06.01.2014 Aufrufe

Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

hilfreich und ebenso wenig notwendig, wenn es sich um bildungspolitische Probleme handelt,<br />

die nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie möglichst demokratisch, sondern stattdessen vor allem möglichst<br />

zielgerichtet bewältigt werden sollen. Die Herstellung von Chancengleichheit im<br />

Allgeme<strong>in</strong>bildungswesen stellt e<strong>in</strong>e solche bildungspolitische Aufgabe dar, die anstelle von<br />

Vielfalt gezielte E<strong>in</strong>heitlichkeit verlangt. Infolgedessen sche<strong>in</strong>t es erforderlich, die<br />

Variationsbreite, welche die Curricula und Methoden aufgrund unterschiedlicher Regelungen<br />

der Länder bundesweit aufweisen, <strong>in</strong>sofern auf e<strong>in</strong>e bundese<strong>in</strong>heitliche Dimension zu<br />

verengen, als <strong>das</strong>s den <strong>in</strong> der Untersuchung ermittelten Schwachstellen des Schulsystems <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er gesamtdeutschen Bildungsprogrammatik Rechnung getragen wird. Das Scheitern des<br />

von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung entworfenen<br />

„Bildungsgesamtplanes“ von 1973 389 sollte dabei nicht entmutigen<strong>–</strong> und zwar nicht nur<br />

wegen der nun durch <strong>das</strong> Gender Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g vorgegebenen Verb<strong>in</strong>dlichkeit,<br />

Chancengleichheit als gesamtstaatliches Anliegen <strong>in</strong> allen Politikfeldern zu betrachten. Denn<br />

mittlerweile besteht der Bedarf an „…e<strong>in</strong>em neuen Verständnis von öffentlicher<br />

Verantwortung für <strong>das</strong> Aufwachsen von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen (, welches sich)<br />

begründet…<strong>in</strong> dem gesellschaftlichen und technologischen Wandel sowie <strong>in</strong> dem sich stark<br />

verändernden Altersaufbau der Bevölkerung. (Elfter K<strong>in</strong>der- und Jugendbericht 2002, S. 1)<br />

Und die Schule ist sowohl als Inhaber<strong>in</strong> des staatlichen Bildungsmonopols als auch <strong>in</strong> ihrer<br />

Rolle als gesellschaftlich steuerbare Sozialisations<strong>in</strong>stanz dafür prädest<strong>in</strong>iert, solcherlei<br />

öffentliche Verantwortung zu übernehmen.<br />

Aber ist sie -gemessen an den ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen- e<strong>in</strong>er derartigen<br />

Aufgabe auch tatsächlich gewachsen? Sche<strong>in</strong>t es nicht „…ebenso utopisch wie ideologisch,<br />

dem Bildungssystem wie auch den Bildungsberufen die Bewältigung gesellschaftlichkultureller<br />

Probleme zu übertragen…“ 390 ? Es sche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong>esfalls. Denn erstens ist seit der<br />

ideologiekritischen Analyse h<strong>in</strong>reichend bekannt, <strong>das</strong>s Bildungstheorien sich klar am<br />

Herrschaftsanspruch der bestehenden Gesellschaftsordnung orientieren und entsprechend<br />

funktionalisiert werden 391 , was deutlich auf ihre Eignung für die „Bewältigung<br />

gesellschaftlich-kultureller Probleme“ verweist. Zweitens stellt sich „Ideologie“ per<br />

def<strong>in</strong>itionem ke<strong>in</strong>eswegs von vornhere<strong>in</strong> negativ besetzt, sondern stattdessen als völlig<br />

neutraler Begriff dar, der laut Duden 392 def<strong>in</strong>iert ist als e<strong>in</strong> „an e<strong>in</strong>e…Kultur…gebundenes<br />

System von Weltanschauungen 393 , Grunde<strong>in</strong>stellungen und Wertungen.“ E<strong>in</strong> solches System<br />

von Weltanschauungen, Grunde<strong>in</strong>stellungen und Wertungen, welches die Chancengleichheit<br />

von Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männern e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong> den Vordergrund stellt, wird<br />

aber durch <strong>das</strong> Gender Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g Pr<strong>in</strong>zip für die Bildungspolitik -ebenso wie auch für<br />

sämtliche anderen Politikbereiche- explizit gefordert. In diesem S<strong>in</strong>ne hat der Potsdamer<br />

Kongress zur Bildungs- und Geschlechterpolitik bereits im Jahre 1999 diese<br />

Chancengleichheit zum „Leitbegriff für Politik und Gesellschaft im 21. Jahrhundert“ erklärt<br />

und sie folgerichtig klar als schulischen Bildungsauftrag def<strong>in</strong>iert. Im Rahmen dieses<br />

schulischen Bildungsauftrags sollte es gel<strong>in</strong>gen, fachliche bzw. soziale Selbstkonzepte von<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern nicht mehr häufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong> schwarz-weißes Weiblich-Männlich-<br />

Schema e<strong>in</strong>geordnet sehen zu müssen, sondern auf e<strong>in</strong>er unendlich bunten Farbpalette<br />

androgyner Vielfalt wiederf<strong>in</strong>den zu können. Die Bereitschaft, mit der dieser androgynen<br />

389 vgl. Andersen, Uwe/ Woyke, Wichard (Hg.): Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutsch</strong>land. 3. Auflage, Leske & Budrich: Opladen 1997, S. 33<br />

390<br />

Terhart, E. (Hg.): Perspektiven der Lehrerbildung <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>land. Abschlußbericht der von der<br />

Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz e<strong>in</strong>gesetzten Kommission. We<strong>in</strong>heim und Basel 2000, S. 38, kritisch zitiert <strong>in</strong>:<br />

Böhnisch/ Schröer 2001, S. 178<br />

391 vgl. Kapitel „C.5. Die Schule als <strong>in</strong>stitutionalisiertes Subsystem von Gesellschaft und Kultur“<br />

392 DUDEN. Das Fremdwörterbuch. DUDEN Band 5. 5. Auflage, Dudenverlag: Mannheim, Leipzig, Wien,<br />

Zürich 1990, S. 331<br />

393 mit „Weltanschauung“ als bewusst gewählter Plural ist hier ke<strong>in</strong> religiöses Bekenntnis, sondern vielmehr e<strong>in</strong><br />

umfassendes Bündel von Anschauungen bzw. Sichtweisen auf die Welt geme<strong>in</strong>t<br />

327

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!