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Library Buildings around the World

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herein, dieser Bereich ist öffentlich! Die darüberliegenden vier Geschosse aber sind in eine Aluminiumhaut eingeschlagen, und zwar<br />

gerade so, wie ein Umschlag ein Buch umfängt. Biblio<strong>the</strong>ksdirektor Michael Fernau und seine Mitarbeiter zeigen sich von der<br />

bildlichen Suggestion entzückt: ein Biblio<strong>the</strong>ksbau in Buchform, ein hingebreiteter Foliant, wie passend. Frau Glöckler dementiert<br />

nicht den visuellen Effekt, möchte ihn aber als Planungsergebnis, nicht als Vorgabe verstanden wissen. «Ich bin in der Zeit der<br />

Postmoderne aufgewachsen und weiss, dass man sich beim Bauen vor konkreten Bildern hüten muss», sagte sie uns. Von Robert<br />

Venturi hat sie gelernt, dass Architektur ihre städtebauliche Geste auf die Geschwindigkeit der Passanten abstimmen muss:<br />

Schnelles Vorbeieilen erfordert grosse, kompakte Gesten; dem langsam Näherkommenden hingegen kann man Filigranes zumuten.<br />

So verhält es sich nun auch an Leipzigs Deutschem Platz. Wer dort bloss vorübersaust, dem wendet der silbrig glänzende Foliant<br />

abweisend den grossen runden Rücken zu. Unschwer zu erraten, dass diese geschlossene Wölbung konservatorischen Forderungen<br />

gehorcht. Was dahinter- liegt, braucht Schutz. Magazine besetzen immerhin mehr als 80 Prozent der frisch hinzugewonnenen<br />

Flächen. Filigraner, poetischer, transparenter zeigt sich der Erweiterungsbau allen, die den Weg bis vor seinen Eingang gefunden<br />

haben. Hier tritt einem Glöcklers Werk in Gestalt zweier gegenläufiger, ineinander verschränkter Baukörper gegenüber, und hier<br />

erblickt man gleichsam den Schnitt des über dem Erdgeschoss ruhenden Folianten. Zartfarbene Glasplatten, deren verschiedene<br />

Rottöne Johann Sebastian Bachs vierter Goldberg-Variation «nachkomponiert» sein sollen, gliedern die Fassade. Dass auch das<br />

Deutsche Musikarchiv, zuvor in einer Villa in der Randlage Berlins ansässig, nach Leipzig gezogen ist, stand noch nicht zur Debatte,<br />

als Gabriele Glöckler 2002 den offenen Wettbewerb um den Erweiterungsbau gewann. Aber die aufs Entwerfen spezialisierte, nur<br />

ein kleines Büro bzw. Atelier betreibende Architektin hat auch diese Aufgabe elegant gelöst. Statt eines unterirdischen Geschosses<br />

hat der Neubau nun deren drei, und im rückseitig gelegenen Innenhof des Altbaus ist, futuristisch anmutend wie ein Ufo, ein<br />

Lesesaal mit Audio-Arbeitsplätzen entstanden. Ein Bereich für Schaukästen mit historischen Abspielgeräten, für Tonstudios und für<br />

eine absolut schalldichte Abhörkabine (in der Stille dort haben Töne, zumal die leisen, eine unglaubliche Transparenz) fanden in der<br />

Übergangszone zwischen Alt- und Neubau Platz. Die Maxime der Eingangsfassade, das neue Haus als gebaute Einladung zu<br />

gestalten, setzt sich innen fort: Schöne Hölzer, geschwungene Formen, fliessende Linien, glänzende Oberflächen, Rundungen statt<br />

rechter Winkel frönen der Lust am organischen Design, Glaswände entgrenzen die öffentlichen Zonen. Im neuen Lesesaal des Buch-<br />

und Schriftmuseums liegt ein hellgrauer Teppich mit langem Flor, wie er in Hotelfoyers erprobt ist. Ein Ort mehr zum Wohnen<br />

denn zum Arbeiten, so scheint es. Überraschen muss, wie gut das Miteinander dreier Baustile funktioniert. Oskar Puschs<br />

Hauptgebäude bleibt die in sich ruhende Bastion der alten, Einkehr und Dämmerlicht suchenden Lesekultur. Die Büchertürme<br />

verströmen dank einer neuen weissen Aussenhaut beinahe so etwas wie skulpturales Raffinement. Energischer als zuvor betonen sie<br />

die Korrespondenz mit den Hochhäusern aus DDR-Tagen, welche die Strasse des 18. Oktober Richtung Stadtzentrum säumen. Dazu<br />

nun Gabriele Glöcklers Bau. Er verkörpert den Geist der neuen Zeit, da Biblio<strong>the</strong>ksbesucher nicht mehr die natürlichen Feinde der<br />

ihre Schätze hortenden, um den Erhalt der Bücher besorgten Archivare sind, sondern Exponenten des gern beschworenen «offenen<br />

Zugriffs auf Wissen». Dass Erdwärmeheizung, Tageslichtsteuerung, Klimatisierung und dergleichen Techniken in diesem Haus vom<br />

Feinsten sind, effizient und nachhaltig, versteht sich. Der Deutsche Platz endlich, der auf der Blickachse zwischen dem<br />

Völkerschlachtdenkmal und dem Turm des neuen Rathauses liegt, der schon vor hundert Jahren ein repräsentativer Ort werden<br />

sollte und doch immer ab vom Schuss blieb, ist gefühlte zwei Kilometer näher ans Zentrum gerückt. Leipzig, die ärmste und<br />

vielleicht schönste von Deutschlands Grossstädten, äfft beim Bauen oft falsche westliche Vorbilder nach. Beim Schwäbinnen-Import<br />

am Deutschen Platz aber hat man für einmal alles richtig gemacht. Joachim Güntner in: Neue Zürcher Zeitung, 13,05,2011<br />

(http.//www.nzz.ch)<br />

gmp von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg – Germany<br />

http://www.gmp-architekten.de<br />

Libraries:<br />

Kulturpalast Dresden (Zentralbiblio<strong>the</strong>k) – Germany 1st Prize 2009 on design (2015)<br />

Literature:<br />

Dieter Schölzel, Kulturpalast Dresden. Baugeschichte und Umbauvorschläge zur Dresdner Philharmonie. Überarbeitetes Manuskrip<br />

zum Vortrag am 29.10.2003 in der sächsischen Akademie der Künste.<br />

(http://www.kulturpalast-dresden-erhalten/content_de/dieterschoelzel.html)<br />

The result of <strong>the</strong> international architectural competition for <strong>the</strong> reconstruction of <strong>the</strong> Kulturpalast in Dresden was<br />

announced on Thursday, 18 th June 2009. Architects Meinhard von Gerkan, Stephan Schütz and Nicolas Pomränke<br />

from architectural firm von Gerkan, Marg and Partners won <strong>the</strong> first prize of <strong>the</strong> competition, in which over 25 firms<br />

took part. With <strong>the</strong> new design for <strong>the</strong> hall and <strong>the</strong> integreation of <strong>the</strong> Central <strong>Library</strong>, <strong>the</strong> intention is for <strong>the</strong><br />

Kulturpalast to revert to its original key role as acultural meeting point – a kind of urban “open house”. The unique<br />

central location between <strong>the</strong> Altmarkt, <strong>the</strong> Schloss area and Neumarkt necessitates a building oriented in every direction<br />

so as to meet <strong>the</strong> requirement for geographical and conceptual openess as a civic meeting place. The design takes this<br />

objective into account in that all <strong>the</strong> cultural installations can be accessed from all three entrance sides of <strong>the</strong> building.<br />

The large sou<strong>the</strong>rn lobby on <strong>the</strong> ground floor acts as a main entrance to all functional areas, but also as a social meeting<br />

point and a local urban fulcrum. The Central <strong>Library</strong> can bee reached from all entrances, but particularly from <strong>the</strong><br />

Altmark side. This central arrangement reinforces <strong>the</strong> <strong>Library</strong> as a key facility alongside <strong>the</strong> concert hall. All <strong>the</strong> same<br />

time, <strong>the</strong> clear symmetrical arrangement of all cultural facilities reinforces <strong>the</strong> historical design concept.<br />

The <strong>Library</strong> is wrapped in a ring round <strong>the</strong> concert hall like a slipcase. Placing <strong>the</strong> library vestibule beneath <strong>the</strong> concert<br />

hall allows central access, and provides spacious areas for ancillary functions grouped <strong>around</strong> <strong>the</strong> entrance. Behind <strong>the</strong><br />

entrance area, <strong>the</strong> library is divided into two “towers”, which are connected internally at gallery level to make a<br />

complete circle. The events areas of <strong>the</strong> library are found in <strong>the</strong> airy rooms along Schloss Strasse, and are likewise also<br />

accessible from <strong>the</strong> main vestibule in accordance with <strong>the</strong> concept of a multifunctional, open building. (gmp)<br />

Symbol für selbstbestimmtes Lernen<br />

Die öffentliche Biblio<strong>the</strong>k ist in jeder Stadt Symbol und Werkzeug für freies und selbstbestimmtes Lernen. Der Umbau des<br />

Kulturpalastes bietet die Chance, die Haupt- und Musikbiblio<strong>the</strong>k und die Jugendabteilung „medien@age" der Städtischen<br />

Biblioheken so weiterzuentwickeln, dass sie den hohen Erwartungen der Dresdner auch in Zukunft entsprechen können - schließlich<br />

repräsentiert eine Biblio<strong>the</strong>k die Stadt und den Geist ihrer Bürger. Die Fusion der Haupt-, Musik und Jugendbiblio<strong>the</strong>k zur neuen<br />

Zentralbiblio<strong>the</strong>k im Kulturpalast bringt klare Vorteile. Der Service für die Besucher verbessert sich durch kürzere Wege, längere<br />

Öffnungszeiten und hervorragende Anbindung. Eine Zentralbiblio<strong>the</strong>k genau zwischen Altmarkt und Neumarkt wird wie früher<br />

gesellschaftlicher Mittelpunkt und öffentlicher Raum, Ort des Informationsaustauschs und der Kommunikation. Die neue Biblio<strong>the</strong>k<br />

bietet 6.000 Quadratmeter öffentliche Fläche. Mit täglich 3.000 bis 4.000 Besuchern stellt sie das Kommunikationszentrum im neuen<br />

Kulturpalast dar. Die großen Glasflächen schaffen eine Verbindung zwischen Innen und Außen. Die Besucher haben einen<br />

wunderbaren Blick auf die Stadt, zugleich kann die Biblio<strong>the</strong>k von außen eingesehen werden. Neben den Medienbeständen im<br />

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