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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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für den Beruf zweifelnden Kolleg<strong>in</strong>nen von derselben zu überzeugen bzw. für e<strong>in</strong>en Mann sei<br />

es ke<strong>in</strong> Kompliment, als „Softie“ bezeichnet zu werden.<br />

Schulische Hilfestellungen bei der Fach- und Berufswahl<br />

Nur e<strong>in</strong> knappes Drittel der Mädchen und etwas mehr als 1/3 der Jungen gaben an, e<strong>in</strong>e<br />

Lehrkraft habe sie beraten, welcher Leistungskurs bzw. welches Profil (Wahlpflichtfach) zu<br />

ihren Fähigkeiten passe. (Wobei im Antwortverhalten zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Schulformen<br />

derart große Unterschiede auftraten, <strong>das</strong>s sie im H<strong>in</strong>blick auf die Struktur des<br />

bundesdeutschen Schulsystems bereits als bildungspolitisch brisant zu werten se<strong>in</strong> dürften.<br />

Gab doch reichlich ¼ der Gesamtschüler<strong>in</strong>nen, aber lediglich rund 1/20 der Vertreter<strong>in</strong>nen<br />

aller übrigen Schulformen def<strong>in</strong>itiv an, bei der Kurswahl von e<strong>in</strong>er Lehrkraft beraten worden<br />

zu se<strong>in</strong>. Bei den Schülern ergab sich e<strong>in</strong> zwar nicht im gleichen Ausmaß wie bei den<br />

Schüler<strong>in</strong>nen polarisierendes, <strong>in</strong> der Grundaussage jedoch sehr ähnliches Bild. Denn während<br />

knapp 1/5 der Gesamtschüler une<strong>in</strong>geschränkte Zustimmung zur Aussage äußerte, tat dies bei<br />

den Hauptschülern und Gymnasiasten bloß rund 1/10 und bei den Realschülern lediglich<br />

reichlich 1/20.) Nur 2/5 der Schüler<strong>in</strong>nen hatten -z.B. bei Betriebsbesichtigungen- durch die<br />

Schule Frauen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Frauenberuf“ kennengelernt, woh<strong>in</strong>gegen bereits 2/3 der Schüler<br />

durch die Schule Männer mit e<strong>in</strong>em „Männerberuf“ kennengelernt hatten (niedrigste Werte<br />

am Gymnasium, höchste Werte an der Hauptschule). Dabei kategorisierten Mädchen wie<br />

Jungen, die durch die Schule mit Geschlechtsgenoss<strong>in</strong>nen bzw. -genossen <strong>in</strong><br />

„geschlechtstypischen“ Berufen konfrontiert wurden, „Frauenberufe“ als harmoniebezogen<br />

und ästhetikbetont sowie „Männerberufe“ als dom<strong>in</strong>anzorientiert und kraftbetont. Des<br />

weiteren ordneten sie (wiederum beide Geschlechter) „Frauenberufe“ als ungeeignet für<br />

Männer wegen deren Empathiemangels und „Männerberufe“ als ungeeignet für Frauen<br />

<strong>in</strong>folge ihres Durchsetzungsdefizites e<strong>in</strong>. Außerdem vertraten Jungen, denen durch die Schule<br />

Männer <strong>in</strong> „Männerberufen“ präsentiert wurden, die Ansicht, für e<strong>in</strong>en Mann sei es ke<strong>in</strong><br />

Kompliment, wegen „weiblichen“ Verhaltens als „Softie“ bezeichnet zu werden. Über 2/5 der<br />

Schüler<strong>in</strong>nen bzw. reichlich 1/3 der Schüler (also im Vergleich zum komplementären Item<br />

leicht mehr Mädchen, jedoch nur halb so viele Jungen!) äußerten, durch die Schule -z.B. bei<br />

Betriebsbesichtigungen- Frauen mit e<strong>in</strong>em „Männerberuf“ bzw. Männer mit e<strong>in</strong>em<br />

„Frauenberuf“ kennengelernt zu haben (niedrigste Werte am Gymnasium). Das bedeutet, <strong>das</strong>s<br />

Jungen durch die Schule vorrangig geschlechterrollenkonforme berufstätige Männer,<br />

Mädchen jedoch ausgesprochen gleichgewichtig sowohl geschlechtsrollenkonforme als auch<br />

geschlechtsrollennonkonforme berufstätige Frauen präsentiert wurden. Allerd<strong>in</strong>gs sche<strong>in</strong>t<br />

diese simple Methode der Darbietung von männlichen Rollenmodellen <strong>in</strong> „Frauenberufen“<br />

bei Jungen überaus effektvoll gewesen zu se<strong>in</strong>, denn die Jungen, deren Schule eben diese<br />

Methode im Rahmen der schulischen Berufsorientierung e<strong>in</strong>gesetzt hatte, vertraten tatsächlich<br />

ke<strong>in</strong>e der eben angeführten stereotypen Annahmen zu <strong>in</strong>teraktional-kommunikativen <strong>oder</strong><br />

körperlichkeitsbezogenen Voraussetzungen der Geschlechter für die Ausübung<br />

„geschlechtsspezifischer“ bzw. „geschlechtsuntypischer“ Berufe. Daraus ergibt sich die<br />

Schlussfolgerung, <strong>das</strong>s die Schüler, denen schulischerseits Männer <strong>in</strong> „Männerberufen“<br />

präsentiert wurden, diese „untypischen“ männlichen Geschlechtsrollenmodelle ganz<br />

offensichtlich nicht nur <strong>in</strong> den (alle<strong>in</strong> subjektive Betroffenheit implizierenden) Kontext e<strong>in</strong>er<br />

re<strong>in</strong>en „Männerfrage“, sondern vielmehr <strong>in</strong> den komplexeren Zusammenhang e<strong>in</strong>er<br />

„Geschlechterfrage“ stellten. Das heißt, nach den Untersuchungsergebnissen wurde hier bei<br />

Jungen augensche<strong>in</strong>lich nicht nur e<strong>in</strong> Überdenken der eigenen Geschlechterrolle erreicht,<br />

sondern stattdessen sogar e<strong>in</strong>e Infragestellung der (berufswahlrelevanten Elemente) des<br />

dualistischen Geschlechtsrollenkonzeptes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Komplementarität erzielt. Anders bei den<br />

Mädchen, denen von schulischer Seite Frauen <strong>in</strong> „Männerberufen“ präsentiert worden waren.<br />

Sie nahmen zwar ke<strong>in</strong>e mangelnde Eignung von Frauen für „Männerberufe“ aufgrund<br />

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