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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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HIS-Studie verschiedene Aspekte der beruflichen Integration von Ingenieur<strong>in</strong>nen und<br />

Ingenieuren mit dem Ergebnis, <strong>das</strong>s „...,Spitzen<strong>in</strong>genieur<strong>in</strong>nen‘...unter den Bed<strong>in</strong>gungen nach<br />

der Wende deutlich ger<strong>in</strong>gere Berufschancen als ,mittelmäßige‘ männliche<br />

Ingenieurabsolventen“ hatten. (M<strong>in</strong>ks/ Bathke 1993, S. 31) Die öffentliche Wahrnehmung<br />

dieses Faktes schlug sich offensichtlich unmittelbar <strong>in</strong> e<strong>in</strong> massives Abs<strong>in</strong>ken der<br />

Studierfähigkeit technischer Fächer <strong>in</strong> den Augen ostdeutscher Frauen nieder.<br />

Wenngleich der Übergang der osteuropäischen Länder <strong>in</strong> die Marktwirtschaft gleitend und<br />

nicht mit der eben beschriebenen Schockhaftigkeit erfolgte, stellen sich doch die (oben<br />

erwähnten) beiden weiteren für den Niedergang der ostdeutschen Wirtschaft verantwortlich<br />

zeichnenden Gründe auch für die neuen osteuropäischen Mitgliedsländer als Risikofaktoren<br />

dar. Analog dem Beispiel der DDR s<strong>in</strong>d hier ebenfalls wegen des an die perspektivische<br />

Euro-E<strong>in</strong>führung gekoppelten Aufwertungsprozesses sowie <strong>in</strong>folge der bereits existenten<br />

Infragestellung der traditionellen Märkte durch die plötzliche, massive Konkurrenz der alten<br />

Mitgliedsstaaten des europäischen B<strong>in</strong>nenmarktes gravierende Folgen für die nationalen<br />

Arbeitsmärkte zu erwarten. Immerh<strong>in</strong> rechnet die EU selbst als Konsequenz ihrer<br />

Osterweiterung mit e<strong>in</strong>em besseren Marktzugang zu den aus der ehemaligen Sowjetunion<br />

hervorgegangenen Staaten, die Exportgüter bisher traditionsgemäß aus den neuen<br />

Mitgliedsstaaten empf<strong>in</strong>gen. 51 Zudem def<strong>in</strong>ierte die EU auch die erschwerte Suche nach e<strong>in</strong>er<br />

neuen Beschäftigung für die „...potentiellen ,Verlierer‘ des Anpassungsprozesses auf<br />

sektoraler und regionaler Ebene...“ als Beitrittsrisiko. 52 Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d hier die sogenannten<br />

sensitiven Sektoren <strong>in</strong> den Volkswirtschaften (Landwirtschaft, Kohle- und Bergbau<strong>in</strong>dustrie,<br />

traditionelle Industriezweige) 53 , die außer der vorwiegend weiblich besetzten Textil<strong>in</strong>dustrie<br />

männerdom<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d.<br />

Damit zeichnet sich für <strong>in</strong> „geschlechtsuntypischen“ Bereichen arbeitende Osteuropäer<strong>in</strong>nen<br />

mit dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den „marché unique“ <strong>das</strong>selbe Diskrim<strong>in</strong>ierungsmuster ab, welches auf<br />

ostdeutsche Frauen <strong>in</strong> „Männerberufen“ appliziert wurde<strong>–</strong> was <strong>in</strong>folge der Signalwirkung<br />

gleichfalls den (für die neuen Bundesländer festgestellten) Rückgang von<br />

Studienanfänger<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> technischen Diszipl<strong>in</strong>en erwarten lässt. E<strong>in</strong>e Bestimmung des<br />

schulischen E<strong>in</strong>flusses auf die Berufswahl ist folglich auch aufgrund dieses osteuropäischen<br />

Zukunftsszenarios <strong>in</strong>teressant, weil Bildung immer die herrschende Kultur reflektiert,<br />

weswegen sich hier für die Vergleichende Erziehungswissenschaft die Frage stellte, <strong>in</strong>wieweit<br />

sich im osteuropäischen allgeme<strong>in</strong>bildenden Schulwesen die H<strong>in</strong>wendung zu e<strong>in</strong>em -im<br />

Verhältnis zum zu Sozialismuszeiten propagierten Geschlechterbild- traditionelleren<br />

Geschlechtsrollenverständnis erkennen lässt.<br />

51 vgl. Agenda 2000. E<strong>in</strong>e stärkere und erweiterte Union. Bullet<strong>in</strong> der EU, Beilage 5/97. Luxemburg: Amt f.<br />

amtl. Veröffentlichungen der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften, 1997, S. 117<br />

52 vgl. ebd., S. 116<br />

53 vgl. ebd., S. 117<br />

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