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Lexikon der Entsprechungen - zusammengestellt aus den HG: T-Z

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Gebrauch gebildet, mithin ist es noch nicht geöffnet, son<strong>der</strong>n nur das Äußerste,<br />

das dem sinnlichen Menschen angehört. Wenn dieses allein offen ist, so ist noch<br />

Unwissenheit da; <strong>den</strong>n alles, was <strong>der</strong> Mensch versteht und inne wird, kommt<br />

<strong>aus</strong> dem Inneren. Hier<strong>aus</strong> kann man auch erkennen, daß die Unschuld, die alsdann<br />

da ist, und die Unschuld <strong>der</strong> Kindheit genannt wird, eine ganz äußerliche Unschuld<br />

ist.<br />

Daß <strong>der</strong> zweite Zustand ein Zustand <strong>der</strong> Belehrung und des Wissens ist, ist ebenfalls<br />

klar. Dieser Zustand ist noch nicht <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Einsicht, weil <strong>der</strong> Knabe alsdann<br />

noch nichts <strong>aus</strong> sich schließt, und noch nicht zwischen Wahrheiten und Wahrheiten<br />

unterscheidet, nicht einmal zwischen Wahrem und Falschem, von sich <strong>aus</strong>, son<strong>der</strong>n<br />

<strong>aus</strong> an<strong>der</strong>en. Er <strong>den</strong>kt und redet nur Gedächtnissachen, somit <strong>aus</strong> bloßem Wissen,<br />

und sieht nicht und wird nicht selbst inne, ob etwas so sei, son<strong>der</strong>n er glaubt eben<br />

seinem Lehrer, mithin, weil ein an<strong>der</strong>er so gesagt hat.<br />

Der dritte Zustand aber wird <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Einsicht genannt, weil <strong>der</strong> Mensch<br />

alsdann von sich <strong>aus</strong> <strong>den</strong>kt, urteilt und schließt; und was er dann erschließt, ist<br />

sein, und nicht eines an<strong>der</strong>en. In dieser Zeit fängt <strong>der</strong> Glaube an, <strong>den</strong>n <strong>der</strong> Glaube<br />

ist kein Glaube des Menschen selbst, ehe dieser durch die Vorstellungen des<br />

eigenen Denkens begründet, was er glaubt. Vorher ist <strong>der</strong> Glaube nicht sein,<br />

son<strong>der</strong>n eines an<strong>der</strong>en in ihm, <strong>den</strong>n er hat <strong>der</strong> Person geglaubt, nicht <strong>der</strong> Sache.<br />

Hier<strong>aus</strong> kann erhellen, daß <strong>der</strong> Zustand <strong>der</strong> Einsicht beim Menschen dann anfängt,<br />

wenn er nicht <strong>aus</strong> dem Lehrer, son<strong>der</strong>n <strong>aus</strong> sich <strong>den</strong>kt; und das geschieht nicht<br />

eher, als bis sein Inneres gegen <strong>den</strong> Himmel zu geöffnet wird. Man merke, daß<br />

das Äußere beim Menschen in <strong>der</strong> Welt ist, und das Innere im Himmel, und daß<br />

<strong>der</strong> Mensch nur so viel Einsicht und Weisheit hat, als Licht <strong>aus</strong> dem Himmel<br />

in das einfließt, was er <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Welt hat; und dies geschieht in dem Maß und<br />

in <strong>der</strong> Art, wie sein Inneres geöffnet ist; und dieses wird in dem Maß geöffnet,<br />

als <strong>der</strong> Mensch für <strong>den</strong> Himmel lebt, und nicht für die Welt.<br />

Der letzte Zustand aber ist ein Zustand <strong>der</strong> Weisheit, und <strong>der</strong> Unschuld in <strong>der</strong><br />

Weisheit. Dieser ist vorhan<strong>den</strong>, wenn <strong>der</strong> Mensch nicht mehr sich bestrebt, Wahres<br />

und Gutes zu verstehen, son<strong>der</strong>n es zu wollen und es zu leben; <strong>den</strong>n das heißt<br />

weise sein. Und <strong>der</strong> Mensch kann insoweit das Wahre und Gute wollen und im<br />

Leben üben, als er in <strong>der</strong> Unschuld ist, d.h., als er glaubt, daß er nicht <strong>aus</strong> sich<br />

weise ist, son<strong>der</strong>n alle Weisheit dem Herrn verdankt. Ferner insoweit, als er es<br />

liebt, daß es so ist. Daher kommt es, daß dieser Zustand auch ein Zustand <strong>der</strong><br />

Unschuld in <strong>der</strong> Weisheit ist.<br />

Aus <strong>der</strong> Aufeinan<strong>der</strong>folge dieser Zustände kann <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> weise ist, auch<br />

die Wun<strong>der</strong> <strong>der</strong> göttlichen Vorsehung erkennen, die sich darin zeigen, daß <strong>der</strong><br />

vorhergehende Zustand immer die Grundlage <strong>der</strong> folgen<strong>den</strong> bildet, und daß die<br />

Öffnung o<strong>der</strong> Aufschließung des Inneren vom Äußeren bis zum Innersten nach<br />

und nach vor sich geht; und zuletzt so, daß das, was das erste war, aber im<br />

Äußersten, dann auch das letzte ist, aber im Innersten, nämlich die Unwissenheit<br />

und die Unschuld; <strong>den</strong>n wer da weiß, daß er von sich <strong>aus</strong> gar nichts weiß, und<br />

daß alles, was er weiß, vom Herrn ist, <strong>der</strong> ist in <strong>der</strong> Unwissenheit <strong>der</strong> Weisheit,<br />

und auch in <strong>der</strong> Unschuld <strong>der</strong> Weisheit.<br />

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