Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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Umstrukturierungen betroffenen Männer nicht zu. In der Konsequenz erleben sie sich als<br />
„...ausgesetzt, rollenlos...“ (Böhnisch/ Schröer 2001, S. 131). Wie <strong>das</strong> Beispiel<br />
Erziehungsurlaub/ Elternzeit verdeutlicht, ist <strong>das</strong> Normalarbeitsverhältnis aber gerade stark an<br />
die Gruppe der „Männerberufe“ gekoppelt. Damit verschärft <strong>das</strong> für Jungen typische<br />
generelle Ausklammern von (bisher für Nichtnormalarbeitsverhältnisse prädest<strong>in</strong>ierten)<br />
„Frauenberufen“ aus ihren Berufswahloptionen perspektivisch ab der vollzogenen<br />
Familiengründung den Leidensdruck, der ihnen aus der (<strong>in</strong>folge des Verlustes der<br />
Haupternährerrolle) „ökonomisch verordneten“ Rollenlosigkeit erwächst.<br />
E<strong>in</strong> weiteres durch den wirtschaftlichen Wandlungsprozess hervorgebrachtes Phänomen stellt<br />
die fachliche Diskont<strong>in</strong>uität von Berufsbiographien dar (welche sich <strong>in</strong> notwendig<br />
gewordenen Umschulungen <strong>oder</strong> Zweitausbildungen dokumentiert). Sie wirft die Frage auf,<br />
wie die Schule -etwa im Rahmen der schulischen Berufsorientierung <strong>oder</strong> e<strong>in</strong>es Faches wie<br />
Ethik- ihre Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler möglichst praxisnah auf die damit e<strong>in</strong>hergehenden<br />
völlig neuartigen Anforderungen der m<strong>oder</strong>nen Erwerbsgesellschaft vorbereiten kann. Im<br />
Zusammenhang mit dem Berufswahlverhalten wäre im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e solche Vorbereitung<br />
auch zu h<strong>in</strong>terfragen, <strong>in</strong>wieweit bestimmte Berufe besonders anfällig für Rationalisierung<br />
s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e spätere fachliche Umorientierung besonders wahrsche<strong>in</strong>lich ersche<strong>in</strong>en lassen.<br />
c) Der Umbau des Sozialstaates<br />
Infolge der Unwirksamkeit des (von e<strong>in</strong>er zeitlosen Gültigkeit traditioneller Rollenbilder<br />
ausgehenden) „Generationenvertrages“ kann <strong>das</strong> staatliche Rentenversicherungssystem nicht<br />
mehr im bisher gekannten Ausmaß Garant für e<strong>in</strong>e gesicherte Altersvorsorge se<strong>in</strong>. Ergänzend<br />
wird deshalb auf e<strong>in</strong>e private Rentenversicherung <strong>oder</strong> anders geartete private Vorsorge<br />
verwiesen. Deren Inanspruchnahme ist allerd<strong>in</strong>gs ebenfalls stark abhängig vom hauptsächlich<br />
durch den Verdienst bestimmten f<strong>in</strong>anziellen H<strong>in</strong>tergrund der zu Versichernden. Somit kann<br />
die Entscheidung für e<strong>in</strong>en schlecht bezahlten „Frauenberuf“ <strong>das</strong> Lebensniveau im Alter noch<br />
mehr als bisher bee<strong>in</strong>flussen, <strong>in</strong>dem sowohl die staatliche als auch die private Rente<br />
entsprechend ger<strong>in</strong>g ausfallen.<br />
d) Die Beschäftigungsknappheit<br />
Der bundesdeutsche Arbeitsmarkt ist durch e<strong>in</strong>en strukturellen Mangel an Arbeit<br />
gekennzeichnet (Stichwort „Umverteilung der Arbeit“), dessen Ursachen unter anderem die<br />
drei folgenden s<strong>in</strong>d: die globalisierungsbed<strong>in</strong>gte Zunahme des <strong>in</strong>ternationalen<br />
Konkurrenzdrucks 34 , die frühe Industrialisierung <strong>Deutsch</strong>lands 35 sowie die Handhabung der<br />
„...DDR- Betriebe im Stile e<strong>in</strong>er fe<strong>in</strong>dlichen Übernahme...“ nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung,<br />
<strong>in</strong>dem „...nicht zugelassen (wurde), <strong>das</strong>s ostdeutsche Unternehmen eigene<br />
Überlebensstrategien entwickeln konnten“<strong>–</strong> was z.B. alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Industrie zu e<strong>in</strong>em sich auf<br />
81% belaufenden Verlust an Arbeitsplätzen führte 36 37 <strong>oder</strong> (wenn wir Schulen<br />
f<strong>in</strong>anztechnisch und organisatorisch als staatlich gesteuerte Unternehmen betrachten)<br />
34<br />
Entnationalisierung, Entregionalisierung von Produktionsstätten, Verlust der Landes- <strong>oder</strong> regionalen<br />
Spezifität von Produkten (z.B. <strong>in</strong> Südostasien hergestellte erzgebirgische Volkskunst)<br />
35 Genannt sei hier <strong>das</strong> heutzutage verstärkt auf Bayern angewandte Schlagwort von der „Gnade der späten<br />
Industrialisierung“, welches auf den erleichterten Übergang spät<strong>in</strong>dustrialisierter Agrarstaaten <strong>oder</strong><br />
Agrarregionen zur m<strong>oder</strong>nen Informations- und Wissensgesellschaft aufgrund ihrer Adaptationsfähigkeit an den<br />
Trend der Zeit zur Schaffung bzw. zum Ausbau neuer technologischer Industrien be<strong>in</strong>haltet, woh<strong>in</strong>gegen den mit<br />
klassischen historischen Industrien (z.B. Kohle, Stahl, Bergbau) „belasteten“ Staaten bzw. Regionen <strong>in</strong>folge der<br />
somit bereits gebundenen Kapazitäten diese Anpassung wesentlich schwerer fällt.<br />
36 Obwohl die DDR im sozialistischen Wirtschaftspakt RGW im Vergleich zu den anderen Ostblockstaaten<br />
technologischer wie produktivitätsbezogener Spitzenreiter war, verloren Tschechien, Ungarn und Polen als<br />
ehemalige RGW-Staaten nur zwischen 32 und 15 % ihrer Industriearbeitsplätze. (Quelle siehe nachfolgende<br />
Fußnote)<br />
37<br />
Maier, H. (Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Bildungswissenschaftlichen Hochschule<br />
Flensburg): Gefährliche Schlagseite., <strong>in</strong>: Die Zeit, Nr. 22, 20.5., 1998, 53. Jg., S. 35<br />
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