06.01.2014 Aufrufe

Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

B. Zeitgeschichtlicher Kontext der Studie<br />

Im folgenden sollen aktuelle nationale sowie supranationale bildungs-, wirtschafts-, frauen-,<br />

bevölkerungs- und sozialpolitische Entwicklungen, die den Untersuchungsgegenstand<br />

<strong>in</strong>haltlich tangieren, kurz skizziert werden. Dazu zählen:<br />

Die bildungspolitische Diskussion<br />

<strong>Deutsch</strong>land beg<strong>in</strong>nt, sich von se<strong>in</strong>er historisch durch die nationalsozialistische wie die DDR-<br />

Erfahrung begründeten Distanz gegenüber der Erwägung e<strong>in</strong>es schulischen<br />

Erziehungsauftrages zu lösen und e<strong>in</strong>er Demokratie andere Gestaltungsmöglichkeiten dieses<br />

Erziehungsauftrages e<strong>in</strong>zuräumen als e<strong>in</strong>em totalitären System. Beschleunigt wird der<br />

Reflexionsprozess durch zwei Faktoren: e<strong>in</strong>erseits durch den Druck<br />

der Wirtschaft mit ihrem Ruf nach „High Potentials“, die neben dem erforderlichen<br />

Fachwissen auch selbstverständlich über emotionale und soziale Kompetenzen 18 verfügen<br />

sollen, und andererseits durch <strong>das</strong> gesellschaftliche Phänomen der Gewalt an Schulen,<br />

welches def<strong>in</strong>itiv die Illusion von der Richtigkeit der Def<strong>in</strong>ition der Schule als Ort re<strong>in</strong>er<br />

Wissensvermittlung zerstörte. Diese neue -obgleich noch zaghafte- Debatte über e<strong>in</strong><br />

„offizielles“ 19 erzieherisches Wirken der Schule birgt damit die Chance <strong>in</strong> sich, mit der Frage<br />

e<strong>in</strong>er auch von schulischer Seite planmäßig zu leistenden Erziehung gleichfalls die Frage der<br />

emanzipatorischen Geschlechtererziehung im S<strong>in</strong>ne des pädagogischen Anspruchs des<br />

Koedukationspr<strong>in</strong>zips zu verb<strong>in</strong>den. (siehe Kapitel „C.5. Die Schule als <strong>in</strong>stitutionalisiertes<br />

Subsystem von Gesellschaft und Kultur“)<br />

Das ökonomische Erfordernis<br />

Infolge des durch die Globalisierung entstandenen <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerbsdrucks besteht<br />

für <strong>Deutsch</strong>land künftig e<strong>in</strong> Bedarf an der Herstellung sogenannter <strong>in</strong>telligenter, hochwertiger<br />

und <strong>in</strong>novativer Produkte 20 , woraus notwendigerweise gestiegene berufliche<br />

Qualifikationsanforderungen resultieren 21 (Stichwort „Wissensgesellschaft“). Damit kann es<br />

sich die Wirtschaft zwangsläufig weniger als bisher leisten, <strong>in</strong>tellektuelle und kreative<br />

Fähigkeiten von Frauen zu ignorieren, <strong>in</strong>dem sie auf Berufe <strong>oder</strong> Tätigkeiten verwiesen<br />

werden, die der Höhe ihres Bildungsabschlusses <strong>oder</strong> der Qualität ihres Notendurchschnitts<br />

nicht entsprechen. Zudem s<strong>in</strong>d, gerade für Führungspositionen, die den Frauen<br />

sozialisatorisch erfolgreich antra<strong>in</strong>ierten „soft skills“ als gewichtiges E<strong>in</strong>stellungskriterium<br />

gefragt. Und vor allem wird der demografische Wandel (Änderung der Bevölkerungsstruktur<br />

durch Überalterung der Gesellschaft) <strong>in</strong> absehbarer Zukunft entsprechende Auswirkungen auf<br />

<strong>das</strong> Ausbildungs- und Beschäftigungssystem haben, <strong>in</strong>dem mittelfristig (konkret: ab<br />

18<br />

z.B. Eigenmotivation, Selbstkontrolle, Empathie, Teamfähigkeit, Problemlösungskompetenz,<br />

Kommunikativität, Netzwerkpflege<br />

19 Die von schulischer Seite seit Jahrzehnten (bewusst <strong>oder</strong> unbewusst) praktizierte <strong>in</strong>offizielle erzieherische<br />

E<strong>in</strong>flussnahme hat die koedukationskritische Debatte durch den Begriff des „heimlichen Lehrplans“ bereits<br />

thematisiert.<br />

20 vgl. Schnur, P. (1996), Sektorale Entwicklung der Beschäftigung <strong>in</strong> Dtl., <strong>in</strong>: Alex, L., Tessar<strong>in</strong>g, M. (Hg.):<br />

Neue Qualifizierungs- und Beschäftigungsfelder. BIBB/ IAB- Workshop, Bundes<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung.<br />

Berl<strong>in</strong>/ Bonn, S. 40f<br />

21<br />

vgl. Tessar<strong>in</strong>g, M. (1994), Langfristige Tendenzen des Arbeitskräftebedarfs nach Tätigkeiten und<br />

Qualifikationen <strong>in</strong> den alten Bundesländern bis zum Jahre 2010. E<strong>in</strong>e erste Aktualisierung der IAB/ Prognos-<br />

Projektionen 1989/91, <strong>in</strong>: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 27, H. 1 , vgl. auch<br />

Prognos AG u.a. (1989)Arbeitslandschaften nach Umfang und Tätigkeitsprofilen: Nürnberg, Beiträge aus der<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 131.1, 131.2, vgl. auch Prognos (1993), Die Bundesrepublik <strong>Deutsch</strong>land<br />

2000, 2005, 2010.Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Basel (Prognos <strong>Deutsch</strong>land Report Nr. 1)<br />

10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!