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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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1994, S. 19). In unserer heutigen Zeit, die vom Erkenntnisreichtum zahlreicher empirischer<br />

Untersuchungen zur Frauen- und Geschlechterforschung profitieren kann, def<strong>in</strong>iert bereits der<br />

Duden als Standardwerk „Androgynie“ als „(wohl bei allen Menschen anzutreffende)<br />

körperlich-seelische Mischung beider Geschlechter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Person“. 339 Dieser Mix aus<br />

kulturell als weiblich <strong>oder</strong> männlich geltenden Eigenschaften <strong>oder</strong> habitusbezogenen<br />

Charakteristika lässt sich sozialwissenschaftlich betrachtet anhand „…e<strong>in</strong>er Maskul<strong>in</strong>itätsund<br />

e<strong>in</strong>er Fem<strong>in</strong><strong>in</strong>itätsdimension…“ (Abele 1994, S. 31) beschreiben, wobei (immer<br />

gemessen am Maßstab geschlechterrollengeleiteter kultureller Normen!) als jeweils positive<br />

Merkmale beispielsweise zur ersteren Rationalität, Durchsetzungsvermögen,<br />

Führungskompetenz, Autonomie, Kraft, Willensstärke <strong>oder</strong> Selbstbewusstse<strong>in</strong> bzw. zur<br />

letzteren Emotionalität, Rücksichtnahme, Kooperationsfähigkeit, Beziehungsfähigkeit,<br />

Ästhetik und Expressivität, Empathie sowie Hilfsbereitschaft gehören (vgl. teilweise ebd., S.<br />

49). Ziel schulischer Sozialisation sollte es demnach se<strong>in</strong>, den Lernenden beiderlei<br />

Geschlechts im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er androgynen, also bewusst ganzheitlich menschlichen<br />

Erziehung all jene soziokulturell den Frauen <strong>oder</strong> aber den Männern zugeschriebenen<br />

Eigenschaften zu vermitteln, die sowohl für die eigene Persönlichkeitsentwicklung als auch<br />

für den zwischenmenschlichen Umgang mite<strong>in</strong>ander als wertvoll zu betrachten s<strong>in</strong>d. 340<br />

Außerdem gilt es (wie <strong>in</strong> der empirischen Untersuchung sehr deutlich wurde), <strong>in</strong> der Schule<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen dafür zu schaffen, die Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern die gleichen<br />

Identifikationsmöglichkeiten für kulturell als „mädchentypisch“ bzw. „jungentypisch“<br />

gewertete Schulfächer eröffnen, kurz: ihnen e<strong>in</strong>en androgynen statt e<strong>in</strong>es<br />

geschlechtsrollendom<strong>in</strong>ierten fachlichen Zugangs zu offerieren. Um e<strong>in</strong>e solch androgyne<br />

Lehr- und Lernkultur hervorzubr<strong>in</strong>gen, bedarf es ganz klar e<strong>in</strong>es Paradigmenwechsels<strong>–</strong><br />

allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> der Praxis. Denn <strong>in</strong> der Theorie ist (wie im Kapitel C.5. e<strong>in</strong>gangs<br />

beschrieben) mit der Koedukation als Aufhebung der Geschlechtertrennung die<br />

Funktionsbestimmung der Schule als androgyner Lehr- und Lernraum bereits festgeschrieben.<br />

Folglich beziehen sich auch die nachfolgenden Ausführungen alle<strong>in</strong> auf die Praxis. Diese<br />

koedukative Praxis sollte sich -mit dem schon diskutierten H<strong>in</strong>tergrund der<br />

Entstereotypisierung von als „Frauendomäne“ <strong>oder</strong> „Männergebiet“ klassifizierten<br />

Berufsfeldern- bereits ab der ersten Klasse bis h<strong>in</strong> zum letzten Schuljahr als<br />

berufswahlvorbereitende Bildungs- und Erziehungse<strong>in</strong>richtung verstehen, und sich somit<br />

(unabhängig von der erst <strong>in</strong> den letzten Jahrgangsstufen erfolgenden Kooperation mit der<br />

Berufsberatung der Arbeitsämter!) auf den drei Ebenen<br />

• der Geschlechtsidentität<br />

• der Geschlechterkommunikation bzw. -<strong>in</strong>teraktion sowie<br />

• des soziokulturell bestimmten hierarchischen Geschlechterverhältnisses<br />

mit potentiell berufswahlrelevanten Aspekten schulsozialisatorischer Prägung<br />

ause<strong>in</strong>andersetzen. E<strong>in</strong>e derartige schulische Profilierung erfordert nicht nur e<strong>in</strong>en<br />

entsprechenden didaktischen Zuschnitt, sondern auch e<strong>in</strong>e zieladäquate Aus- und<br />

Weiterbildung von Lehrkräften und Interdiszipl<strong>in</strong>arität. Konkret heißt <strong>das</strong> folgendes:<br />

G.1.1. Geschlechtsidentität<br />

a) Unterrichtsmethodik <strong>in</strong> Naturwissenschaften, Technik, Mathematik, Informatik<br />

Die Lern- und auch Leistungsmotivation entwickelt sich durch kognitives Lernen. Weil die<br />

familiäre Sozialisation vielfach „geschlechtsspezifisch“ ausgerichtet ist und Mädchen bzw.<br />

339 DUDEN. Das Fremdwörterbuch. DUDEN Band 5., 5. Auflage, Dudenverlag: Mannheim, Leipzig, Wien,<br />

Zürich 1990, S. 60<br />

340 Kompetenzen wie „Durchsetzungsvermögen“ <strong>oder</strong> Rücksichtnahme widersprechen sich dabei nur sche<strong>in</strong>bar,<br />

können sie doch -jeweils situationsspezifisch betont <strong>oder</strong> aber zurückgehalten- sehr gut nebene<strong>in</strong>ander im<br />

Verhaltensrepertoire e<strong>in</strong>- und derselben Person bestehen.<br />

302

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