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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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Mädchen präsent, was sich <strong>in</strong> Erdkunde und Geschichte, wo Mädchen nur zwei Drittel des<br />

männlichen Prozentsatzes stellen, genau umgekehrt verhält. Die Geschlechtsdifferenzen <strong>in</strong><br />

Sozialkunde und Musik/Kunst s<strong>in</strong>d mit jeweils 3% als sehr ger<strong>in</strong>g zu benennen. Und <strong>in</strong> Sport<br />

und den alten Sprachen fallen die prozentualen Unterschiede zwischen den Geschlechtern mit<br />

1% bzw. 2% noch weniger <strong>in</strong>s Gewicht.<br />

Die eben aufgezeigte Analyse der prozentbezogenen Verteilung von Mädchen und Jungen auf<br />

Wahlpflichtfächer bzw. Leistungskurse ermöglicht vielfach -wenn auch nicht <strong>in</strong> jeder<br />

H<strong>in</strong>sicht, wie ebenfalls deutlich wurde- <strong>das</strong> Ziehen von Parallelen zu den im Kapitel C.1.<br />

diskutierten Daten zum „geschlechtsspezifischen“ Ausbildungs- und Studienwahlverhalten.<br />

So gilt als Motiv für die Leistungskurswahl neben dem an erster Stelle genannten „hohen<br />

eigenen Fach<strong>in</strong>teresse“ und dem als zweitwichtigsten Grund angegebenen „bisherigen und<br />

antizipierten Erfolg <strong>in</strong> den gewählten Fächern“ auch die auf dem dritten Platz rangierende<br />

„erwartete Verwertbarkeit der Fächer für <strong>das</strong> angestrebte Studium <strong>oder</strong> den gewünschten<br />

Beruf“ (vgl. Brehmer/ Küllchen/ Sommer 1989, S. 152). Berücksichtigen wir, <strong>das</strong>s<br />

„…Leistung…sich…immer als Ergebnis von kognitivem, sozialem und emotionalem<br />

Lernen…“ versteht 188 , so muss die sich <strong>in</strong> der Wahlpflichtfachentscheidung dokumentierende<br />

Selbste<strong>in</strong>schätzung der eigenen Leistung im gewählten Fach bzw. ebenso <strong>in</strong> den abgewählten<br />

Fächern demnach auch als Resultat kognitiven, sozialen und emotionalen Lernens angesehen<br />

werden.<br />

Koedukativer Anspruch und soziales Lernen<br />

Betrachten wir zuerst <strong>das</strong> soziale Lernen. Beim sozialen Lernen als Sozialisationsvorgang<br />

vollzieht sich der Erwerb sozialer Verhaltensweisen sowie der diese sozialen Handlungen<br />

bestimmenden E<strong>in</strong>stellungen -die immer auch kulturell bestimmt s<strong>in</strong>d- anhand des<br />

Nachahmungslernens. Dieses Imitationslernen f<strong>in</strong>det durch „…die Identifikation mit<br />

positiven Modellen…,…die…zur Nachahmung anregen…“ statt (Hannover/ Bettge 1993, S.<br />

27). E<strong>in</strong>e von vielen Möglichkeiten zur Erzielung der identifikatorischen Effekte, auf denen<br />

<strong>das</strong> Nachahmungslernen basiert, beruht auf der Geschlechtsrollenidentifikation. Wie<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>das</strong> Auftreten von Geschlechtsrollenidentifikationen im Alltag ist, wird<br />

deutlich, wenn wir uns erneut die Vorrangigkeit, welche <strong>das</strong> Geschlechtsrollenkonzept<br />

gegenüber anderen Differenzierungskonzeptionen <strong>in</strong>nehat, vergegenwärtigen. Beziehen wir<br />

uns nun konkret auf den schulischen Alltag, so verkörpert e<strong>in</strong>e Lehrkraft -ebenso wie die<br />

oberste Führungskraft an der Schule- <strong>in</strong>folge ihrer Geschlechtszugehörigkeit e<strong>in</strong><br />

Rollenmodell, <strong>in</strong>dem sie von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern <strong>in</strong> ihrer Geschlechtlichkeit<br />

wahrgenommen und ihre soziale Rolle (durch Herstellung e<strong>in</strong>er Analogie) als Orientierung<br />

für die eigene Ausgestaltung der Geschlechterrolle genutzt wird. Auf diese Weise fungieren<br />

schulische FunktionsträgerInnen als Identifikationsfiguren für die Lernenden. Weil die Schule<br />

als soziales System durch e<strong>in</strong>e fachliche Funktionsverteilung gekennzeichnet und hierarchisch<br />

gegliedert ist, und die <strong>in</strong> ihr Beschäftigten explizit im beruflichen Zusammenhang stehen,<br />

kommt hierbei auch die Vermittlung berufsbezogener Wertorientierungen zum Tragen. In<br />

diesem Kontext weist Kreienbaum anhand von eigenen Berechnungen darauf h<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s sich<br />

1989 bundesweit an Hauptschulen 8,6%, an Realschulen 10%, an Gesamtschulen 7% und<br />

-ausschließlich auf Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen bezogen- an Gymnasien 13,6% Schulleiter<strong>in</strong>nen<br />

befanden, selbige also schulformunabhängig lediglich e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit stellten (vgl.<br />

Kreienbaum 1992, S. 69) [Anzumerken bleibt: Neuere Daten können hier ungünstigerweise<br />

nicht zitiert werden, da sie -im Gegensatz zu anderen EU-Staaten- für <strong>Deutsch</strong>land nicht<br />

188 Simon, Titus: Soll Soziale Arbeit die Schule retten? Über die Wege zur Zusammenarbeit zwischen Schule<br />

und Jugendhilfe. In: SOZIAL EXTRA. Zeitschrift für Soziale Arbeit & Sozialpolitik., 27. Jg., Heft 2/3 2003, S.<br />

6- 8, S. 8<br />

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