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Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...

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sowie ihr Fremdbild vom anderen Geschlecht zu verändern. Auf der Mädchenseite<br />

betrifft <strong>das</strong> vor allem Selbstbehauptung und Konfliktfähigkeit gegenüber den Jungen,<br />

auf der Jungenseite h<strong>in</strong>gegen Achtung und Akzeptanz, Kooperationsfähigkeit und<br />

-bereitschaft sowie Solidarität <strong>in</strong> bezug auf <strong>das</strong> andere Geschlecht.<br />

G.1.3. Das soziokulturell und sozioökonomisch bestimmte hierarchische<br />

Geschlechterverhältnis<br />

Der Beruf ist „<strong>das</strong> grundlegende Organisationspr<strong>in</strong>zip für biographische Entwürfe…,…(von<br />

dem) andere Lebensplanungen…abhängig“ s<strong>in</strong>d. (Beck-Gernsheim 1983, S. 276) In der<br />

Konsequenz dieser biographiestrukturierenden Rolle, die der Beruf <strong>in</strong>nehat, steht er <strong>in</strong><br />

unmittelbarem Zusammenhang mit dem hierarchischen Geschlechterverhältnis, welches<br />

„…<strong>das</strong> Gesamtsystem der ökonomischen, sozialen, politischen, rechtlichen, kulturellen,<br />

sexuellen, psychischen und sittlichen Beziehungen von Mann und Frau…“ umfasst (Hervé/<br />

Ste<strong>in</strong>mann/ Wurms 1994, S. 214) und sich somit aus den gesellschaftlichen Strukturen ergibt,<br />

welche die soziale Ordnung der Geschlechter konstruieren. 356 Denn diese soziale Ordnung<br />

markiert als Strukturierungspr<strong>in</strong>zip sämtliche Lebensbereiche unserer Gesellschaft und wirkt<br />

somit ebenfalls lebenslaufbestimmend. Folglich bildet sich <strong>das</strong> hierarchische<br />

Geschlechterverhältnis häufig <strong>in</strong> der Berufswahl ab, <strong>in</strong>dem Jungen sich vielfach für<br />

renommierte, gut bezahlte, Karriere sowie geschützte Arbeitsverhältnisse 357 versprechende<br />

„Männerberufe“ entscheiden, während Mädchen prestigefreie, schlecht entlohnte<br />

„Frauenberufe“ wählen, die ke<strong>in</strong>e <strong>oder</strong> nur ger<strong>in</strong>ge Aufstiegschancen und oft nur den E<strong>in</strong>stieg<br />

<strong>in</strong> prekäre Beschäftigungsverhältnisse bieten. Dabei -und <strong>das</strong> ist der entscheidende Punkt aus<br />

didaktischer Sicht- <strong>passt</strong> sich diese Berufswahlentscheidung der Geschlechter <strong>in</strong> die<br />

sozioökonomischen Strukturen e<strong>in</strong> bzw. ordnet sich soziokulturellen Vorstellungen unter,<br />

welche gleichermaßen durch <strong>das</strong> hierarchisch organisierte Geschlechterverhältnis<br />

charakterisiert s<strong>in</strong>d. Das bedeutet, <strong>das</strong>s die Schule im Rahmen ihrer per def<strong>in</strong>itionem<br />

berufsvorbereitenden Funktion (die auf den Erwerb von Fachqualifikationen sowie von auf<br />

die Gesellschaftsordnung bezogenem Wissen gerichtet ist) nicht nur e<strong>in</strong>e fundierte<br />

Allgeme<strong>in</strong>bildung und geme<strong>in</strong>wesenbezogene Werte vermitteln soll, sondern auch die an<br />

Komplementarität ausgerichtete, <strong>in</strong> den gesellschaftlichen Verhältnissen dokumentierte<br />

Geschlechterhierarchie zum Unterrichts<strong>in</strong>halt machen muss. 358 Aufzuzeigen s<strong>in</strong>d somit im<br />

Unterricht die <strong>das</strong> hierarchische Geschlechterverhältnis dokumentierenden<br />

sozioökonomischen und soziokulturellen Leitbilder und ihre erhebliche E<strong>in</strong>flussnahme auf<br />

Biografie und Lebenslage, <strong>in</strong>dem Berufe entsprechend ihres jeweiligen Marktwertes über<br />

Lebenschancen und -risiken verfügen. Konkrete Anregungen hierzu f<strong>in</strong>den sich im nächsten<br />

Teilkapitel zur<br />

G.1.4. Interdiszipl<strong>in</strong>arität<br />

Angesichts e<strong>in</strong>er hohen Lehrplanfülle würde die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Unterrichtsfaches<br />

„Berufsorientierung“ als zusätzlich <strong>in</strong> den Stundenplan aufzunehmendes Fachgebiet <strong>in</strong> der<br />

Regel e<strong>in</strong>e klare Überforderung für Schulen bedeuten. Außerdem stellte sich hierfür <strong>in</strong><br />

Anbetracht der Komplexität der Berufsf<strong>in</strong>dungsproblematik die Kompetenz- und somit die<br />

F<strong>in</strong>anzierungsfrage, weil „schulische Beruforientierung“ als Fachdiszipl<strong>in</strong> nicht <strong>in</strong>tern durch<br />

e<strong>in</strong>e schuleigene Lehrkraft unterrichtet werden könnte, sondern dafür auf e<strong>in</strong>e speziell<br />

356 siehe Kapitel „C.3. Gesellschaftliche Strukturen als Zensur ,geschlechtsuntypischer’ Berufswahlambitionen“<br />

357 Wenngleich die Umbrüche <strong>in</strong> der Erwerbsgesellschaft heutzutage oftmals auch <strong>in</strong> „Männerberufen“ die<br />

Beschäftigungssicherheit <strong>in</strong> Frage stellen, bleibt sie doch statistisch gesehen bisher e<strong>in</strong> entscheidendes<br />

Charakteristikum dieses Makro-Berufsbereiches.<br />

358 zur methodischen Umsetzung siehe „4. Interdiszipl<strong>in</strong>arität“<br />

314

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