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Library Buildings around the World

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Planungsgemeinschaft zauberscho(e)n, Münster – Germany<br />

http://www.zauberscho(e)n.eu<br />

see also: Bühler und Bühler, München, http://www.buehler-buehler.de<br />

Fachhochschule, Anbau der Biblio<strong>the</strong>k Fachbereich Architektur / Design, Münster – Germany 2010<br />

BGF: 400 m², BRI: 1.800 m², € 1.250.000<br />

Literatur:<br />

db Deutsche Bauzeitung, 20.11.2010, pp.46-51<br />

<strong>the</strong> horse on <strong>the</strong> ceiling n e w s t a t e s i n f r o n t o f t h e s t a b l e s<br />

new positions in front of <strong>the</strong> stables for quite a while now, students instead of soldiers have drawn ranks inside <strong>the</strong> old horsemen<br />

barracks. a creative campus has been shaped in <strong>the</strong> north of münster. <strong>the</strong> leonardo-campus consists of <strong>the</strong> art academy, <strong>the</strong> münster<br />

school of architecture (msa) and <strong>the</strong> department of design. <strong>the</strong> book inventories are consolidated in a library and stand behind walls<br />

of a part of <strong>the</strong> former stables. <strong>the</strong> shelves require more space. but where? in <strong>the</strong> past horses stood in front of <strong>the</strong> stables, now books<br />

are going to stand h e r e. framed by a glass façade, whose large-sized glass panels will be reinforced by glass fins. up front three<br />

study carrels, for undisturbed learning, will shape <strong>the</strong> façade. <strong>the</strong> study carrels serve as a bearing. in <strong>the</strong> back <strong>the</strong>re is a table for<br />

group work, with a curtain to <strong>the</strong> visually and acoustically separate if necessary. in <strong>the</strong> rear section <strong>the</strong> roof rests on three columns,<br />

whose form reflects <strong>the</strong> frozen movement of horses legs, which moved here in former times. between <strong>the</strong> new and old roof, a seam-oflight<br />

illuminates <strong>the</strong> stable wall, in front of which horses were formerly tied up. stairs and openings in <strong>the</strong> wall prevent standstill.<br />

(zauberscho(e)n)<br />

Nur wer um die sprichwörtlichen Qualitäten jener grundsoliden aber selten wirklich anmutigen Bauten weiß, welche der Bau- und<br />

Liegenschaftsbetrieb (BLB) für die Hochschulen des Landes NRW in Eigenregie errichtet, nur der wird das kleine Wunder so<br />

richtig begreifen können, das seit geraumer Zeit auf dem Leonardo-Campus der westfälischen Stadt Münster zu bestaunen ist.<br />

Unerwartete Praxisnähe: Studierende und Lehrende kooperieren. Bei der Bebauung des weitläufigen Leonardo-Areals, auf dem die<br />

Fachhochschule Münster mit den Studiengängen Architektur und Design sowie die Kunstakademie Münster untergebracht sind,<br />

handelt es sich überwiegend um denkmalgeschützte Kürassierkasernen und Stallungen aus dem Jahre 1901, ergänzt durch ein<br />

neueres Kunstakademiegebäude (von Gün<strong>the</strong>r Domenig *06.07.34 Klagenfurt -15.06.12 Graz, RESOWI-Zentrum Universität Graz<br />

1993-1996)) sowie einen Neubau für die Designer. Die zentrale Biblio<strong>the</strong>k für alle Fachbereiche ist im Inneren des Campusareals in<br />

einem der alten Marstallgebäude untergebracht und bedurfte dringend einer Erweiterung. Dafür legte der BLB einen schlichten<br />

Vorentwurf vor, der die Biblio<strong>the</strong>kserweiterung hinter der jetzigen Biblio<strong>the</strong>k<br />

versteckt hätte. Dies erregte bei einigen Architekturstudenten der Gruppe „Zauberscho(e)n“ im Masterkurs von Prof. Herbert<br />

Bühler heftigen Widerspruch. Woraus ein Gegenentwurf entstand, der den neuen Biblio<strong>the</strong>kstrakt als regelrechtes Schauobjekt<br />

mitten ins Zentrum des Campus rückte. Es blieb jedoch nicht beim Vorschlag. Als Gemeinschaftsprojekt von Studierenden und<br />

Lehrenden konnte der Entwurf im Rahmen der vorgegebenen Budgetierung und wachsam vom BLB beäugt auch tatsächlich<br />

realisiert werden. Damit war das Wunder von Münster perfekt. Farbenlehre in einer leuchtenden Büchervitrine Die Idee der<br />

Arbeitsgruppe „Zauberscho(e)n“ mit Andreas Schüring und Stephan Weber (und Mathias Horstmann in der Entwurfsphase)<br />

bestand darin, die neuen Bücherregale vor den alten Pferdestall mit der bestehenden Biblio<strong>the</strong>k zu stellen, dreiseitig umrahmt von<br />

einer raumhoch durchlaufenden, nur durch Glasschwerter ausgesteiften Glasfassade. Das dicke, von einer Firma gesponserte<br />

Spezialglas ist nicht grünlich, sondern klar und damit besonders transparent. Bei Tag spiegelt sich das Grün der Bäume in den<br />

Fassaden, bei Nacht präsentiert sich die neue Biblio<strong>the</strong>k hingegen wie eine illuminierte Vitrine als regelrechter Eyecatcher und<br />

Fokus des gesamten Campus. Der lange Biblio<strong>the</strong>ksraum ist unterteilt in drei Zonen. Im vorderen Bereich gibt es zur Schmalseite<br />

hin Leseplätze und an der Längsseite drei leicht schräg gestellte, abgetrennte Kabinen zur ungestörten Lektüre. Es folgen die langen<br />

Reihen mit Bücherregalen. Neusachliche, an den Regalen befestigte Industrieleuchten aus Frankreich sorgen für eine ephemere<br />

horizontale Ebene aus Licht. Vor der hinteren Stirnwand steht ein ovaler Tisch für Gruppenarbeit und Präsentationen. Durch einen<br />

oval um den Tisch herum geführten Akustikvorhang kann der Raum hier flexibel und organisch für eine „Denkzone“ abgetrennt<br />

bzw. geöffnet werden. Außen ist der Vorhang bedruckt mit einem digital generierten Motiv aus Rafaels Gemälde „Schule der<br />

Philosophen“. Gottfried Sempers Feststellung, der zu Folge Farben weniger schreiend wirken als blendendes Weiß, wurde der Raum<br />

in Anlehnung an Corbusiers „Polychromie architecturale“ farbig gefasst. So entsteht ein delikates Zusammenspiel von grüner<br />

Decke, weißen Stützen und schwarzem Fußboden mit dem roten Ziegelton der angrenzenden Backsteinbauten und der<br />

jahreszeitbedingten Farbigkeit der Bäume. Im Dialog mit dem denkmalgeschützten Reitstall Der wie ein Flügel ausgebildete<br />

Dachkörper aus Stahl ruht auf drei auffällig dekonstruierten, kastenförmig verschweißten Stahlstützen. Ihre eingefrorene Dynamik<br />

wurde digital abgeleitet aus den Bewegungsstudien eines Reiters von Eadweard Muybridge aus dem Jahre 1878; eine Reverenz<br />

vor dem Genius loci des angrenzenden ehemaligen Reitstalls. Zwischen dem Dach der neuen Biblio<strong>the</strong>k und dem alten Reitstall für<br />

die bereits vorhandene Biblio<strong>the</strong>k wurde eine von farbig lackierten Stahlprofilen eingefasste Lichtfuge installiert. Diese setzt die<br />

historische Stallwand inklusive der vielen auffälligen Ringe zum Anleinen der Pferde <strong>the</strong>atralisch ins rechte Licht. Automatisch<br />

gesteuerte Lüftungsklappen am Fuß der Glaswände lassen Frischluft in die Biblio<strong>the</strong>k eintreten, welche über dieser Glasfuge oben<br />

entweichen kann. So ist für eine natürliche Be- und Entlüftung gesorgt. Ebenso präzise wie geschickt inszenierte Durchgänge<br />

in die Biblio<strong>the</strong>ksräume des denkmalgeschützten alten Marstalls sowie skulpturale, in die alte Backsteinfassade eingehängte Treppen<br />

verbinden Alt und Neu nach Art einer „promenade architecturale“. Außen wurde an der Traufe des Daches auf Fallrohre<br />

verzichtet. Was bei Münsters sprichwörtlichem Regenreichtum verblüfft. Das bei Schlechtwetter wie ein transparenter Schleier<br />

herabfallende Regenwasser wird jedoch in einem Graben gesammelt und ökologisch abgeleitet. Vor dem Graben steht als<br />

Kunstinstallation ein hoher Mast, der sich bei näherer Betrachtung als Blitzableiter entpuppt. Mithin hat das junge Team von<br />

„Zauberscho(e)n“, unterstützt von seinem Mentor Herbert Bühler, tatsächlich ein kleines Kabinettstück zuwege gebracht. Denn sein<br />

aus Protest heraus geborenes Low-Budget-Projekt ist zum Dreh- und Angelpunkt, zur sprichwörtlichen Corporate Identity einer<br />

ganzen Hochschule geworden. Das ist für einen Erstling wahrhaftig ein unglaublicher Mehrwert, der zur Nachahmung anregen<br />

sollte. Münster ist mit diesem „kleinen Wunder“ um eine wesentliche architektonische Attraktion reicher geworden. Eine<br />

Verbindung von Alt und Neu wie bei einer „promenade architecturale“: das schwarze, skulpturale Treppenelement ist vor<br />

der Backsteinwand geschickt in Szene gesetzt. Rechte Seite: Ein Vorhang trennt den Gruppenarbeitstisch vom restlichen Raum ab.<br />

( Baumeister, Oktober, 2010, pp. 62-68 )<br />

Im Norden von Münster liegt der „Leonardo Campus“. Hier sind in den letzten Jahren Einrichtungen und Institutionen der<br />

Kunstakademie sowie der Fachbereiche Architektur und Design der FH Münster angesiedelt worden, um die inhaltlichen<br />

Schnittflächen der Arbeitsbereiche besser nutzen zu können. Auch die Buchbestände wurden in einer zentralen Biblio<strong>the</strong>k<br />

versammelt, die in einer ehemaligen Reiterkaserne auf dem Gelände untergebracht wurde – statt Pferden stehen nun also Bücher in<br />

den Stallungen. Für die Menge an Büchern musste jedoch zusätzlicher Raum geschaffen werden. Für diese notwendige Erweiterung<br />

wurden von Studierenden der FH Münster – oder: münster school of architecture (msa) – Entwürfe erarbeitet. Aus einem dieser<br />

Entwürfe (namentlich von Mathias Horstmann, Andreas Schüring und Stephan Weber) entstand dann mit den Münchner<br />

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