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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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<strong>in</strong> Kraft getreten. 206 Wie eng dabei die Zuschreibung fachlicher Eignung für e<strong>in</strong> bestimmtes<br />

Unterrichtsfach und die Zuschreibung der Eignung für e<strong>in</strong>en bestimmten Beruf mite<strong>in</strong>ander<br />

verflochten se<strong>in</strong> können, zeigt <strong>das</strong> Forschungsprojekt „Weiblicher Sachverstand und<br />

Technikkompetenz“ von Christ<strong>in</strong>e Roloff und Brigitte Evertz, <strong>in</strong> dem die Forscher<strong>in</strong>nen<br />

„…die Konterkarierung der fachlichen Förderung der Mädchen <strong>in</strong> Physik und Informatik<br />

durch die implizite Grundüberzeugung bei den Lehrkräften, <strong>das</strong>s diese Fachgebiete im<br />

Frauenleben nicht hochqualifiziert beruflich genutzt werden können…“, feststellen. (Roloff/<br />

Evertz 1992, S. 5) Außerdem sche<strong>in</strong>en nicht nur auf <strong>in</strong>tellektuelle Kompetenzen, sondern<br />

auch auf körperliche Merkmale bezogene Attribuierungen e<strong>in</strong>e Rolle für die Zuschreibung<br />

beruflicher Befähigung an Schüler<strong>in</strong>nen durch Lehrpersonal zu spielen, wie e<strong>in</strong>e<br />

Untersuchung zur „Berufsorientierung und Ausbildungssituation der Mädchen und Jungen im<br />

Land Brandenburg“ zeigt, <strong>in</strong> der zwei Mädchen auch auf den Aspekt e<strong>in</strong>er schulischen<br />

E<strong>in</strong>flussnahme auf berufliche Belange h<strong>in</strong>wiesen und sich folgendermaßen äußerten<br />

(Andruschow/ Mersmann 1994, S. 54):<br />

- „Wenn hier (Schule- Aut.) die Rede war vom Walzwerk als Schlosser, als Maler <strong>oder</strong><br />

im Schlachthof als Fleischer <strong>oder</strong> so, da wurde schon gesagt, na ja, Jungs s<strong>in</strong>d da<br />

besser als die Mädchen wegen den körperlichen Voraussetzungen, wegen der<br />

Ausdauer…“<br />

(Gymnasiast<strong>in</strong>)<br />

- Da (<strong>in</strong> der Schule- Aut.) hatten wir ’ne Diskussion über handwerkliche Berufe und<br />

dadurch war <strong>das</strong>. Das halt, na ja Mädchen können halt nicht arbeiten, die s<strong>in</strong>d halt zu<br />

zierlich…War natürlich me<strong>in</strong> Gesprächsthema…Ich war natürlich nicht der<br />

Me<strong>in</strong>ung.“<br />

- (Abgänger<strong>in</strong> 10. Klasse)<br />

Immer, wenn Attribuierungen an Mädchen <strong>oder</strong> an Jungen jeweils als soziale Großgruppe<br />

gerichtet werden, haben diese Zuschreibungen normativen Charakter, denn sie generalisieren.<br />

Für Mädchen ergibt sich nun aus den eben erläuterten grundlegenden Erwartungen von<br />

LehrerInnen an ihre Fachkompetenz <strong>in</strong> als jungentypisch angesehenen Schulfächern e<strong>in</strong>erseits<br />

und ihrer Rolle als Schüler<strong>in</strong> (von der -wiederum pr<strong>in</strong>zipiell- erwartet wird, <strong>in</strong> allen Fächern<br />

bestmögliche Leistungen zu erbr<strong>in</strong>gen) andererseits e<strong>in</strong>e sogenannte „double-b<strong>in</strong>d-situation“,<br />

mit anderen Worten: e<strong>in</strong>e widersprüchliche Situation, <strong>in</strong> der man mit völlig konträren<br />

Erwartungen konfrontiert wird und hierdurch mit dem eigenen Handeln zwangsläufig Gefahr<br />

läuft, e<strong>in</strong>er der beiden Erwartungen nicht entsprechen zu können. Anyon schildert <strong>das</strong> so:<br />

„Schüler<strong>in</strong>nen werden…im schulischen Kontext mit zwei sich widersprechenden Ideologien<br />

konfrontiert: Der Weiblichkeitsideologie und der Leistungsideologie.“ 207 Ruth Rustemeyer<br />

beschreibt diese ungünstige Lage als e<strong>in</strong>en „…Konflikt zwischen Erfolgswunsch und<br />

Erfolgsangst…“ 208 , der gemäß den Ergebnissen ihrer Forschungsarbeit zustande kommt, weil<br />

Mädchen zwar e<strong>in</strong> (den Jungen vergleichbar) hohes Selbstvertrauen aufweisen, wenn sie an<br />

ihren Geschlechtsgenoss<strong>in</strong>nen gemessen werden, ihre Erfolgszuversicht sich jedoch deutlich<br />

reduziert, falls Jungen mit <strong>in</strong> den Vergleich e<strong>in</strong>bezogen werden. Auch Maria Anna<br />

Kreienbaum und Sigrid Metz-Göckel weisen auf e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Ausprägung von Ehrgeiz bei<br />

Mädchen im koedukativen Unterricht h<strong>in</strong> (vgl. Kreienbaum/ Metz-Göckel 1992, S. 57).<br />

206 vgl. Schultz, D.: e<strong>in</strong> mädchen ist fast so gut wie e<strong>in</strong> junge. Sexismus <strong>in</strong> der Erziehung. Interviews- Berichte-<br />

Analysen. Berl<strong>in</strong> 1980, S. 93ff, zitiert <strong>in</strong>: Birmily/ Dablander/ Rosenbichler/ Vollmann 1991, S. 43<br />

207 Anyon, J.: Accomodation, Resistance, and Female Gender. Invited paper presented at the International<br />

Sociology of Education Conference, Birm<strong>in</strong>gham, England, January 5, 1982 (hektographiertes Manuskript),<br />

zitiert <strong>in</strong>: Horstkemper 1987, S. 27 f<br />

208 Rustemeyer, Ruth: Geschlechterstereotype und ihre Auswirkungen auf <strong>das</strong> Sozial- und Leistungsverhalten.<br />

In: Zeitschrift für Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie, Heft 2, 1988, S. 157, zitiert <strong>in</strong>:<br />

Horstkemper 1987, S. 57<br />

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