Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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angeblich fehlender weiblicher Durchsetzungsfähigkeit an und schätzten „Männerberufe“<br />
dementsprechend auch nicht als durchsetzungsorientiert e<strong>in</strong>, aber nichtsdestotrotz g<strong>in</strong>gen sie<br />
davon aus, e<strong>in</strong> „Frauenberuf“ wäre ungeeignet für Männer <strong>in</strong>folge ihres ger<strong>in</strong>gen<br />
E<strong>in</strong>fühlungsvermögens bzw. „Frauenberufe“ seien harmoniebezogen und ästhetikbetont,<br />
„Männerberufe“ h<strong>in</strong>gegen kraftbetont. Dies spricht für e<strong>in</strong>e eher emanzipatorischpragmatische<br />
Orientierung, welche die Darbietung von Frauen <strong>in</strong> „Männerberufen“ bei<br />
Schüler<strong>in</strong>nen bewirkt, während <strong>das</strong> Angebot „geschlechtsuntypischer“ Rollenmodelle für<br />
Jungen offensichtlich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie verunsichernd h<strong>in</strong>sichtlich der generellen Zustimmung zu<br />
Geschlechterstereotypen und somit vor allem bewusstse<strong>in</strong>serweiternd wirkt. Hierfür bieten<br />
sich verschiedene Erklärungsmöglichkeiten an. So hat sich die Geschlechterforschung<br />
-gesellschaftspolitisch bed<strong>in</strong>gt- erst aus der Frauenforschung heraus entwickelt, womit<br />
Mädchen die Konfrontation mit progressiven weiblichen Geschlechtsrollenmodellen viel<br />
mehr und bedeutend länger gewohnt s<strong>in</strong>d als Jungen die Konfrontation mit progressiven<br />
männlichen Geschlechtsrollenmodellen. Insofern stünde also e<strong>in</strong> gewisser Gewohnheitseffekt<br />
bei Mädchen sozusagen e<strong>in</strong>em Überraschungseffekt bei Jungen gegenüber, welcher aufgrund<br />
se<strong>in</strong>er relativen Neuartigkeit besonders große Wirkung zeigen könnte. Für e<strong>in</strong>e solche<br />
stärkere Ausrichtung von Jungen an (auf <strong>das</strong> eigene Geschlecht bezogenen)<br />
Geschlechtsrollenmodellen spricht auch, <strong>das</strong>s sie -im Gegensatz zu Mädchen <strong>in</strong> bezug auf<br />
Lehrer<strong>in</strong>nen- e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zwischen der Bewertung e<strong>in</strong>es Informatik-, Technik-,<br />
Mathematik- <strong>oder</strong> Physiklehrers bzw. e<strong>in</strong>es <strong>Deutsch</strong>-, Fremdsprachen- <strong>oder</strong> Biologielehrers<br />
als männliches Geschlechtsrollenmodell und e<strong>in</strong>er subjektiv angenommenen Eignung für mit<br />
Informatik, Technik, Mathematik <strong>oder</strong> Physik bzw. <strong>Deutsch</strong>, Fremdsprachen <strong>oder</strong> Biologie<br />
fachverwandte Berufe wegen der eigenen fachlichen Fähigkeiten <strong>in</strong> diesen Diszipl<strong>in</strong>en<br />
herstellten (siehe Teilkapitel „Schulstruktur und damit zusammenhängende Annahmen“ der<br />
Zusammenfassung). E<strong>in</strong>e andere Erklärung wäre der verkürzte Emanzipationsbegriff, der im<br />
H<strong>in</strong>blick auf Frauen <strong>das</strong> gesellschaftliche Denken prägt, häufig <strong>in</strong> den Medien transportiert<br />
wird (z.B. die <strong>in</strong>telligente und betont Attraktivität <strong>in</strong>szenierende Führungsfrau) und die<br />
Vorteile versprechenden Elemente e<strong>in</strong>es neuen weiblichen Rollenmodells mit den<br />
soziokulturell bisher nicht <strong>in</strong> Zweifel gezogenen Elementen e<strong>in</strong>es traditionellen weiblichen<br />
Rollenmodells mixt. Oder aber -dies ist der dritte Erklärungsansatz- Jungen s<strong>in</strong>d<br />
geschlechterrollenbezogenem stereotypem Denken bedeutend stärker als Mädchen verhaftet,<br />
worauf beispielsweise auch mehrere schon aufgeführte Resultate der vorliegenden Studie<br />
h<strong>in</strong>weisen, die belegen, <strong>das</strong>s Jungen noch mehr als Mädchen auf die E<strong>in</strong>haltung kultureller<br />
Geschlechtsrollenvorgaben bedacht s<strong>in</strong>d. Im H<strong>in</strong>blick auf diese größere Normkonformität von<br />
Jungen stellten die amerikanischen Sozialwissenschaftler<strong>in</strong>nen Maccoby und Jackl<strong>in</strong> bereits<br />
ab dem Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter e<strong>in</strong>e stärkere Förderung „geschlechtsspezifischer“ Tätigkeiten und<br />
Verhaltensweisen bei Jungen durch Eltern fest, die auch im Kontext zu e<strong>in</strong>er im Vergleich zu<br />
Mädchen bedeutend härteren Bestrafung von Jungen für „geschlechtsuntypisches“ Verhalten<br />
durch ihre Eltern stand 281 (was angesichts der kulturellen Höherbewertung von<br />
„Männlichkeit“ gegenüber „Weiblichkeit“ nur logisch anmutet). Insofern ersche<strong>in</strong>t es also<br />
durchaus e<strong>in</strong>leuchtend, wenn bei Schülern durch die Konfrontation mit e<strong>in</strong>em<br />
„geschlechtsuntypischen“ männlichen Rollenmodell gleich <strong>das</strong> gesamte Ge<strong>danke</strong>ngebäude<br />
des kulturellen Geschlechtsrollenkonstruktes <strong>in</strong>s Wanken gerät, weil sie als Jungen nur wenig<br />
Erfahrungen mit von der Männerrolle abweichendem Verhalten bzw. Handeln haben,<br />
woh<strong>in</strong>gegen dieselbe Konfrontation mit e<strong>in</strong>em „geschlechtsuntypischen“ weiblichen<br />
Rollenmodell bei Schüler<strong>in</strong>nen vermutlich nicht <strong>in</strong> demselben Ausmaß e<strong>in</strong>e Infragestellung<br />
des ganzen Geschlechtsrollenkonzeptes bewirkt, da Mädchen öfters bereits über eigene<br />
Erfahrungen <strong>in</strong> partiell von ihrer Geschlechterrolle abweichendem Verhalten verfügen und<br />
solch e<strong>in</strong> abweichendes Verhalten demnach weniger generalisierend, sondern eher im<br />
281 vgl. Maccoby, E./ Jackl<strong>in</strong>, C.: The Psychology of Sex Difference. Stanford 1974, zit. <strong>in</strong>: Hollste<strong>in</strong> 1991, S.<br />
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