Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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eröffnet, und ihre Schwester, der weibliche „Cowboy“, <strong>das</strong> „Mannweib“, <strong>das</strong> schließlich zur<br />
Berufsr<strong>in</strong>ger<strong>in</strong> avanciert, passen nicht <strong>in</strong> herkömmliche Geschlechtsrollenmuster und auch<br />
nicht zu konventionellen Vorstellungen über e<strong>in</strong>e angemessene berufliche E<strong>in</strong>mündung der<br />
Geschlechter, wie die den anekdotenimmanenten Eltern verordnete Ratlosigkeit über die<br />
Berufsf<strong>in</strong>dung ihrer Zögl<strong>in</strong>ge beweist. Nach den def<strong>in</strong>itorischen Vorgaben unserer Kultur gibt<br />
es spezielle „weibliche“ und „männliche“ charakterliche Merkmale, Verhaltensweisen,<br />
Neigungen, Begabungen, Ersche<strong>in</strong>ungsbilder und Laufbahnambitionen. Und diese<br />
unterschiedliche kulturelle Bewertung der Geschlechter impliziert auch die Aufteilung des<br />
Berufsspektrums <strong>in</strong> „Frauen-“ und „Männerberufe“ sowie die Erwartung der H<strong>in</strong>wendung<br />
von Mädchen und Jungen zu „geschlechtstypischen“ Berufen. So berichtet z.B. die<br />
Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen vom „…Strukturwandel<br />
der Wirtschaft, durch den traditionelle Männerberufe namentlich im gewerblichen Bereich<br />
zunehmend durch Dienstleistungsberufe ersetzt wurden, die auch von Frauen ausgeübt<br />
werden können.“ 131 und nimmt hiermit klare „geschlechtsspezifische“ Zuschreibungen<br />
berufsfeldbezogener Eignungen vor. Werden doch Berufen als E<strong>in</strong>stiegsvoraussetzung<br />
bestimmte Anforderungen zugeordnet, und ist doch dieses Anforderungsprofil bei<br />
„geschlechtsspezifischen“ Berufen auch stark „geschlechtsspezifisch“ geprägt. Wie sehr sich<br />
Jugendliche bei der Berufswahl an der Geschlechtsrollengebundenheit dieses<br />
Anforderungsprofils orientieren, konnte Helga Krüger <strong>in</strong> qualitativen Befragungen zur<br />
Berufsf<strong>in</strong>dungsproblematik nachweisen: „Dass die Jugendlichen erst nach<br />
Berufsfeldentscheidungen zu männlichen <strong>oder</strong> weiblichen Berufsbereichen auch ihre<br />
Erfahrungen zu Hause ,sortieren’, zeigt sich an dem Berufswunsch Koch, der als Männerberuf<br />
gilt 132 . Diejenigen Jungen, die Koch als Berufswunsch angeben, begründen diesen Beruf mit<br />
der Kocherfahrung zu Hause zusammen mit der Mutter; sie haben diese Tätigkeit<br />
offensichtlich nicht als geschlechtsspezifisch zugeordnet wahrgenommen. Mädchen wählen<br />
diesen Beruf nicht, obwohl aus der Schilderung ihres Tagesablaufs oft hervorgeht, <strong>das</strong>s sie für<br />
die kle<strong>in</strong>eren Geschwister kochen.“ (Krüger 1984, S. 30) Junge Menschen haben also<br />
aufgrund ihrer bisherigen Sozialisationserfahrungen gelernt, welche kollektiven Erwartungen<br />
der sozialen Umwelt an sie selbst h<strong>in</strong>sichtlich der Ausfüllung ihrer Geschlechterrolle<br />
bestehen, und sie s<strong>in</strong>d sich sozialisationsbed<strong>in</strong>gt gleichfalls darüber im klaren, <strong>das</strong>s ihre<br />
spätere Rolle im Berufsleben e<strong>in</strong> Element dieser komplexen Geschlechterrolle darstellt, also<br />
unter sie subsumiert ist (vgl. dazu ebd., S. 23). E<strong>in</strong>e höhere Wichtung der Geschlechterrolle<br />
gegenüber der Berufsrolle dokumentieren auch Hoose/ Vorholt <strong>in</strong> ihren jüngeren<br />
Forschungsergebnissen zum elterlichen E<strong>in</strong>fluss auf <strong>das</strong> Berufswahlverhalten von Mädchen.<br />
Nach ihrer auf teilstandardisierten Fragebögen basierenden Untersuchung stuften sowohl die<br />
von ihnen befragten Eltern als auch deren Töchter bei re<strong>in</strong> theoretischen Reflexionen zur<br />
Berufsauswahl „…rationale Kriterien wie Eignung, Neigung und Chancenstrukturen…“ (d.h.<br />
„…unabhängige, risikolose und befriedigende Möglichkeiten der Existenzsicherung…“) zur<br />
Ermittlung des Berufswunsches als wichtig e<strong>in</strong>. In der Praxis jedoch -bei der Frage nämlich,<br />
welche konkreten Berufe tatsächlich <strong>in</strong> Betracht zu ziehen s<strong>in</strong>d- griffen beide<br />
Befragtengenerationen nicht „…<strong>in</strong> nennenswertem Maße…“ auf diese vorher explizit<br />
genannten Aspekte zurück, sondern sie gaben oftmals Wunschberufe für die eigene Tochter<br />
bzw. sich selbst an, welche ihrer kurz zuvor artikulierten Me<strong>in</strong>ung überhaupt nicht<br />
entsprachen (Hoose/ Vorholt 1997, S. 37f). Stattdessen erfolgte häufig e<strong>in</strong> Rückgriff auf<br />
„frauentypische“ Berufe, und zwar <strong>in</strong> der Form, <strong>das</strong>s die Tochter qua Geschlecht als befähigt<br />
für e<strong>in</strong>e solche Berufsausübung angesehen wurde, folglich ohne Berücksichtigung ihrer<br />
Kompetenzen beim Herausf<strong>in</strong>den des geeigneten Berufes. „So führt e<strong>in</strong> ,Befriedigend’ <strong>oder</strong><br />
131 Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen: Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit <strong>in</strong><br />
<strong>Deutsch</strong>land. Entwicklung, Ursachen und Maßnahmen. Teil I: Entwicklung von Erwerbstätigkeit und<br />
Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> <strong>Deutsch</strong>land und anderen früh<strong>in</strong>dustrialisierten Ländern. Bonn 1996, S. 86<br />
132 zu Zeiten des Ersche<strong>in</strong>ens des Artikels 1984<br />
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