06.01.2014 Aufrufe

Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ideologischer Interpretationen…, die die berufliche Situation junger Frauen dem e<strong>in</strong>zelnen<br />

Mädchen und se<strong>in</strong>er familialen Sozialisation anlasten, …deutliches Indiz ihrer<br />

gesellschaftlichen Funktionalität…“ s<strong>in</strong>d 159 (Krüger 1984, S. 159). Sie weisen jedoch auf e<strong>in</strong>e<br />

nicht ausschließlich sozioökonomische, sondern vielmehr auch soziokulturelle Bestimmtheit<br />

des Berufswahlverhaltens h<strong>in</strong>, und damit auf e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>flussung der Berufsf<strong>in</strong>dung durch die<br />

<strong>in</strong>dividuelle Aneignung des kulturellen Geschlechterbildes <strong>in</strong> Form der Selbstsozialisation des<br />

„…aktiv handelnden Subjektes…, <strong>das</strong> von den Umständen nicht e<strong>in</strong>fach ,geprägt’ <strong>oder</strong><br />

überwältigt wird, sondern sich se<strong>in</strong>e Umwelt aneignet und sich dabei selbst verändert.“ 160 Das<br />

heißt: Infolge der Kategorisierung von „Frauenberufen“ durch den Arbeitsmarkt als<br />

unterbezahlt und wenig prestige- wie karriereträchtig sowie der marktgebundenen<br />

strukturellen Diskrim<strong>in</strong>ierung von Frauen mittels der E<strong>in</strong>stiegsh<strong>in</strong>dernisse für<br />

Interessent<strong>in</strong>nen an lukrativeren, „männertypischen“ Berufsfeldern s<strong>in</strong>d spezifisch<br />

„weibliche“ Berufe „Arbeit, die Männer den Frauen übrig lassen“. (Rabe- Kleberg 1987, S.<br />

47) Die beiden Fakten, <strong>das</strong>s erstens die Wahl e<strong>in</strong>es technischen <strong>oder</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Studiums im Gegensatz zu e<strong>in</strong>er Ausbildung unabhängig von der durch Männerpräferenz<br />

gekennzeichneten E<strong>in</strong>stellungspraxis von Arbeitgebern erfolgen kann 161 , und <strong>das</strong>s zweitens<br />

Modellprojekte zur Gew<strong>in</strong>nung von Mädchen <strong>in</strong> gewerblich-technische Berufe nur ger<strong>in</strong>ge<br />

Erfolge zeitigen konnten 162 (vgl. Kreft/ Mielenz 1988, S. 205, vgl. auch M<strong>in</strong>ks/ Bathke 1993,<br />

S. 1), schränken diese Aussage jedoch e<strong>in</strong>. Die ger<strong>in</strong>ge Nutzung der „untypischen“<br />

Wahlmöglichkeiten beim Studium und die mangelnde Signalwirkung der Modellprojekte als<br />

Alternativangebote zum Arbeitsmarkt verweisen vielmehr auf die Existenz e<strong>in</strong>es aktiven<br />

Moments bei der allgeme<strong>in</strong>heitsbezogenen weiblichen Berufswahl, welches neben der bloßen<br />

passiven Akzeptanz der ungeschriebenen Allokationsgesetze des Arbeitsmarktes besteht: <strong>das</strong><br />

Moment der Selbstausgrenzung aus männerdom<strong>in</strong>ierten Berufen. Im Berufsf<strong>in</strong>dungsprozess<br />

verb<strong>in</strong>det sich demnach e<strong>in</strong>e rationale, zielorientierte Anpassung an<br />

beschäftigungssystemimmanente Zugangskonditionen mit der eigenen Ausblendung von (<strong>in</strong><br />

den Modellprojekten ganze 100% betragenden) Zugangsoptionen, welche ihre Ursache <strong>in</strong> der<br />

Internalisierung kultureller Vorgaben über die Konzeption der Geschlechter hat. E<strong>in</strong>er<br />

Konzeption, der -wie gesagt- herausragende Bedeutung im Berufsf<strong>in</strong>dungsprozess zukommt,<br />

weil dieser zeitlich mit der Phase der geschlechtlichen Identitätsf<strong>in</strong>dung bzw. der frühen<br />

Identitätsstabilisierung zusammenfällt. Es stehen sich bei der Abwahl gesellschaftlich als<br />

unweiblich deklarierter Berufe durch Mädchen demnach e<strong>in</strong>e (von den Mädchen strategisch<br />

wahrgenommene) faktisch vorhandene strukturelle Schranke und e<strong>in</strong>e durch die <strong>in</strong>dividuelle<br />

159 wie <strong>in</strong>sbesondere die Ausführungen zur „Stellung der Frau <strong>in</strong> der Sozialordnung“ der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutsch</strong>land im Kapitel „C.3. Gesellschaftliche Strukturen als Zensur ,geschlechtsuntypischer’<br />

Berufswahlambitionen“ bestätigen konnten<br />

160 Tillmann, Klaus-Jürgen: Sozialisationstheorien. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den Zusammenhang von Gesellschaft,<br />

Institution und Subjektwerdung. Reihe: rowohlts enzyklopädie. Rowohlt Verlag: Re<strong>in</strong>bek bei Hamburg 1991, S.<br />

30<br />

161 Natürlich wird diese Unabhängigkeit durch die Antizipation e<strong>in</strong>er geschlechtsbed<strong>in</strong>gten Diskrim<strong>in</strong>ierung bei<br />

der Bewerbung nach Abschluss des Studiums e<strong>in</strong>geschränkt. Aber <strong>in</strong> diesem Zusammenhang stellt sich auch die<br />

Frage, weshalb e<strong>in</strong>e solche Vorwegnahme beruflicher Perspektivlosigkeit nicht gleichfalls für die seit Jahren<br />

unter Frauen äußerst beliebten und seit Jahren durch e<strong>in</strong> hohes Arbeitslosigkeitsrisiko gekennzeichneten<br />

Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften erfolgt. Die sich offensichtlich ereignende gezielte<br />

E<strong>in</strong>blendung bzw. Ausblendung zukünftiger Chancenlosigkeit bei der Erwägung e<strong>in</strong>es<br />

„frauenuntypischen“ bzw. „frauentypischen“ Berufes lässt demzufolge auf die Existenz e<strong>in</strong>er nicht mit<br />

arbeitsmarktbezogenen Überlegungen zu erklärenden Komponente im durchschnittlichen weiblichen<br />

Studienwahlverhalten schließen.<br />

162 Allerd<strong>in</strong>gs bemängelte der Sechste Jugendbericht an diesen bundesweit e<strong>in</strong>gerichteten Modellen die<br />

Überrepräsentation „…von Ausbildungsgängen, die aufgrund ger<strong>in</strong>ger Qualität <strong>oder</strong> fehlender<br />

Arbeitsmöglichkeiten nach Abschluss der Ausbildung für männliche Bewerber weniger attraktiv s<strong>in</strong>d.“ (Sechster<br />

Jugendbericht 1984, S.19)<br />

75

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!