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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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Kompetenzen der jungen Frauen zur Bewältigung der sogenannten Doppelrolle <strong>in</strong> Familie<br />

und Beruf ergründete und zu den folgenden „Pädagogischen Folgerungen“ gelangte. Avisiert<br />

für Mädchen war e<strong>in</strong>e vom öffentlichen Schulwesen zu erbr<strong>in</strong>gende „…systematische<br />

Schulung…(im Fach) Familienhauswesen…(als) e<strong>in</strong> wissenschaftlicher<br />

Unterrichtsbereich…“ unter Rückgriff auf den Bildungsplan, der sich bereits auf die<br />

Sachfächer Nadelarbeit und Hauswirtschaft konzentriert hatte, und zwar „…durch alle<br />

Schulsysteme h<strong>in</strong>durch kont<strong>in</strong>uierlich und altersgerecht…“ (Friese 1967, S. 206, 208) Denn:<br />

„Die Mädchenerziehung darf…die berufliche <strong>oder</strong> die <strong>in</strong>tellektuelle Bildung der traditionellen<br />

Art nicht derart <strong>in</strong> den Vordergrund stellen, daß der E<strong>in</strong>druck entsteht, als bedeuteten Wissen<br />

und Berufsfähigkeit schon die ganze Lebenserfüllung.“ (ebd., S. 211) Die Kenntnis über diese<br />

Untersuchung stimmt durchaus nachdenklich. E<strong>in</strong>erseits, weil genau zum Zeitpunkt ihrer<br />

Publikation, nämlich Mitte der sechziger Jahre, die Koedukation <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutsch</strong>land vielerorts e<strong>in</strong>geführt wurde (vgl. Hervé 1994, S. 297, vgl. auch 181 ) und die<br />

Studie folglich <strong>das</strong> mit der Koedukation e<strong>in</strong>hergehende Gleichstellungspr<strong>in</strong>zip schon <strong>in</strong> der<br />

Anfangszeit der Koedukation <strong>in</strong> Frage stellte. Andererseits, da <strong>das</strong> sogenannte „sozial- und<br />

hauswirtschaftliche Profil“ 182 an den Realschulen und Hauptschulen auch heute noch wählbar<br />

ist, wobei an der Realschule noch mehrere andere Profile zur Auswahl stehen, an der<br />

Hauptschule 183 h<strong>in</strong>gegen häufig nur noch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges anderes: <strong>das</strong> technische Profil. Damit<br />

existiert an Hauptschulen e<strong>in</strong> verengtes Wahlfach-Angebot, welches der im historischen<br />

M<strong>in</strong>iaturexkurs beschriebenen Polarisierung von Unterrichtsfächern nach dem Kriterium der<br />

Geschlechtszugehörigkeit mit dem Ziel der berufsfeldspezifischen Vorbereitung<br />

gegebenenfalls nahe kommen kann<strong>–</strong> falls nämlich „geschlechtstypisch“ gewählt wird. Dient<br />

doch der „…Wahlpflichtunterricht ab Klasse 7…der Erweiterung <strong>in</strong>dividueller Interessen, der<br />

Schwerpunktbildung, der Ergänzung und Verstärkung e<strong>in</strong>zelner Lernbereiche.“ 184 <strong>–</strong> und setzt<br />

außerdem genau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lebensalter e<strong>in</strong>, <strong>in</strong> der die Berufsfrage relevant wird, eben weil sich<br />

aus fachlicher Prioritätensetzung naheliegenderweise berufliche Vorstellungen entwickeln<br />

können.<br />

Koedukativer Anspruch und geschlechtsrollenadäquate Kurswahl<br />

Aber werden die Wahlpflichtfächer an koedukativen Schulen auch tatsächlich<br />

„geschlechtsspezifisch“ gewählt? Sie werden, wie die folgenden Grafiken vor Augen führen,<br />

die e<strong>in</strong>en Überblick über Studien aus der Zeit der koedukationskritischen Debatte geben, aber<br />

auch von e<strong>in</strong>er neueren (aus dem Jahr 2000 datierten) Untersuchung zur Leistungskurswahl<br />

von Mädchen und Jungen bestätigt wurden, nach der Schüler „…eher dem mathematischnaturwissenschaftlichen…“,<br />

Schüler<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>gegen „…eher dem sprachlichen und<br />

gesellschaftswissenschaftlichen Bereich zuzuordnen“ waren. 185<br />

181 Hehlmann, Wilhelm: Wörterbuch der Pädagogik. Krönerts Taschenausgabe, Band 94. 11. Auflage, Alfred<br />

Kröner Verlag: Stuttgart 1971, S. 309<br />

182<br />

Aufgrund der föderalistischen Organisationsstruktur des bundesdeutschen Bildungssystems existieren<br />

verschiedene Bezeichnungsvarianten für dieses Profil, von denen e<strong>in</strong>e weitere z.B. der „Kurs Arbeitslehre“ mit<br />

der <strong>in</strong>dividuellen Spezialisierungsmöglichkeit im „Sachfeld Privater Haushalt und Verbrauchererziehung“ bzw.<br />

im „Sachfeld Ernährung“ darstellt, für die <strong>in</strong> manchen Schulen -gemäß ihrer Selbstpräsentation im Internet- die<br />

Schulküche als „Fachraum“ zur Verfügung steht.<br />

183 bzw. für die Hauptschulklassen an Realschulen <strong>in</strong> den hauptschulfreien Bundesländern (z.B. für die<br />

Hauptschulklassen an sächsischen Mittelschulen)<br />

184<br />

Aus: „Leitfaden zur Schulwahl“ (Hg.: Schulamt der Stadt Mönchengladbach), entnommen unter:<br />

http://www.fh-niederrhe<strong>in</strong>.de/~ghfrankf/schule.htm<br />

185 Vogel, Ulrike/ H<strong>in</strong>z, Christ<strong>in</strong>a: Zur Steigerung der Attraktivität des Ingenieurstudiums. Erfahrungen und<br />

Perspektiven aus e<strong>in</strong>em Projekt. Bielefeld 2000, S. 34<br />

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