartungen der sozialen<br />
Umwelt und gelangt dabei zu folgenden Schlussfolgerungen: „Die Identifizierbarkeit e<strong>in</strong>er<br />
Person für andere bewirkt e<strong>in</strong>e Bewertung des eigenen Verhaltens vor dem H<strong>in</strong>tergrund der<br />
Erwartungen dieser, d.h. es entsteht sogenannte öffentliche Selbstaufmerksamkeit (Carver &<br />
Schleicher 1981) 264 . Dieser Effekt verstärkt sich, wenn die identifizierbare Person Sanktionen<br />
von ihren Beobachtern zu befürchten hat. Mit der öffentlichen Selbstaufmerksamkeit geht<br />
e<strong>in</strong>e Verhaltensorientierung an den Normen der Beobachter e<strong>in</strong>her. Bei diesen Beobachtern<br />
kann es sich sowohl um Mitglieder der eigenen Gruppe als auch um Mitglieder e<strong>in</strong>er fremden<br />
Gruppe handeln (Reicher, Spears & Postmes 1995). 265 “ (Bat<strong>in</strong>ic et al. 1999, S. 65)<br />
Anzumerken ist hier, <strong>das</strong>s Verstöße gegen Sollerwartungen, die sich auf moralische Normen<br />
beziehen (z.B. im Falle der vorliegenden Untersuchung auf die Akzeptanz des<br />
Gleichberechtigungsgrundsatzes bzw. der Notwendigkeit gesellschaftlicher Reformen <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em S<strong>in</strong>ne), <strong>in</strong> der Regel „durch soziale Ächtung“ sanktioniert werden (vgl. Kreft/ Mielenz<br />
1988, S. 453), wozu auch die Infragestellung der Eignung für e<strong>in</strong>e Leitungs- <strong>oder</strong><br />
Lehrfunktion zählen kann. Wenngleich also die eventuelle Befürchtung e<strong>in</strong>er solchen<br />
Infragestellung im Falle der Studie <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>ster Weise als juristisch relevant angesehen werden<br />
musste (eben weil es sich nur um e<strong>in</strong>e Soll- und ke<strong>in</strong>e Musserwartung handelte), kann doch<br />
die Antizipation e<strong>in</strong>er möglichen prestigebezogenen Beschädigung der eigenen Person/<br />
Schule e<strong>in</strong>en erheblichen Druck auf <strong>das</strong> <strong>in</strong>stitutionelle Antwortverhalten erzeugt haben.<br />
Aus dem Blickw<strong>in</strong>kel des SIDE-Modells betrachtet fällt somit <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der bei allen<br />
Schulen gegebenen Identifizierbarkeit bei der Auswertung der e<strong>in</strong>e Teilnahme verne<strong>in</strong>enden<br />
Rückmeldungen der Schulen die äußerst ger<strong>in</strong>ge Anzahl von nur zwei expliziten<br />
Teilnahmeverweigerungen auf, begründet mit e<strong>in</strong>er direkt (cui bono?) <strong>oder</strong> <strong>in</strong>direkt (Wir<br />
möchten nicht teilnehmen.) geäußerten <strong>in</strong>haltlichen Skepsis an der Studie. Ihnen gegenüber<br />
stehen -abzüglich der vier Falschrekrutierungen- 78 Ablehnungen, die sich anhand des<br />
261 dokumentiert <strong>in</strong> gesetzlichen Regelungen wie dem Gleichberechtigungsgesetz des Bundes, dem neuen<br />
Bundeserziehungsgeldgesetz <strong>oder</strong> auf EU-Ebene dem Gender-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g-Ansatz bzw. den ihm<br />
vorangegangenen zahlreichen (allerd<strong>in</strong>gs ziemlich uneffizient gebliebenen) frauenpolitischen Rechtsakten,<br />
pragmatisch orientierten Reformansätzen wie EU-Frauenförderprogrammen <strong>oder</strong> den bundesweiten<br />
Modellversuchen zur Öffnung von gewerblich-technischen Berufen für Frauen<br />
262 Um Wahrnehmungskategorien handelt es sich <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, <strong>das</strong>s „…nicht der objektiv beschreibbare<br />
Zustand der Anonymität <strong>oder</strong> Identifizierbarkeit, sondern die Wahrnehmung der Personen…“ hierzu von<br />
Bedeutung für die Verhaltensausprägung ist (vgl. Bat<strong>in</strong>ic 1999, S.63).<br />
263 Spears, R./ Lea, M. (1994). Panacea or panopticon? The hidden power <strong>in</strong> computermediated communication.<br />
Communication Research, 21, 427-459., zit. <strong>in</strong>: Bat<strong>in</strong>ic et al. 1999, S. 61 ff<br />
264 Carver, C.S. & Schleicher, M.F. (1981). Attention and self-regulation: A control theory approach to human<br />
behavior. New York: Spr<strong>in</strong>ger., zit. <strong>in</strong> Bat<strong>in</strong>ic et al. 1999, S. 65<br />
265 Reicher, S. D./ Spears, R. & Postmes, T. (1995). A social identity model of de<strong>in</strong>dividuation phenomena. In<br />
W. Stroebe & M. Hewstone (eds.). European Review of Social Psychology, 6, 161- 198; zit. <strong>in</strong>: Bat<strong>in</strong>ic et al.<br />
1999, S. 65<br />
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