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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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C.2. Charakteristika von sogenannten Frauen- und Männerberufen und<br />

ihre biografie- und lebenslagegestaltende Wirkung<br />

Als Beruf def<strong>in</strong>iert ist die „…berufliche Organisation des Arbeitsvermögens…“ (Ostner 1983,<br />

S. 111), die den Erwerb von Fachwissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Ausbildung, deren Nachweis anhand des Absolvierens von Prüfungen und die daraus<br />

erwachsende Legitimation zur Ausübung e<strong>in</strong>er bestimmten Tätigkeit <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es durch<br />

den Ausbildungsabschluss festgelegten Arbeitsfeldes be<strong>in</strong>haltet (vgl. Hervé et al. 1994, S.<br />

58). Kenntniserwerb und Kenntniskontrolle (<strong>in</strong> Form der Prüfung) erfolgen dabei<br />

<strong>in</strong>stitutionsgebunden. Das heißt, bei Berufen handelt es sich um die „…<strong>in</strong>stitutionalisierten,<br />

dem e<strong>in</strong>zelnen vorgegebenen Muster der Zusammensetzung und Abgrenzung spezialisierter<br />

Arbeitsfähigkeiten, die gewöhnlich mit e<strong>in</strong>em eigenen Namen benannt werden…“<br />

(Beck/Brater 1982, S. 209 90 , zitiert <strong>in</strong>: Ostner 1983, S. 116). Berufe s<strong>in</strong>d somit e<strong>in</strong> Instrument<br />

zur Differenzierung menschlichen Arbeitsvermögens, welche die „…Vermarktung<br />

arbeitsrelevanter Fähigkeiten…“ realisieren (Ostner 1983, S. 116). Im Zusammenhang<br />

hiermit verfügen Berufe über „soziale Attribute“ (ebd., S. 111). Obwohl heute angesichts der<br />

massiven Umbrüche <strong>in</strong> der Arbeitsgesellschaft 91 e<strong>in</strong>e große Verunsicherung der<br />

Lebensperspektiven vorherrscht und die Frage, was e<strong>in</strong> „guter Beruf“ ist -also e<strong>in</strong> Beruf, der<br />

e<strong>in</strong>e Bündelung besonders günstiger Ausprägungen dieser sozialen Attribute aufweistzunehmend<br />

ungeklärt bleiben muss, lässt sich doch nach wie vor grundsätzlich feststellen,<br />

<strong>das</strong>s es solche Berufe gibt, die e<strong>in</strong>en höheren Marktwert aufweisen und andere Berufe,<br />

welche <strong>in</strong> der Summe ihrer sozialen Merkmale nur e<strong>in</strong>en niedrigen Marktwert vorweisen<br />

können. An der Stelle ist es wichtig <strong>in</strong> den Blick zu nehmen, <strong>das</strong>s Berufe im Verlaufe der<br />

gesellschaftlichen Arbeitsteilung entstanden, und <strong>das</strong>s eben jene gesellschaftliche<br />

Arbeitsteilung ab dem Zeitalter der Industrialisierung stark „geschlechtsspezifisch“<br />

strukturiert war, wobei sich diese „geschlechtstypische“ Zuweisung von Arbeit auch bis <strong>in</strong><br />

unsere m<strong>oder</strong>ne Industriegesellschaft als soziokulturelles Wirkungspr<strong>in</strong>zip erhalten hat.<br />

Hieraus resultiert die bereits erwähnte Aufteilung des Ausbildungs- und<br />

Erwerbsarbeitsmarktes <strong>in</strong> die drei großen Makrobereiche der „Mischberufe“, der<br />

„Frauenberufe“ und der „Männerberufe“, welche -wie im vorangegangenen Kapitel<br />

ausgeführt- anhand der geschlechterbezogenen Besetzungsstärke statistisch bestimmte<br />

Größen darstellen. Kennzeichnend für die frühe wie die m<strong>oder</strong>ne Industriegesellschaft war<br />

bzw. ist allerd<strong>in</strong>gs nicht nur die „geschlechtsspezifische“ Arbeitsteilung, sondern auch deren<br />

hierarchische Organisation (vgl. Bilden 1985, S. 25, 27, 30), die e<strong>in</strong>e Höherbewertung der<br />

„männlichen“ Zuständigkeitsfelder und e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere E<strong>in</strong>stufung der <strong>in</strong> „weiblicher“<br />

Verantwortung stehenden Aufgabengebiete impliziert, woraus sich der genannte Unterschied<br />

im Marktwert zwischen „Männer-“ und „Frauenberufen“ ergibt. Wie sich <strong>in</strong> der weiteren<br />

Analyse zeigen wird, verfügt aber genau diese Marktwert-Differenz <strong>in</strong> hohem Maße über<br />

Lebenschancen und -risiken und wirkt demnach lebenslage- und biografieprägend (für den<br />

beruflichen wie den privaten Lebensverlauf).<br />

Insgesamt gesehen lassen sich die sogenannten Frauenberufe <strong>in</strong> die folgenden vier Kategorien<br />

e<strong>in</strong>teilen:<br />

90 Beck, Ulrich/ Brater, Michael: Berufliche Organisationsform menschlichen Arbeitsvermögens. In: Littek,<br />

Wolfgang/ Rammert, Werner/ Wachtler, Günther (Hg.): E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Arbeits- und Industriesoziologie.<br />

Reihe: Campus-Studium, Band 548: Kritische Sozialwissenschaft. Campus-Verlag: Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 1982, S.<br />

208- 224<br />

91<br />

Verb<strong>in</strong>dlichkeitsverlust des unbefristeten, sozial gesicherten, <strong>in</strong> Vollzeit ausgeübten<br />

« Normalarbeitsverhältnisses », s<strong>in</strong>kendes Erwerbsarbeitsvolumen durch globalisierungsbed<strong>in</strong>gte<br />

Umverteilungs- und Umstrukturierungsprozesse sowie Rationalisierung <strong>in</strong>folge des E<strong>in</strong>satzes neuer<br />

Technologien<br />

46

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