Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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Frau entscheidend modifiziert. Angesichts gestiegener Qualifikationsanforderungen auf dem<br />
Erwerbsmarkt gilt die berufliche Bildung der Frau nicht mehr als sekundär gegenüber der<br />
weiblichen Verantwortung für Familien- und Hausarbeit; notwendig sche<strong>in</strong>t es stattdessen,<br />
vorhandene Bildungs- und Qualifikationsressourcen -egal welcher Person und somit welchem<br />
Geschlecht sie auch immer zuzuordnen seien- optimal auszuschöpfen, um konkurrenzfähig zu<br />
bleiben. E<strong>in</strong>e stereotypenbere<strong>in</strong>igte, egalitäre Betrachtungsweise der Geschlechter stellt daher<br />
die Voraussetzung dar, um überhaupt angemessen aktionsfähig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er globalisierten<br />
Arbeitswelt bleiben zu können. In Anbetracht dieses fundamentalen Umwälzungsprozesses <strong>in</strong><br />
der Weltökonomie und damit auch <strong>in</strong> der Nationalökonomie werden <strong>in</strong> der deutschen<br />
Wissensgesellschaft Produktions- und Reproduktionsbereich zwar sehr wohl noch kategorisch<br />
als „geschlechtstypisch“ def<strong>in</strong>iert, aber diese gesellschaftlich als „geschlechtsspezifisch“<br />
e<strong>in</strong>geordnete Verantwortung für den e<strong>in</strong>en <strong>oder</strong> anderen Lebensbereich wird mittlerweile<br />
ke<strong>in</strong>eswegs mehr mit unausweichlicher Verb<strong>in</strong>dlichkeit auf <strong>das</strong> e<strong>in</strong>zelne Individuum<br />
projiziert<strong>–</strong> womit sich die (kollegiale wie partnerschaftliche) Geschlechterbeziehung<br />
berufstätiger Frauen bis h<strong>in</strong> zum Erreichen tatsächlicher Egalität liberalisieren kann. Die<br />
Beurteilung von gut ausgebildeten -also für den globalen Erwerbsmarkt brauchbaren-<br />
Menschen erfolgt nicht mehr vorrangig anhand des Merkmals Geschlecht, sondern <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie mittels der Qualifikation. Hochqualifizierte, möglichst spezialisierte und im (durch<br />
steigenden Konkurrenzdruck) <strong>in</strong>tensivierten Arbeitsprozess une<strong>in</strong>geschränkt leistungsfähige<br />
Personen er- und behalten den mit ihrem spezifischen Fähigkeitsprofil kompatiblen<br />
Arbeitsplatz<strong>–</strong> bei geschlechtsneutraler Bewertung.<br />
Was aber, wenn der une<strong>in</strong>geschränkten Leistungsfähigkeit gerade durch Elternschaft zeitliche<br />
Verfügbarkeitsgrenzen gesetzt s<strong>in</strong>d? Dann wird <strong>das</strong> sich bewerbende <strong>oder</strong> erwerbstätige<br />
soziale Neutrum wieder zur GeschlechtsrollenträgerIn. Dann lässt sich feststellen, <strong>das</strong>s „…bis<br />
heute…e<strong>in</strong>e neue Balance von Produktion und Reproduktion als Entwicklungspr<strong>in</strong>zip der<br />
m<strong>oder</strong>nen Industriegesellschaft…“ nicht hergestellt ist (Böhnisch/ Arnold/ Schröer 1999, S.<br />
161). Dann greifen wieder die alten Denkmuster, wenn auch <strong>in</strong> neuem Gewand. Denn mit<br />
dem ab 2001 wirksamen neuen Bundeserziehungsgeldgesetz zur Elternzeit hat die Politik<br />
zwar die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e partnerschaftliche K<strong>in</strong>dererziehung bzw. -betreuung bei<br />
gleichzeitiger elterlicher Berufstätigkeit geschaffen, aber die vor und nach dem Gesetz zur<br />
Inanspruchnahme von Erziehungsgeld erstellten Bundesstatistiken weisen ke<strong>in</strong>e nennenswerte<br />
Differenz im H<strong>in</strong>blick auf <strong>das</strong> Geschlechtergefälle auf. 113 Die Gründe hierfür liegen zum<br />
e<strong>in</strong>en im Festhalten an traditionellen Rollenvorstellungen von Müttern und Vätern (siehe<br />
nächstes Kapitel zum „Geschlechtsrollenkonzept“), zum anderen jedoch <strong>in</strong> den<br />
gesellschaftlich vorgegebenen strukturellen Bed<strong>in</strong>gungen für die Ausgestaltung elterlicher<br />
Rollen. Berufe (bzw. deren -makrostatistisch nachweisbare- „Geschlechtsgebundenheit“)<br />
gehören dabei (wie im vorangegangenen Kapitel gezeigt) anhand der ihnen zugehörigen<br />
Merkmale Qualifikation, E<strong>in</strong>kommen, Nicht-/Befristung von Arbeitsverträgen,<br />
Kündbarkeitshandhabung, Arbeitszeitform, soziale Sicherheit und Laufbahnoptionen <strong>in</strong><br />
entscheidendem Maße zu diesen strukturellen Vorgaben. Und natürlich ist auf dem<br />
globalisierten Erwerbsmarkt e<strong>in</strong>e Intensivierung der Arbeit <strong>in</strong>sbesondere dort zu verzeichnen,<br />
wo der Druck zur steten Verbesserung von Produkten bzw. zur Offerte ständig neuer Produkte<br />
<strong>oder</strong> zu geistiger Fließband-Innovation e<strong>in</strong>e quasi ständige Präsenz am Arbeitsplatz zu<br />
erfordern sche<strong>in</strong>t: <strong>in</strong> den qualifizierten und den zukunftsträchtigen Berufen<strong>–</strong> kurz: <strong>in</strong><br />
„Männerberufen“. Wenn also -wie e<strong>in</strong>e Befragung von (allerd<strong>in</strong>gs nur 32) Betrieben zur<br />
Problematik Erziehungsurlaub zeigen konnte- die meisten Arbeitgeber und Personalchefs <strong>das</strong><br />
113 vgl. Bundesstatistik Erziehungsgeld 1999 (Kurzübersicht): <strong>in</strong>ternes Dokument des BMFSFJ vom 15.12.2000<br />
bzw. Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.): Bundesstatistik Erziehungsgeld 2002.<br />
Berl<strong>in</strong> September 2003<br />
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