Klassenbester in Deutsch oder Englisch? Nein danke – das passt ...
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existieren (vgl. Schlüsselzahlen zum Bildungswesen <strong>in</strong> der Europäischen Union 1997, S.<br />
115).] Ebenso machten Maria Anna Kreienbaum und Sigrid Metz-Göckel auf den unter 20%<br />
liegenden Anteil von weiblichen Lehrkräften <strong>in</strong> Mathematik, Physik, Chemie und Informatik<br />
aufmerksam (vgl. Kreienbaum/ Metz-Göckel 1992, S. 40), welcher zu e<strong>in</strong>er<br />
Unterrepräsentanz von „geschlechtsuntypischen“ fachbezogenen Rollenmodellen für<br />
Schüler<strong>in</strong>nen führt. Ist doch bei der Leistungskursentscheidung für Mädchen und Jungen<br />
„…die Fachwahl auch von Person und Geschlecht der Lehrperson abhängig…“ (Brehmer/<br />
Küllchen/ Sommer 1989, S. 156). Auch e<strong>in</strong>e zwar ältere, jedoch auf die stattliche Zahl von<br />
660 Befragten gestützte Studie stellt solche personenbezogenen Identifikationsprozesse als<br />
Ursache für die H<strong>in</strong>wendung zu bzw. die Ablehnung von bestimmten Unterrichtsfächern fest:<br />
„In vielen Fällen erkennt man bei e<strong>in</strong>er Rückschau auf <strong>das</strong> Schulalter, daß e<strong>in</strong> bestimmtes<br />
Fach nicht primär auf Grund eigenen Interesses an dem Stoff zum Liebl<strong>in</strong>gsfach geworden ist<br />
(ebensowenig e<strong>in</strong> anderes Fach auf Grund eigener Un<strong>in</strong>teressiertheit am Lehrstoff zum<br />
abgelehnten, bestgehaßten Fach), sondern daß man sich der Person des Lehrers wegen um<br />
besonders gute Leistungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fach bemühte, bzw. e<strong>in</strong> Fach ,l<strong>in</strong>ks liegen ließ’. …Oft<br />
sche<strong>in</strong>t dieses Liebl<strong>in</strong>gsfach auch berufliche Entscheidungen mitbestimmt zu haben.“, was<br />
nach der Studie bei 35% der Frauen und bei 59% der Männer der Fall war. (Lehr 1969, S.<br />
129) Bei der Frage der beruflichen Verwertbarkeit des Leistungskurses dürfte auch die Frage<br />
der Fremdattribuierung e<strong>in</strong>e Rolle spielen. So werden Teilnehmern an Leistungskursen <strong>in</strong><br />
geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> für jungentypisch erachteten Unterrichtsfächern von LehrerInnen berufliche<br />
Ambitionen unterstellt<strong>–</strong> bei ihren Kurskamerad<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>gegen wird diese Zuschreibung<br />
unterlassen (vgl. Brehmer/ Küllchen/ Sommer 1989, S. 153 ff; vgl. auch Roloff/ Evertz 1992,<br />
S. 23). Erwähnt seien an dieser Stelle gleichfalls Forschungsergebnisse von Helga Thomas<br />
und Astrid Albrecht-Heide von 1978, nach denen „…die Fächerwahl <strong>in</strong> koedukativen Schulen<br />
sehr viel stärker geschlechtsspezifisch erfolgt als etwa <strong>in</strong> re<strong>in</strong>en Jungen- <strong>oder</strong><br />
Mädchenschulen.“ 189 E<strong>in</strong>en anderen Aspekt, der von der Koedukationsforschung <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung mit dem Zusammenhang zwischen Fachwahl und Berufswahl gebracht wird,<br />
stellt die Präsentation der „…Geschichte der Naturwissenschaften…ausschließlich als<br />
Geschichte berühmter Männer…“ <strong>in</strong> den schulischen Curricula dar (Kreienbaum/ Metz-<br />
Göckel 1992, S. 43, vgl. auch S. 40), womit hier für Mädchen weibliche Vorbilder als<br />
Stimulus für <strong>das</strong> e<strong>in</strong>gangs erläuterte Nachahmungslernen fehlen. Und auch Johannes<br />
Glötzner, welcher sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mehrere Jahre umfassenden Untersuchung mit der Analyse<br />
von Mathematikbüchern für verschiedene Klassenstufen befasste, resümiert über die als<br />
Reaktion auf die koedukationskritische Debatte eigentlich nach emanzipatorischen Kriterien<br />
überarbeitete Buchgeneration: „Die Buben/ Männer s<strong>in</strong>d…berufstätig, wissenschaftlich und<br />
technisch <strong>in</strong>teressiert und versiert. Die Mädchen/ Frauen s<strong>in</strong>d für Küche, E<strong>in</strong>kauf, Wäsche,<br />
K<strong>in</strong>der und überhaupt für untergeordnete D<strong>in</strong>ge zuständig…“ 190<br />
Gehen wir weiterh<strong>in</strong> davon aus, <strong>das</strong>s Bewegung e<strong>in</strong> bedeutsamer Faktor für die<br />
Identitätsentwicklung ist, weil sich durch sie die Aneignung der Umwelt vollzieht, also mittels<br />
Bewegungserfahrungen e<strong>in</strong>e „körperliche Sozialisation“ stattf<strong>in</strong>det (vgl. Kreft/ Mielenz<br />
1988, S. 359ff) und berücksichtigen wir zudem, <strong>das</strong>s <strong>in</strong> unserem Kulturkreis<br />
„geschlechtsspezifische“ Bewegungskulturen existieren, die „…herrschende Vorstellungen<br />
über körperliche Fähigkeiten, Verhaltensmuster und Schönheitsideale beider Geschlechter…“<br />
<strong>in</strong>tegrieren (Faulstich-Wieland/ Pfister 1989, S. 32) und nach e<strong>in</strong>er Untersuchung von Gertrud<br />
Pfister auch im Rahmen des Sportunterrichtes praktiziert werden (Pfister <strong>in</strong> Brehmer 1982, S.<br />
217), so ersche<strong>in</strong>t zum Thema der antizipierten Verwertung schulisch erworbener fachlicher<br />
189 Thomas, Helga/ Albrecht-Heide, Astrid: Ungleichheit der Bildungschancen als Faktor der Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
von Mädchen und Frauen unter besonderer Berücksichtigung des Sekundarschulwesens. TU Berl<strong>in</strong> 1978, zitiert<br />
<strong>in</strong>: Faulstich-Wieland/ Pfister 1989, S. 12f; vgl. dazu auch Kreienbaum/ Metz-Göckel 1992, S. 57f<br />
190 Glötzner, Johannes: Sexismus <strong>in</strong> neuen Mathematikbüchern. In: Pädagogik heute, Heft 3, 1987, S. 15-21,<br />
zitiert <strong>in</strong>: Faulstich-Wieland 1991, S. 92<br />
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