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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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gegen <strong>das</strong> Tätigse<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Männerberuf“ (so waren die „stereotyp-<strong>in</strong>adäquaten“<br />

Schüler<strong>in</strong>nen aus dieser Untersuchung <strong>in</strong> „jungentypischen“ Schulfächern versiert, sahen aber<br />

e<strong>in</strong>e Belästigung durch Jungen als schulisches Alltagsrisiko an) <strong>oder</strong> aber sie scheitern<br />

gegebenenfalls nach dem vollzogenen Berufse<strong>in</strong>stieg an der erfahrenen sexuellen<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung und ziehen sich aus dem für sie risikobehafteten „Männerberuf“ zurück.<br />

Zum anderen würden die im S<strong>in</strong>ne der Chancengleichheit politisch erwünschten<br />

makrostatistischen Verschiebungen auf der Mädchenseite auch entsprechende<br />

makrostatistische Verschiebungen auf der Jungenseite bewirken. Anders formuliert: wenn<br />

Mädchen <strong>in</strong> „Männerberufe“ e<strong>in</strong>münden sollen, müssen Jungen auch „Frauenberufe“<br />

erlernen<strong>–</strong> denn <strong>in</strong> den „Mischberufen“ s<strong>in</strong>d sie schon zur Genüge präsent (wenn auch etwas<br />

weniger als Mädchen). 353 Also besteht <strong>das</strong> Erfordernis, sich im Rahmen der koedukativen<br />

Schule mit der hier stattf<strong>in</strong>denden Separierung der Jungen von den Mädchen<br />

ause<strong>in</strong>anderzusetzen, deren Nichtbeachtung als Verhaltenskodex für Jungen starke<br />

Prestigee<strong>in</strong>bußen impliziert.<br />

Um diesen beiden großen Sozialisationsaufgaben gerecht zu werden, stehen der Schule<br />

folgende Möglichkeiten zur Verfügung:<br />

(1) Das E<strong>in</strong>üben e<strong>in</strong>es partnerschaftlichen Umgangs zwischen den Geschlechtern lässt<br />

sich auf sehr e<strong>in</strong>fache Weise realisieren, <strong>in</strong>dem nämlich kont<strong>in</strong>uierlich über <strong>das</strong><br />

gesamte Schuljahr h<strong>in</strong>weg geme<strong>in</strong>same Aktivitäten von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern <strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>gruppen bzw. idealerweise <strong>in</strong> Zweiergruppen gefördert werden. Mit diesen<br />

geme<strong>in</strong>samen Aktivitäten, die e<strong>in</strong> wechselseitiges Interagieren erfordern und somit<br />

-fernab des Gruppendrucks durch die gleichgeschlechtliche peer-group- e<strong>in</strong>e positive<br />

Bezugnahme aufe<strong>in</strong>ander ermöglichen, vollzieht sich e<strong>in</strong>faches Lernen durch<br />

Handeln. Als Beispiel hierfür s<strong>in</strong>d der „Ordnungsdienst“ (Re<strong>in</strong>igung des<br />

Klassenzimmers) und der „Tafeldienst“ (Re<strong>in</strong>igung der Tafel jeweils nach der<br />

Unterrichtsstunde) zu nennen, die an DDR-Schulen von den Lernenden <strong>in</strong> wöchentlich<br />

personell wechselnden Zweiergruppen verrichtet wurden. Die für den<br />

„Ordnungsdienst“, für den „Tafeldienst“ <strong>oder</strong> ähnliches verantwortliche Zweiergruppe<br />

sollte sich dabei immer aus e<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>em Schüler zusammensetzen. Denn<br />

im hierdurch erzielten sozialen Lernen erfahren sich Mädchen und Jungen nicht<br />

vordergründig als Angehörige zweier verschiedener sozialer Großgruppen, sondern<br />

vielmehr primär als e<strong>in</strong> durch die geme<strong>in</strong>same Bewältigung e<strong>in</strong>er Aufgabe<br />

mite<strong>in</strong>ander verbundenes Team. Und genau <strong>das</strong> ist e<strong>in</strong>e Erfahrung, die -trotz der<br />

methodischen Profanität, mit der sie vermittelt wurde- <strong>in</strong> ihrem E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

allgeme<strong>in</strong>e Bewertung von Geschlechterbeziehungen durch die Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler nicht zu unterschätzen ist.<br />

(2) Bewegungsformen s<strong>in</strong>d Teil der menschlichen Interaktion, weil sich wechselseitig<br />

aufe<strong>in</strong>ander bezogenes Handeln unter anderem auch durch e<strong>in</strong>e große Variationsbreite<br />

von Bewegungen vollzieht, und Bewegungen derart die Qualität der Beziehung<br />

zwischen den Interagierenden entscheidend mitbestimmen, <strong>in</strong>dem sie z.B.<br />

Gleichrangigkeit <strong>oder</strong> hierarchische Distanz, Integration <strong>oder</strong> Ausgrenzung<br />

konstruieren bzw. Respekt <strong>oder</strong> Missachtung, <strong>das</strong> Zulassen <strong>oder</strong> aber Zurückweisen<br />

unerwünschter Grenzüberschreitung sowie Interesse <strong>oder</strong> Des<strong>in</strong>teresse dokumentieren<br />

können. Daraus ergibt sich für den Sportunterricht als auf die körperliche Sozialisation<br />

der Lernenden ausgerichtetes Schulfach die Anforderung, beim Erlernen von<br />

Bewegungsformen bzw. beim Praktizieren von Bewegungsübungen nicht zwischen<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern zu differenzieren, sondern sie stattdessen gleichermaßen<br />

an die Grobmotorik betonenden sportlichen Übungen teilhaben zu lassen, welche<br />

Wettkampforientierung, den Erwerb taktischer Fähigkeiten und die Körperkraft<br />

353 siehe Kapitel „C.1. Das Ausbildungs- und Studienwahlverhalten junger Frauen und Männer“<br />

311

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