Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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Prozess der k<strong>in</strong>dlichen Sozialisation wird mittels der Vermittlung von Fähigkeits- und<br />
Verhaltensprofilen sowie von sozialen E<strong>in</strong>stellungen e<strong>in</strong> „…Vorsprung an Motivation,<br />
Orientierung, Information, Anschaulichkeit und Umgangsformen des zukünftig auszuübenden<br />
Berufes…“ erzielt (ebd., S. 83) E<strong>in</strong> junger Mensch wird derart von K<strong>in</strong>desbe<strong>in</strong>en an für den<br />
Beruf sozialisiert, den er e<strong>in</strong>mal ergreifen möchte (vgl. ebd.). Nun leben wir aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Kultur, <strong>in</strong> der die Differenzierung nach Geschlecht Priorität vor anderen Klassifizierungen hat<br />
(vgl. Bilden 1991, S. 282) und <strong>in</strong> der es ergo als „soziale Kategorie“ gilt (ebd., S. 281; vgl.<br />
auch Bilden 1985, S. 15), nach der zum e<strong>in</strong>en <strong>das</strong> gesamte gesellschaftliche Leben (Erwerbs-,<br />
Nichterwerbs-, Bildungsbereich, Öffentlichkeit) strukturiert ist, und an der sich zum anderen<br />
gesellschaftliche Leitbilder, Normen und Werte -die der Stabilisierung dieser Strukturen<br />
dienen- ausrichten. Diese „kollektiven kulturellen Wahrnehmungs- und Deutungsmuster“ 129<br />
werden K<strong>in</strong>dern sozialisatorisch nahegebracht und übermittelt. Infolgedessen „…machen<br />
Mädchen und Jungen von kle<strong>in</strong> auf geschlechtstypische Erfahrungen, die ihre<br />
Wahrnehmungen und Erwartungen, ihre Kenntnisse und Interessen -auch <strong>in</strong> bezug auf die<br />
Bereiche Technik und Naturwissenschaften- schon deutlich geschlechterpolarisiert prägen.“ 130<br />
Dies geschieht im frühen K<strong>in</strong>desalter e<strong>in</strong>erseits durch „geschlechtsspezifisches“ Spielzeug,<br />
„geschlechtstypische“ Spiele sowie die E<strong>in</strong>führung der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> „mädchen-“ bzw.<br />
„jungentypische“ Interaktionsstile (durch Verstärkung <strong>oder</strong> Sanktionierung e<strong>in</strong>es bestimmten<br />
Interagierens), wodurch <strong>das</strong> spätere Sozial- und Leistungsverhalten und -im Kontext dazu<br />
stehend- auch die künftige Berufswahl bee<strong>in</strong>flusst werden, wie die Forschung zeigen konnte<br />
(vgl. Bilden 1991, S. 283). Andererseits wird schon <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit die sowohl im<br />
Produktions- wie auch im Reproduktionsbereich zu verzeichnende „geschlechtsspezifische“<br />
Arbeitsteilung spielerisch e<strong>in</strong>geübt (vgl. ebd., vgl. auch Bilden1985, S. 31, 33f) und späterh<strong>in</strong><br />
bekräftigt, <strong>in</strong>dem etwa Mädchen wesentlich mehr als Jungen zur Hausarbeit herangezogen<br />
werden (vgl. Hannover/ Bettge 1993, S. 36f). Auf diese Weise erfolgt sowohl e<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>weisung <strong>in</strong> familiär auszuübende Geschlechterrollen als auch e<strong>in</strong>e Orientierung der<br />
K<strong>in</strong>der an der E<strong>in</strong>teilung von Berufen bzw. Berufsfeldern unter Verwendung des<br />
Ordnungspr<strong>in</strong>zips Geschlecht. Indem weitere Sozialisations<strong>in</strong>stanzen (Schule, ausgedehnteres<br />
soziales Umfeld, Medien, Milieu) auf dem frühk<strong>in</strong>dlich (durch Elternhaus, Familie,<br />
K<strong>in</strong>derkrippe, K<strong>in</strong>dergarten, Gleichaltrigengruppe <strong>in</strong> der Nachbarschaft) geprägten<br />
geschlechtsrollenbezogenen Wissensbestand aufbauen bzw. ihn (im Zusammenspiel mit den<br />
noch wirksamen Sozialisations<strong>in</strong>stanzen der ersten k<strong>in</strong>dlichen Lebensphase) entsprechend<br />
erweitern, erhält dieses Wissen über Geschlechterbilder den Status e<strong>in</strong>es Standards. E<strong>in</strong>es<br />
Standards, der -wie die Statistiken zeigen konnten- auch bei der Berufswahl von Jugendlichen<br />
als verb<strong>in</strong>dlicher Maßstab fungiert, an dem e<strong>in</strong> Individuum sich messen sollte. E<strong>in</strong>e Art<br />
„Schere im Kopf“ entsteht, die <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e Fremdbestimmung impliziert, als <strong>das</strong>s sie der<br />
Wahrnehmung, dem Zulassen und vor allem dem Ernstnehmen von Neigungs- und<br />
Begabungspotentialen, die nicht mit dem kulturellen Geschlechtsrollenkonzept<br />
übere<strong>in</strong>stimmen, entgegensteht. Wird doch <strong>in</strong> unserem Kulturkreis sehr stark zwischen Frauen<br />
und Männern unterschieden- so stark, <strong>das</strong>s sich h<strong>in</strong>ter den Begriffen „Weiblichkeit“ und<br />
„Männlichkeit“ ganze Interpretationswelten verbergen: im H<strong>in</strong>blick auf<br />
Charaktereigenschaften, Bedürfnisse, Wünsche, Ziele, Präferenzen, Interessen, Fähigkeiten,<br />
Habitus, Interaktions- und Kommunikationsstil. Weil die Klassifizierung <strong>in</strong> „Frauen-“ und<br />
„Männerberufe“ unmittelbar mit dieser dichotomen Sichtweise auf die Menschheit <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung steht, ist auch die Zuweisung zu Berufen bzw. Berufsgruppen nach<br />
Geschlechtszugehörigkeit an die Deutung von Geschlechterrollen gebunden. Die „Tunte“ aus<br />
der an den Kapitelbeg<strong>in</strong>n gesetzten Anekdote, die im Erwachsenenalter e<strong>in</strong>en Friseursalon<br />
129 Döll<strong>in</strong>g, Irene: Gespaltenes Bewusstse<strong>in</strong><strong>–</strong> Frauen- und Männerbilder <strong>in</strong> der DDR., S. 23, In: Helwig, Gisela/<br />
Nickel, Hildegard Maria (Hg.): Frauen <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>land 1945- 1992. Schriftenreihe Studien zur Geschichte und<br />
Politik, Band 318. Bundeszentrale für politische Bildung: Bonn 1993, S. 23-52<br />
130 Faulstich-Wieland/ Koch/ Landwehr 1987, S. 158<br />
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