Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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Die Typologisierung der <strong>in</strong> die Studie <strong>in</strong>volvierten Schüler ergab ebenfalls e<strong>in</strong>e Gruppierung<br />
<strong>in</strong> drei Kategorien:<br />
(20%): Die Stereotyp-Inadäquaten<br />
Die <strong>in</strong> dieser Gruppe versammelten Schüler schätzten den Informatik-, Technik-,<br />
Mathematik- <strong>oder</strong> Physikunterricht als nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Maße auf die eigene Lebenswelt<br />
bezogen e<strong>in</strong>. Damit verbunden bewerteten sie diesen Unterricht als wenig <strong>in</strong>teressant und<br />
schwer verständlich. Von der Annahme „geschlechtsspezifischer“ Begabungen, die sich z.B.<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er häufigen Präsenz von Lehrern <strong>in</strong> Informatik, Technik, Mathematik <strong>oder</strong> Physik bzw.<br />
von Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>, Fremdsprachen <strong>oder</strong> Biologie äußern, distanzierten sie sich<br />
entschieden. Von e<strong>in</strong>er Anerkennungsverweigerung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>, Fremdsprachen <strong>oder</strong><br />
Biologie begabten Jungen durch se<strong>in</strong>e Mitschüler<strong>in</strong>nen g<strong>in</strong>gen sie nicht aus; ebenso wenig<br />
bevorzugten sie die Position des Klassenbesten <strong>in</strong> Physik <strong>oder</strong> Informatik gegenüber der<br />
Position des Klassenbesten <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong> <strong>oder</strong> <strong>Englisch</strong> und ordneten die an koedukativen<br />
Schulen vermittelte Bildung auch nicht als geschlechterdualistisch e<strong>in</strong>. Sie erklärten sich als<br />
geeignet für <strong>das</strong> Feld der <strong>Deutsch</strong>, Fremdsprachen <strong>oder</strong> Biologie fachlich tangierenden Berufe<br />
und kamen stattdessen ihrer Me<strong>in</strong>ung nach für Berufe mit fachlicher Verb<strong>in</strong>dung zu<br />
Informatik, Technik, Mathematik <strong>oder</strong> Physik nur wenig <strong>in</strong> Frage. Auch die <strong>in</strong> den<br />
schulischen Lehrbüchern präsentierten Geschlechtsrollenangebote -die laut den Ergebnissen<br />
der vorliegenden Studie im beruflichen Bereich eher stereotyp ausgerichtet waren- besaßen<br />
für die „stereotyp-<strong>in</strong>adäquaten“ Jungen ke<strong>in</strong>e Orientierungsfunktion. Weiterh<strong>in</strong> zog ihrem<br />
Ermessen nach der häufige (freundschaftliche) Kontakt zu Mädchen ke<strong>in</strong>en Prestigeverlust<br />
bei den Klassenkameraden nach sich. E<strong>in</strong>e nach dem Gesichtspunkt der<br />
Geschlechtszugehörigkeit erfolgende Berufswahl <strong>oder</strong> Kurswahl <strong>in</strong> der Schule lehnten sie ab.<br />
Dabei spielte -im Gegensatz zu den Mädchen- bei der Typologisierung der Jungen auch die<br />
Kurswahlberatung durch e<strong>in</strong>e Lehrkraft an der Schule e<strong>in</strong>e Rolle. Interessanterweise gab die<br />
hier diskutierte Schülergruppe an, von e<strong>in</strong>er Lehrkraft h<strong>in</strong>sichtlich der Wahl e<strong>in</strong>es<br />
Leistungskurses bzw. Profiles beraten worden zu se<strong>in</strong>, was -gerade bei dieser nicht<br />
klischeekonformen Gruppe- auf die Wahrnehmung tatsächlich <strong>in</strong>dividueller<br />
Begabungspotentiale schließen lässt. E<strong>in</strong>e „geschlechtsuntypische“ Berufswahl könnten sich<br />
die Angehörigen der ersten Schülergruppe gut vorstellen, e<strong>in</strong>e „geschlechtsspezifische“<br />
Berufswahlentscheidung h<strong>in</strong>gegen nicht. Folglich stellt für sie auch e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>,<br />
Fremdsprachen <strong>oder</strong> Biologie unterrichtender Lehrer den fachlichen Eignungsbeweis für <strong>das</strong><br />
eigene Geschlecht dar. E<strong>in</strong>e Informatik-, Technik-, Mathematik- <strong>oder</strong> Physiklehrer<strong>in</strong><br />
erkennen sie jedoch -konträr zu den nachfolgend beschriebenen beiden Gruppen- nur<br />
e<strong>in</strong>geschränkt als H<strong>in</strong>weis auf die fachliche Eignung des weiblichen Geschlechtes für diese<br />
Fachgebiete an. Dies verweist darauf, <strong>das</strong>s für die „Stereotyp-Inadäquaten“ eher die<br />
persönliche Betroffenheit von der Geschlechterfrage (durch geschlechtsrollen<strong>in</strong>kompatible<br />
Neigungen, Fähigkeiten und Berufswahl<strong>in</strong>tentionen) wichtig ist, woh<strong>in</strong>gegen die politische<br />
Dimension der Genderproblematik, die primär auf <strong>das</strong> Bewusstse<strong>in</strong> zielt und demnach nicht<br />
nur die eigene Person bzw. <strong>das</strong> eigene Geschlecht umfasst, eher sekundär ersche<strong>in</strong>t.<br />
(32%): Die Geschlechtsrollenproblematik-Bewussten<br />
Aus den Antworten dieser Schüler-Kategorie lässt sich e<strong>in</strong>e deutliche Sensibilisierung der<br />
Befragtengruppe für die Genderthematik ableiten. So gelten <strong>in</strong> Informatik, Technik,<br />
Mathematik <strong>oder</strong> Physik unterrichtende Lehrer<strong>in</strong>nen bzw. <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>, Fremdsprachen <strong>oder</strong><br />
Biologie unterrichtende Lehrer als fachlicher Eignungsbeweis ihres gesamten Geschlechtes<br />
im H<strong>in</strong>blick auf diese Fachgebiete, und daran gekoppelt wird e<strong>in</strong>e (sich anhand der<br />
entsprechenden Lehrkräfteverteilung dokumentierende) „geschlechtsspezifische“ Begabung<br />
von Frauen für <strong>Deutsch</strong>, Fremdsprachen <strong>oder</strong> Biologie bzw. von Männern für Informatik,<br />
Technik, Mathematik <strong>oder</strong> Physik <strong>in</strong> Frage gestellt. Ebenso wenig besteht die Annahme (bzw.<br />
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