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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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fachliche Aufgabenverteilung und Hierarchie umfassenden) strukturellen Ebene durch e<strong>in</strong>e<br />

vielfach existente „geschlechtsspezifische“ Funktionsverteilung zwischen den Lehrkräften<br />

sowie zwischen Kollegium und Leitungsebene. Zweitens f<strong>in</strong>det sie auf der curricularen<br />

Ebene statt, welche e<strong>in</strong>erseits die <strong>in</strong>haltliche Präsentation der <strong>in</strong>stitutionell vorgegebenen,<br />

offiziellen Lehrpläne bzw. Unterrichtsmaterialien im H<strong>in</strong>blick auf die Darstellung der<br />

Geschlechter <strong>in</strong> verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen be<strong>in</strong>haltet, und andererseits die<br />

methodische Präsentation der Curricula <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit sozialisationsbed<strong>in</strong>gt meist<br />

unterschiedlichen fachlichen Voraussetzungen bzw. Zugängen von Mädchen und Jungen zu<br />

Unterrichtsfächern e<strong>in</strong>schließt, die jedoch <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>seitigen Orientierung des<br />

Unterrichtes an der Lebenswelt von Jungen im Lehrprogramm oftmals unberücksichtigt<br />

bleiben. Die dritte Ebene verkörpert die <strong>in</strong>teraktionale Ebene. Jene enthält alle im schulischen<br />

Rahmen <strong>in</strong>nerhalb wie außerhalb des Unterrichtes stattf<strong>in</strong>denden Interaktionen zwischen<br />

Lehrenden und Lernenden sowie zwischen den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern selbst. Hier<br />

ereignen sich an der Ausübung von Geschlechterrollen orientierte Projektionen und damit<br />

zusammenhängende Anpassungs- und Entsprechungsprozesse, während sich auf der<br />

curricular-<strong>in</strong>haltlichen und der strukturellen Ebene vielmehr die Darbietung von<br />

Geschlechtsrollenvorgaben <strong>in</strong> Form von Leitbildern bzw. Identifikationsmodellen vollzieht,<br />

und auf der curricular-methodischen Ebene die Verfestigung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Regel bereits<br />

primärsozialisatorisch angelegten „geschlechtstypischen“ Ausdifferenzierung fachlicher<br />

Interessen <strong>in</strong>folge des Verkennens ungleicher sozialisatorischer Ausgangspositionen von<br />

Mädchen und Jungen erfolgt. Daraus resultiert e<strong>in</strong>e unterschiedliche Wahrnehmung,<br />

E<strong>in</strong>ordnung und Bewertung von „Weiblichem“ und „Männlichem“ <strong>in</strong> der Schule.<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler lernen also (unter anderem) <strong>in</strong> ihrer Institution zwischen ihrem<br />

eigenen und dem jeweils anderen Geschlecht kategorisch zu differenzieren, bzw. sie werden<br />

anhand des „Bekräftigungs- <strong>oder</strong> Verstärkungslernens“ im schulischen Kontext dar<strong>in</strong><br />

bestätigt, an außerschulisch gemachten geschlechterrollenbezogenen Lernerfahrungen<br />

anzuknüpfen bzw. Geschlechterstereotype als legitime Normen anzusehen. Dies führt, wie die<br />

vorangegangenen Erläuterungen zum sozialen, kognitiven und emotionalen Lernen<br />

verdeutlichen konnten, zu e<strong>in</strong>er Verfestigung „geschlechtstypischen“ Sozial-, Lern- und<br />

Leistungsverhaltens sowie dessen klischeegerechter Interpretation <strong>in</strong> bezug auf<br />

Selbste<strong>in</strong>schätzung und Fremdbeurteilung, von der folglich auch <strong>das</strong> fachliche wie <strong>das</strong> soziale<br />

Selbstkonzept betroffen se<strong>in</strong> müssen. Diese geschlechtsrollengeleitete fachliche und soziale<br />

Orientierung [dokumentiert z.B. <strong>in</strong> der Kurswahl, der Bewertung der eigenen Leistung<br />

(-spotentiale) sowie dem Interaktions-, Kommunikations- und Bewegungsstil] impliziert e<strong>in</strong>e<br />

Vorenthaltung potentieller identitätsbezogener und fachlicher Entwicklungsmöglichkeiten<br />

und legt somit -aufgrund der im Kapitel C.4. aufgezeigten Bedeutung der sozialen<br />

E<strong>in</strong>flussnahme auf <strong>in</strong>dividuell vorhandene Dispositionen, Neigungen und Begabungen für die<br />

Berufswahl- zugleich die Vermutung e<strong>in</strong>er (im Zusammenspiel mit anderen gesellschaftlichen<br />

E<strong>in</strong>flüssen erfolgenden) maßgeblichen Determ<strong>in</strong>ation weiblicher wie männlicher<br />

Berufswünsche durch schulische Zusammenhänge nahe, zumal bei der Ausbildungswahl ja<br />

der Berufsf<strong>in</strong>dungsprozess mit der Phase der geschlechtlichen Identitätsf<strong>in</strong>dung zeitlich<br />

<strong>in</strong>terferiert.<br />

Nach e<strong>in</strong>er Studie über den elterlichen E<strong>in</strong>fluss auf <strong>das</strong> töchterliche Berufswahlverhalten<br />

kommt den Eltern bei der Berufswahl die herausragendste Rolle zu. Außerdem jedoch<br />

„...spielen für die Mädchen die Schulnoten und sonstige Rückmeldungen der Schule e<strong>in</strong>e<br />

große Rolle.“ (Hoose/ Vorholt 1996, S. 36) Diese Untersuchungsergebnisse unterstreicht auch<br />

e<strong>in</strong>e -wenngleich sehr betagte, so doch wegen ihrer Reichhaltigkeit und Aufwendigkeit<br />

unbed<strong>in</strong>gte Erwähnung verdienende- Studie von Ursula Lehr, <strong>in</strong> der sie die außerordentlich<br />

hohe Anzahl von 660 qualitativen Interviews 218 (500 Frauen und 160 Männer) zur<br />

218 nach heutiger Bezeichnung<br />

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