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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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ehemaligen DDR zum sozialistischen Ostblock gehörten und sich <strong>in</strong> ihren historisch<br />

gewachsenen sozioökonomischen Strukturen wie soziokulturellen Normen stark von den -bis<br />

auf <strong>Deutsch</strong>land- durchweg kapitalistisch organisierten Wirtschaftssystemen der alten EU-<br />

Mitgliedsstaaten unterscheiden, lohnt es sich, die Beitrittsbed<strong>in</strong>gungen und ihre von EU-Seite<br />

antizipatorisch analysierten Implikationen im Zusammenhang mit den bereits bekannten<br />

Folgen des DDR-Beitritts <strong>in</strong> die Marktwirtschaft für die weibliche Erwerbstätigkeit und<br />

Berufsbildung zu beleuchten.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die Erfüllung der für den Beitritt notwendigen wirtschaftlichen Konditionen<br />

forderte der Europäische Rat 1993 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en ‚Kopenhagener Kriterien‘ „...e<strong>in</strong>e<br />

funktionsfähige Marktwirtschaft sowie die Fähigkeit, dem Wettbewerbsdruck und den<br />

Marktkräften <strong>in</strong>nerhalb der Union standzuhalten.“ 40 Nun besteht e<strong>in</strong> wesentlicher Aspekt der<br />

Funktionsfähigkeit der Marktwirtschaft <strong>in</strong> den alten EU-Mitgliedsstaaten dar<strong>in</strong>, Frauen als<br />

sogenannte ,stille Reserve‘ zu betrachten 41 sowie e<strong>in</strong>e historisch begründete, noch heute<br />

kulturell gerechtfertigte und organisationstechnisch fest im Beschäftigungssystem verankerte<br />

Segmentierung des Arbeitsmarktes qua Geschlecht aufrechtzuerhalten. Dies dokumentiert<br />

sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er für die meisten EU-Länder 42 höheren weiblichen Arbeitslosenrate sowie e<strong>in</strong>er<br />

gleichfalls <strong>in</strong> der Mehrzahl 43 der Mitgliedsstaaten existenten Verbreitung von Teilzeitarbeit 44<br />

als sogenanntem spezifisch weiblichen Erwerbstätigkeitsmodell, welches mit der für die EU<br />

festgestellten Konzentration von Frauen „...im Handel und Gastgewerbe, bei den<br />

Geschäftsdienstleistungen und den sonstigen Dienstleistungen... (Erziehung, Gesundheitsund<br />

Sozialwesen, sonstige öffentliche und persönliche Dienstleistungen und Private<br />

Haushalte)...“ als teilzeittypischen Berufsfeldern e<strong>in</strong>hergeht. 45<br />

In den sozialistischen Ländern hatte die Bewertung der weiblichen Arbeitskraft e<strong>in</strong>e gänzlich<br />

andere Tradition: weibliche und männliche Erwerbsbiographieverläufe waren -bis auf die nur<br />

der Frau zugedachte Möglichkeit zur e<strong>in</strong>jährigen Babypause- mite<strong>in</strong>ander identisch und auch<br />

EU bei. Anstelle von Bulgarien und Rumänien, welche die Beitrittskriterien bisher noch nicht erfüllen konnten<br />

und deren Aufnahme deshalb verschoben werden musste, gehören nun aber Malta und Zypern zu den neuen<br />

Mitgliedsländern.<br />

40 Agenda 2000. E<strong>in</strong>e stärkere und erweiterte Union. Bullet<strong>in</strong> der EU, Beilage 5/97. Luxemburg: Amt f. amtl.<br />

Veröffentlichungen der Europäischen Geme<strong>in</strong>schaften, 1997, S. 46<br />

41<br />

abgesehen von den skand<strong>in</strong>avischen Ländern und Frankreich als Staaten mit traditionell hoher<br />

Frauenerwerbstätigkeit<br />

42<br />

Die drei Ausnahmen bilden F<strong>in</strong>nland, Schweden und <strong>das</strong> Vere<strong>in</strong>igte Königreich, wo die<br />

Männerarbeitslosenquote ger<strong>in</strong>gfügig höher liegt (UK) bzw. mit der Frauenarbeitslosenrate quasi identisch ist (S,<br />

F, vgl. chômage. Eurostat 12/96, S. 5), wobei die Erwerbsquoten der Männer nichtsdestotrotz auch <strong>in</strong> diesen<br />

Ländern ca. 10% (S, F) bzw. 20% (UK) höher als die der Frauen liegen (vgl. Eurostat. Statistik kurz gefaßt.<br />

Bevölkerung und soziale Bed<strong>in</strong>gungen 97/ 1, S. 1), was z.B. die Frage nach der landesüblichen Def<strong>in</strong>ition von<br />

Arbeitslosigkeit aufwirft, die etwa <strong>in</strong> Großbritannien mehrfach e<strong>in</strong>geengt wurde mit dem H<strong>in</strong>tergrund, die<br />

Statistiken zu drücken. Auf der supranationalen Ebene der EU stellt sich der Vergleich der Arbeitslosenraten der<br />

Geschlechter so dar: „Bei den erfolgreichen Absolventen e<strong>in</strong>es Bildungsganges auf dem Niveau der<br />

Sekundarstufe II besteht e<strong>in</strong> Unterschied von fast vier Prozentpunkten zwischen Frauen und Männern, bei<br />

Absolventen e<strong>in</strong>es Bildungsganges bis e<strong>in</strong>schließlich ISCED-Stufe 2 (entspricht Sekundarstufe I) liegt die<br />

Arbeitslosigkeit der Frauen knapp vier Prozentpunkte höher als die der Männer.“ (Schlüsselzahlen zur<br />

Berufsbildung <strong>in</strong> der EU, 1997, S.2f) „Das höhere weibliche Arbeitslosigkeitsrisiko gilt dabei auch bei gleichem<br />

Bildungsniveau der Geschlechter.“ (Schlüsselzahlen zum Bildungswesen <strong>in</strong> der EU, 1997, S. 10)<br />

43 E<strong>in</strong>en Ausnahmestatus hat hier Südeuropa (Griechenland, Italien, Spanien) <strong>in</strong>ne, wo Teilzeitarbeit generell<br />

unüblich ist (vgl. Eurostat. Statistik kurz gefaßt. Bevölkerung und soziale Bed<strong>in</strong>gungen 97/ 1, S. 2). In diesen<br />

Ländern ist für Frauen <strong>das</strong> sogenannte Zwei-Phasen-Modell (Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt mit Eheschließung<br />

<strong>oder</strong> K<strong>in</strong>dsgeburt) weit verbreitet. Bemerkenswerterweise führt diese offensichtliche Polarisierung von<br />

weiblichen Lebensmodellen bei den nur niedrigprozentig erwerbstätigen Griech<strong>in</strong>nen jedoch unter den 30-<br />

34jährigen Frauen zu e<strong>in</strong>er weiteren Verbreitung von Vollzeitarbeit als bei den Schwed<strong>in</strong>nen (51% zu 45%) (vgl.<br />

ebd.)<br />

44 In der EU beträgt die Teilzeitarbeitsquote von Frauen 32%, während sich die Männer-Teilzeitrate auf nur 5%<br />

beläuft. (Eurostat. Statistik kurzgefaßt. Bevölkerung und soziale Bed<strong>in</strong>gungen 97/13, S. 2)<br />

45 vgl. ebd., S. 1, 3<br />

16

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