Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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Nachnamens; bei der nächsten Aufgabenstellung Weiterrücken <strong>in</strong> der alphabetischen<br />
Reihenfolge nach dem Rotationspr<strong>in</strong>zip), <strong>das</strong> Vorbr<strong>in</strong>gen von Kritik gegenüber e<strong>in</strong>zelnen<br />
Gruppenmitgliedern <strong>in</strong> konstruktiver Form, gleiche Redezeiten für alle Gruppenangehörigen,<br />
ke<strong>in</strong>e Unterbrechung der fachbezogenen Ge<strong>danke</strong>näußerungen e<strong>in</strong>zelner Gruppenmitglieder<strong>–</strong><br />
außer im Falle der deutlichen Überschreitung der vere<strong>in</strong>barten Redezeit, Zusammenarbeit statt<br />
Konkurrenz als oberster Grundsatz.<br />
b) Soziale Anerkennung bzw. Akzeptanz<br />
In den befragten Klassen bestanden klare Vorstellungen über sogenannte<br />
geschlechtsspezifische Verhaltensnormen und die Notwendigkeit ihrer E<strong>in</strong>haltung, um<br />
Akzeptanzverluste zu vermeiden. So teilten 4/10 der Schüler<strong>in</strong>nen -und zwar <strong>in</strong>sbesondere<br />
jene mit e<strong>in</strong>em hohen Durchsetzungsvermögen gegenüber ihren Mitschülern!- die<br />
Auffassung, sich als Mädchen wie die meisten Jungen zu benehmen, sei <strong>in</strong> der Klasse wenig<br />
anerkannt. Bei den Schülern gaben sogar 7/10 an, als Junge wie die meisten Mädchen<br />
aufzutreten, hätte e<strong>in</strong>en Anerkennungsmangel <strong>in</strong> der Klasse zur Konsequenz. Und im Kontext<br />
dazu g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e starke Mehrheit der Mädchen bzw. e<strong>in</strong>e knappe Mehrheit der Jungen im<br />
H<strong>in</strong>blick auf den Beruf von e<strong>in</strong>er negativen Sanktionierung „geschlechtsuntypischen“<br />
Verhaltens durch <strong>das</strong> Kollegium aus. Folgerichtig stuften beide Geschlechter auch<br />
mehrheitlich die verhaltensbezogene Wahrnehmung e<strong>in</strong>er Frau als „Mannweib“ bzw. e<strong>in</strong>es<br />
Mannes als „Softie“ als Prestigeverlust e<strong>in</strong>. Im E<strong>in</strong>klang mit diesen Ergebnissen wertete die<br />
Hälfte der Mädchen und die Mehrheit der Jungen „Frauenberufe“ wegen des „männlichen“<br />
Empathiemangels als ungeeignet für Männer, und wiederum die Majorität der Jungen sowie<br />
e<strong>in</strong>e Drittel-M<strong>in</strong>derheit der Mädchen ordnete „Männerberufe“ als ungeeignet für Frauen<br />
<strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>es „weiblichen“ Durchsetzungsdefizites e<strong>in</strong>. Derartige verhaltensbezogene<br />
Annahmen wurden offensichtlich <strong>in</strong>sbesondere bei den Jungen durch die Ausrichtung des<br />
Sportunterrichtes verstärkt. Denn weniger als 1/3 der Mädchen, aber bereits die knappe Hälfte<br />
der Jungen klassifizierte den Sportunterricht als Kampfgeisttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, womit sich bei den<br />
Jungen die Beurteilung von „Männerberufen“ als durchsetzungsorientiert und die<br />
Selbste<strong>in</strong>schätzung als sehr durchsetzungsfähig gegenüber den Mitschüler<strong>in</strong>nen verband. In<br />
Verb<strong>in</strong>dung mit den eben genannten, <strong>in</strong> den Schulklassen vorhandenen Erwartungen an e<strong>in</strong><br />
„geschlechtsspezifisches“ Sozialverhalten standen vielfach Erfahrungen von<br />
Integritätsverletzungen bei Mädchen <strong>oder</strong> <strong>das</strong> Wissen um soziale Des<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> der<br />
männlichen peer-group im Falle von Nonkonformität bei Jungen. So mussten sich 2/3 der<br />
Mädchen manchmal <strong>in</strong> der Schule gegen Anmache von Jungen wehren, und sogar ¾ der<br />
Schüler<strong>in</strong>nen befürchteten für den Fall der Ausübung e<strong>in</strong>es „Männerberufes“ e<strong>in</strong>e solche<br />
Belästigung durch Kollegen. Bei den Schülern h<strong>in</strong>gegen vertrat 1/3 die Auffassung, e<strong>in</strong><br />
Junge, der sich zuviel mit den Mädchen abgebe, mache sich vor den anderen Jungen <strong>in</strong> der<br />
Klasse lächerlich. Daran gekoppelt befürchteten 3/5 der Schüler<br />
Anerkennungsschwierigkeiten bei ihren Kumpels, wenn sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Frauenberuf“ tätig<br />
wären. Sowohl die sexuelle Belästigung von Mädchen <strong>in</strong> der Schule als auch die Abwertung<br />
sogenannter weichlicher Jungen durch die männliche Gleichaltrigengruppe stellen<br />
Ausgrenzungsmechanismen dar, welche die Betroffenen klar auf e<strong>in</strong>e Rolle als Statusniedrige<br />
verweisen, denen die soziale Achtung bzw. Wertschätzung e<strong>in</strong>fach entzogen werden kann.<br />
E<strong>in</strong>e Fortsetzung dieser <strong>in</strong> der Schule wirksamen Ausgrenzungsmechanismen antizipierten<br />
viele Befragten beiderlei Geschlechts daher für die Arbeit <strong>in</strong> „geschlechtsuntypischen“<br />
Berufen.<br />
Daraus lässt sich nun zweierlei ableiten. Zum e<strong>in</strong>en müssen Jungen schon <strong>in</strong> der Schule<br />
dah<strong>in</strong>gehend sozialisiert werden, mit Mädchen egalitär und kameradschaftlich umzugehen,<br />
weil für „Männerberufe“ ambitionierte Mädchen <strong>in</strong> selbigen en masse mit Jungen konfrontiert<br />
werden. Gel<strong>in</strong>gt es der Schule nicht, diese Sozialisationsleistung bei Jungen zu erbr<strong>in</strong>gen,<br />
entscheiden sich fachlich motivierte Schüler<strong>in</strong>nen möglicherweise entweder von vornhere<strong>in</strong><br />
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